DS053 - Tod im ewigen Schnee
ihre Waffen in den Schnee gleiten. Doch der vierte beging den Fehler zu versuchen, sein Gewehr herumzureißen.
Eine rote Flamme zuckte aus der Gewehrmündung des Mädchens und dröhnend krachte der Schuß.
Der Mischling schrie auf, als die Kugel sein Gewehr traf und es ihm aus den Fingern riß. Er hielt sich die Hände.
»Die nächste Kugel wird vielleicht von Ihrem Dickschädel abprallen«, erklärte Midnat D’Avis forsch. »Oder auch nicht.«
Renny zog ein tiefbetrübtes Gesicht, was seine Art war, Vergnügen zu zeigen; in seinem langen Gesicht spiegelten sich alle Gefühlsregungen immer umgekehrt wider. Er wußte, welche Kunstfertigkeit dazu gehörte, jemandem die Waffe aus der Hand zu schießen.
»Heiliger Moses, sind wir vielleicht froh, Sie zu sehen!« erklärte er der jungen Frau.
»Das überrascht mich«, erklärte ihm Midnat D’Avis kühl, »nach der Art, wie Sie mich in New York sitzen ließen.«
Renny ignorierte den Sarkasmus. »Wie sind Sie hierhergekommen?«
»Mit dem Flugzeug natürlich!«
»Wir haben aber gar keine Maschine landen hören. Wo ist sie – und wo ist Ihr Pilot?«
»Ich bin selbst geflogen«, erklärte Midnat D’Avis. »Im Schnee, den der Sturm auf wirbelte, konnte ich diesen Posten nicht finden. Dann ging mir das Benzin aus, und ich mußte etwa fünf Meilen westlich von hier landen. Ich war mit Schneeschuhen hierher unterwegs, als ich die Kerle da entdeckte.« Sie deutete auf die vier Mischlinge. »Im Norden,
M’sieur
, reist man nicht in solcher Hast und nicht ohne jedes Gepäck. Im Fernglas gefiel mir ihr Aussehen nicht. Also folgte ich ihnen und sah, wie sie mit ihren Gewehren die Beamten bedrohten. Es war nicht weiter schwer, mich von der anderen Seite her unbemerkt dem Posten zu nähern.«
Kulden, der seine Enttäuschung über die Entwicklung der Dinge geschickt zu verbergen verstand, zeigte mit ausgestrecktem Arm.
»Da kommt Captain Stonefelt. Er wird jetzt schnell Ordnung schaffen.«
Auch Stonefelt kam von Westen heran. Er folgte der Spur der vier Mischlinge. Eine wüste Fluchkanonade kam unter seiner Parkahaube hervor, als er Docs Freunde vor dem Blockhaus stehen sah.
»Was machen Sie außerhalb Ihrer Zelle!« schrie er.
»Vier Männer mit Gewehren kamen und nahmen uns hoch«, sagte ein Mounted-Policeman.
»Und dann kam das Mädchen und nahm sie hoch«, vollendete der andere Mounty.
»Wir wollten gar nicht befreit werden«, meinte Renny.
»Wir wissen von gar nichts«, murmelte einer der Mischlinge.
Captain Stonefelt lief dunkelrot an. Er haßte es, wenn er eine Lage nicht mehr durchschaute. Er fuchtelte mit den Armen und rief: »Einer nach dem anderen!«
Kulden setzte an: »Das Mädchen hier ...«
»Mund halten!« knurrte Captain Stonefelt. Er beäugte Midnat D’Avis. »Wer sind Sie und was machen Sie hier?«
»Mein Name ist Midnat D’Avis, Privatdetektivin aus Toronto. Ich bin hier, um Ben Lane jede mögliche Hilfe zu leisten.«
»Und warum fuchtelten Sie dann hier mit einem Gewehr herum?«
»Ich bin auch gekommen, um Doc Savage zu helfen.«
Captain Stonefelt sprang auf die junge Frau zu, und ehe sie sich versah, hatte er ihr das Gewehr aus den Händen gewunden.
»So, Sie gehören zu diesem Doc Savage? Dann sind Sie ebenfalls verhaftet.«
Die junge Frau trat ihn prompt mit dem Stiefel gegen die Schienbeine und hatte sich ihr Gewehr fast schon wieder zurückerobert, als einer der Mounties zusprang und sie von hinten festhielt.
»Uff!« machte Stonefelt. »Eine richtige Tigerin!« Midnat D’Avis starrte ihm in das rotangelaufene Gesicht. »
Par bleu
, Sie machen hier einen schweren Fehler, der Sie Ihre Karriere kosten kann!«
Captain Stonefelt runzelte die Brauen. »Können Sie beweisen, daß Sie eine lizenzierte Privatdetektivin sind?«
»
Mais, oui
« Sie fuhr mit der Hand unter ihre Parka und zog sie mit betroffenem Gesicht leer wieder zurück. »Ich habe meine Papiere in der Maschine gelassen.«
Captain Stonefelt musterte sie sekundenlang. Auch ihn schien ihr attraktives Äußeres weich zu machen. »Dann werde ich mit Ihnen zu der Maschine gehen, um die Papiere zu holen«, sagte er.
Renny, Long Tom und Johnny wurden wieder in die Zelle gesperrt. Als Gesellschaft erhielten sie ihre vier zweifelhaften Retter,
Kulden war ein Mann vieler Talente. Eines davon war, sich geschickt im Hintergrund zu halten. Er nutzte es jetzt, um bei der ersten sich bietenden Gelegenheit in den Funkraum zu schlüpfen.
Dort schaltete er wiederum mit flinken
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