DS055 - Der Allwissende
verfolgten Wagen trotz der Jagd im Nebel bisher nicht entdeckt worden war.
Mit unverminderter Geschwindigkeit passierten sie jetzt die Stadtgrenze von New York und fuhren in die Hügel von Nassau County. Wäre der Nebel nicht gewesen, hätten sie das blaue Wasser des Long Island Sund auf blitzen sehen.
Als sie durch die historische Siedlung Roslyn kamen, tauchten in ihrem Infrarotscheinwerfer kurz die beiden verfolgten Wagen auf. Deren Fahrer mußten sich mit normalem Scheinwerferlicht einen Weg durch den Nebel bahnen.
In einem Wagen befand sich der Beduine, der aus Docs Hauptquartier geflohen war. Da er glaubte, glatt davongekommen zu sein, tat er genau das, was der Bronzemann erwartet hatte. Er hielt direkt auf eine versteckte Bucht am Long Island Sund zu, wo er hoffte, ein schwarzes Boot vor Anker zu finden.
»Komisch, Doc, daß da auf einmal zwei Wagen sind«, tönte Long Toms Stimme aus dem Wageninneren. »Wie sie sich wohl zusammengefunden haben?«
Doc ließ ihn darauf ohne Antwort, obwohl auch ihm dieser Umstand längst aufgefallen sein mußte. Zweifellos hatten beide Wagen dasselbe Fahrziel.
»Sie werden jetzt wahrscheinlich bald irgendwo abbiegen«, sagte er nur. »Paß nur auf, Renny, daß wir nicht darüber hinausfahren.«
»Klar, ich ...«
Renny kam nicht dazu, den Satz zu vollenden. Der schrille Schrei einer Frau drang plötzlich durch den Nebel. Es lag aber weder Angst noch Panik darin. Er wirkte vielmehr wie ein Schrei, der zu einem ganz bestimmten Zweck ausgestoßen wurde.
Im Rückfenster des voranfahrenden Wagens tauchten kurz zwei Köpfe auf, die im Infrarotlicht gespenstisch silhouettenhaft wirkten.
»Das habe ich erwartet«, bemerkte Doc gelassen. »Gib Gas, Renny. Überhole beide Wagen.«
»Heiliges Kanonenrohr!« platzte Renny heraus. »Im hinteren Wagen ist eine Frau gefangen! Ich wette, es ist Lady Fotheran!«
Doc sagte nichts. Er zog leicht den Kopf ein, als die Limousine jetzt Tempo gewann.
Trotz des Infrarotlichts war es eine riskante Sache, die beiden Wagen auf der schmalen Straße zu überholen. Doc hatte Renny Anweisung gegeben, nicht zu hupen. Lautlos drängte Renny den hinteren Wagen aus der Fahrbahn. Es gab ein kurzes schrammendes Knirschen, als sich zwei Kotflügel berührten.
Vier Männer saßen in dem hinteren Wagen. Ein fünfter lag gefesselt und geknebelt auf dem Boden. Die beiden Männer auf dem Rücksitz hatten eine Frau zwischen sich. Der eine, ein dunkelhäutiger Beduine in einem amerikanischen Straßenanzug, hielt ihr mit der Hand den Mund zu.
»Falls Sie nochmals losschreien, Lady Fotheran«, zischte er, »müssen wir Sie knebeln.«
Die Frau saß starr da und machte keinerlei Anstalten, sich der Hand zu entwinden, die ihr den Mund zuhielt.
Der Fahrer stieß einen Fluch aus. Er war ein Weißer mit einer ausgesprochenen Gangstervisage.
»Kein Mensch könnte in einem solchen Waschküchennebel jemals ohne Licht fahren! Und habt ihr den Kerl gesehen, der draußen auf dem Trittbrett steht? Wie’n Gespenst sieht der aus!«
Tatsächlich mußte die im Nebel noch größerer wirkende Gestalt Doc Savages den Männern im Wagen wie ein übernatürliches Wesen Vorkommen.
»Wenn das nicht dieser Savage ist, will ich einen Besen fressen«, erwiderte der Mann auf dem Beifahrersitz. »Wir sollten lieber anhalten und die Puppe irgendwo in den Graben schmeißen.«
Der Mann hatte eine Maschinenpistole auf den Knien liegen. Aber in seiner Schußrichtung pendelte der voranfahrende Wagen hin und her, den Renny inzwischen ebenfalls überholt hatte.
»Mann, würde ich denen vielleicht eine draufbrennen, wenn die mir da vorn aus dem Weg gingen!« Der Gangster auf dem Beifahrersitz drehte die Seitenscheibe herunter und streckte den Lauf seiner Maschinenpistole hinaus.
Der dunkelhäutige Mann auf dem Rücksitz meldete sich zu Wort.
»Das wäre reine Munitionsverschwendung«, sagte er. »Die Reifen von Doc Savages Wagen sind mit Schaumgummi gefüllt, und die Karosserie ist gepanzert.«
»So?« fauchte der MPi-Schütze. »Aber der Kerl selbst wird ja wohl nicht aus Schaumgummi sein. Dann pump ich ihn eben voll Blei, wenn mir nur die Kerle vorn endlich aus der Schußrichtung gehen würden!« Die Frau auf dem Rücksitz saß immer noch reglos da, obwohl der Mann neben ihr, der eine solche erstaunliche Kenntnis über Doc Savage bewies – er nannte sich Mr. Kassan – ihr längst die Hand vom Mund genommen hatte. Die golden schimmernden Augen der Frau starrten voraus.
Dann rieb sie
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