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DS057 - Die grünen Mumien

DS057 - Die grünen Mumien

Titel: DS057 - Die grünen Mumien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Robeson
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der Stadt. Sie war ein wenig einzelgängerisch und fühlte sich als Aristokratin, obwohl sie natürlich das Wort nicht kannte. Die Männer, die Allgemeinbesitz der Frauen waren, hatten in monatelanger mühseliger Arbeit den Felsen ausgemeißelt, bis Zehi hatte einziehen können. Sie hatte diesen Tag genossen, weil sie sich endlich von den übrigen Frauen hatte absondern können, die sich benahmen, als wären sie Männer, und doch zugleich die Männer verachteten. Zehi schätzte solche Frauen nicht sonderlich, aber auch die Männer in der Stadt mochte sie nicht. Sie waren kokett und launenhaft, und wenn man sie in Ruhe ließ, verbrachten sie die Tage am liebsten vor den Metallspiegeln, die auf unerklärliche Weise vor Generationen im Dschungel gelandet waren, und schminkten, schmückten und frisierten sich. Von Zeit zu Zeit war man auf Männer angewiesen, weil einen danach verlangte und weil der Stamm sonst ausgestorben wäre, aber im übrigen ging man ihnen tunlichst aus dem Weg. Nach einem ersten mißglückten Versuch war Zehi dem anderen Geschlecht regelmäßig ausgewichen. Nach solchen Männern hatte sie kein Verlangen, und andere waren in dieser Gegend nicht auffindbar.
    Zehi hatte den Mann mit den schwarzen Gläsern gesehen, als die Frauen ihn umzingelt hatten, und mit Herzklopfen begriffen, daß nicht alle Männer so waren wie diejenigen, die sie kannte. Offenbar waren auch nicht alle Männer so wie die von den benachbarten Stämmen, die wild und primitiv wirkten und ständig auf der Lauer lagen, um die Stadt zu überfallen. Zehi fahndete nach dem Mann mit den schwarzen Gläsern, weil die Trommeln es befahlen, aber sie schloß sich keiner Patrouille an. Sie hatte sich eine Axt gegriffen und pirschte allein durch die langen Korridore.
    Sie war Mitte Zwanzig, und ihre Kleidung bestand wie die der anderen Frauen aus einer dünnen, geflochtenen Schnur, an der ein prächtiger goldener Dolch baumelte. Sie war größer als die meisten Männer in der Stadt, hatte ein sanftes Gesicht und riesige, feuchtschimmernde Augen. Ein verächtlicher Zug um den Mund verriet, daß Zehi mit ihrer Welt nicht zufrieden war, aber noch sah sie nicht verbittert aus. Dahin konnte es bestenfalls in zehn Jahren kommen, wenn in der Zwischenzeit nichts geschah, um Zehi mit ihrer Umgebung zu versöhnen, oder sich diese Umgebung radikal veränderte. Ihre langen, schwarzen Haare waren am Hinterkopf mit einem Stück Schlangenhaut zusammengebunden und fielen ihr bis auf die Hüften. Durch viel Bewegung in frischer Luft war ihre Haut glatt wie glänzende Seide, und ihr Körper war prachtvoll entwickelt. In den gigantischen Siedlungen der Weißen wäre sie eine Sensation gewesen, aber das ahnte sie nicht. Sie hatte nur eine vage Vorstellung davon, daß es außerhalb des Dschungels eine sogenannte Zivilisation gab.
    Die Korridore bildeten ein Labyrinth, in dem ein Mensch mit mangelhaft ausgeprägten Orientierungssinn sich hoffnungslos verheddern konnte. An den Mauern brannten Fackeln in Silberringen, der Boden war mit Mosaiksteinchen ausgelegt, und die Wände waren mit Malereien bedeckt, die angeblich von den Inkas berichteten, welche vor einem Stamm, der sich Espanioles nannte, hierher geflüchtet sein sollten. Zehi kannte sich damit nicht aus, dafür war Pterlodin zuständig. Er behauptete zu wissen, was die Gemälde bedeuteten, doch Zehi war skeptisch. Pterlodin war zwar der Schamane des Stammes, aber nicht besser als die Männer, die unentwegt vor ihren Spiegeln saßen. Er war sogar noch mieser. Als einige Weiße in der Nähe ein Lager auf zogen und feindliche Stämme um sich geschart hatten, offenbar um die Stadt in den Felsen anzugreifen, war Pterlodin desertiert.
    Wenn er überhaupt etwas wußte, dann war es die Möglichkeit, das eigene Fell zu retten, und – natürlich – das Geheimnis des grünen Todes. Dieses Geheimnis wurde von Medizinmann zu Medizinmann weitergegeben, und nur der jeweilige Stellvertreter war informiert, damit diese Kenntnis nicht mit dem zufälligen Ableben eines einzigen Menschen erlosch.
    Zehi blickte in Nischen und Kammern und ging langsam weiter. Sie ertappte sich dabei, nicht sehr konzentriert nach dem Mann mit den schwarzen Scheiben zu suchen. Immer wieder galten ihre Gedanken dem unzuverlässigen Pterlodin und dem grünen Tod.
    Plötzlich hatte sie eine Erleuchtung. Die Trommeln dröhnten nach wie vor, die Patrouillen hatten den Mann mit den Scheiben vor den Augen also noch nicht gefunden. Damit drängte sich

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