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DS057 - Die grünen Mumien

DS057 - Die grünen Mumien

Titel: DS057 - Die grünen Mumien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Robeson
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schrien durcheinander. Dann dröhnten Axtschläge gegen die Tür. Zehi wurde fahl.
    »Jemand muß gesehen haben, wie du mich gefangen hast«, flüsterte sie. »Du mußt dich ergeben, sonst werden die Frauen dich töten?«
    »Später«, sagte der Mann und wandte sich wieder zu der grünen Leiche. »Vorher habe ich noch zu tun.«
     
    Inzwischen war der Medizinmann Pterlodin unterwegs zu der Felsenstadt. Er befand sich an der Spitze einer Horde grell bemalter Krieger, die Kollegen des Medizinmanns durch Beschwörungsformeln und anderen Hokuspokus in Raserei versetzt hatten. Einer der Medizinmänner hüpfte neben Pterlodin her und sang monoton und rief Geister an, damit die Raserei der Krieger nicht etwa vorzeitig verebbte. Pterlodin hatte ebenfalls die Trommel gehört und entschieden, der Zeitpunkt wäre für einen Angriff günstig, weil die militanten Mädchen offenkundig mit dem geheimnisvollen Eindringling beschäftigt waren. Ohnehin hatte er den Auftrag, den Eindringling zu fangen, außerdem hatte er die Absicht, die Stadt zu erobern. So konnte man, bildlich ausgedrückt, zwei Moskitos mit einem Schlag erledigen.
    Pterlodin war alt und so klein und schmächtig wie alle Männer in der Felsenstadt, aber er war kein Weichling, Er hatte ein hartes, eckiges Gesicht, das von unzähligen Fältchen durchzogen war, stechende Augen und eine mächtige Hakennase. Er trug eine Mütze mit zwei Stierhörnern, einen Kaftan aus bunt bedruckter Baumwolle und um den Hals eine Kette aus Menschenzähnen. Er war unbewaffnet. Er wußte, daß Waffen sich für einen Priester nicht schickten, und wozu hatte er die Krieger mitgenommen, wenn er sich selbst in den Kampf stürzen wollte ?
    Während er auf einem Trampelpfad durch den Dschungel trottete, dachte er an die Frauen, die nicht wenig staunen würden, wenn er, Pterlodin, unvermittelt bei ihnen wieder auftauchte. Vermutlich hielten sie ihn für einen Verräter, der zu den Feinden übergelaufen war, doch sie taten ihm unrecht. Dieser Ansicht war jedenfalls Pterlodin. Nach seiner Definition war er nicht übergelaufen, sondern hatte sich der Hilfe der Krieger versichert, um seine angestammten Privilegien zurückzuerlangen, die Molah ihm hatte streitig machen wollen.
    Tatsächlich hatte er sich mit Molah gezankt, seit sie nach dem Tod ihrer Mutter die Regierung übernommen hatte. Geistliche und weltliche Bereiche überschnitten einander, und häufig kollidierten sie. Molah wähnte, ein Schamane wäre genau genommen nicht viel mehr als ein gewöhnlicher Mann und bestimmt ein Untertan, während Pterlodin wußte, daß Götter über Menschen stehen. Folgerichtig hatte ein Priester einflußreicher zu sein als eine Königin, denn schließlich bekleidete er sein hohes Amt stellvertretend für die Götter und in ihrem Namen.
    Als der Zwist unerträgliche Formen angenommen hatte, war Pterlodin bei Nacht und Nebel verschwunden, denn ihm war klar, daß er in der Felsenstadt weder Objektivität noch Gerechtigkeit finden konnte. Die Richterinnen und der Rat der weisen Frauen würden für Molah entscheiden, schon aus Loyalität zu ihrer Geschlechtsgenossin. Pterlodin hatte sich an die Indios vom Stamm der Herdotan gewandt, die von Männern regiert wurden, wie es sich gehörte, und daher viel Verständnis für Pterlodin hatten. Die Herdotan waren die heimtückischsten und gefährlichsten Indianer im Matto Grosso, und am Ausgang des Krieges konnte es keinen Zweifel geben. Natürlich hatte Pterlodin den Herdotan nicht erzählen können, daß es bei dem Disput um eine
    Auseinandersetzung zwischen geistlicher und weltlicher Macht ging; darauf hätte der König der Herdotan gewiß nicht so reagiert, wie er reagieren mußte. Auch der König hatte immerhin Schamanen zu regieren, die durch Pterlodin möglicherweise auf unerwünschte Gedanken gekommen wären. Pterlodin hatte den Sachverhalt so dargestellt, wie er den Herdotan am begreiflichsten war, nämlich als Rivalität zwischen Männern und Frauen. Den Kriegern und ihrem König hatte auf Anhieb eingeleuchtet, daß ein Mensch wie Pterlodin sich nicht von Weibern schurigeln lassen durfte. Daß auch Weiße in der Nähe waren, die geneigt waren, mit Pterlodin und den Herdotan zu paktieren, war ein glücklicher Zufall und ganz unabhängig von Pterlodins Interessen. Für seine Belange wäre er auch eingetreten, wenn die Weißen nicht dabei gewesen wären, allerdings weniger energisch und vielleicht ohne die Herdotan, die sich vor den Weibern fürchteten, obwohl sie

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