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DS057 - Die grünen Mumien

DS057 - Die grünen Mumien

Titel: DS057 - Die grünen Mumien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Robeson
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geradezu der Verdacht auf, daß er entweder nicht in der Stadt oder an einem Platz war, den zu betreten die Lebenden sich scheuten, weil Pterlodin es ihnen verboten hatte. Dort lagen in Nischen die Menschen, die der grüne Tod dahingerafft hatte. Aus unbegreiflichen Gründen lehnte Pterlodin es ab, sie dem Feuer zu überantworten wie die anderen Toten. Wenn sich der Mann mit den Scheiben im Gesicht nun bei diesen Toten versteckt hatte?
    Zehi bog in einen schmalen Gang ein, der steil nach unten führte. Sie nahm eine Fackel mit. Sie hatte es unvermittelt eilig; zugleich spürte sie, wie ein Schauer sie überlief. Der Saal mit den grünen Toten galt als heilig, und Zehi hatte das Gefühl, einen Frevel zu begehen, wenn sie das Heiligtum entweihte. Aber Pterlodin war nicht mehr da, seine Befehle galten nicht mehr, und vielleicht war der Fremde tatsächlich in der Gruft ...
    Abermals bog sie um eine Ecke und erreichte eine schwere Tür. Sie lehnte die Axt an die Mauer, klemmte die Fackel zwischen die Zähne und wuchtete mit beiden Händen einen Balken zurück, der als Riegel diente. Die Tür flog auf, und Zehi versuchte zu schreien. Es blieb bei dem Versuch, denn die Fackel erwies sich als hinderlich.
    Zwei kräftige Fäuste packten Zehi und zogen sie hinter die Tür. Zu Tode erschrocken starrte Zehi auf den Mann mit den Scheiben, den sie hatte fangen wollen und der nun sie gefangen hatte. Er nahm die Axt an sich und drückte die Tür zu.
    »Ich habe ein paar Fragen«, sagte der Mann in einem Idiom aus den Sprachen der Sioux und der Cherokee. »Du kannst sie mir bestimmt beantworten.«
    Zehi nahm die Fackel aus dem Mund und war noch erschrockener als vor einigen Sekunden, als der Mann sie in die Gruft gewirbelt hatte, als wäre sie ein Kinderspielzeug. Bisher hatte sie niemand kennengelernt, der diesen Dialekt verstand, sofern er nicht in der Stadt oder in der näheren Umgebung lebte. Der Mann ging mit den Vokabeln ein wenig hölzern um und machte Fehler; trotzdem war es ein Wunder, daß er die Sprache kannte.
    Aus der Nähe sah der Mann noch größer aus als draußen im Tal; außerdem war er entsetzlich muskulös. Zehi war hingerissen, zugleich hatte sie Angst.
    »Ich bin nicht allein!« sagte sie verzweifelt. »Wenn du mir was tust, werden meine Leute mich furchtbar rächen!«
    Der Mann lächelte freundlich und nahm die Scheiben aus dem Gesicht. Er hatte flirrende, goldene Augen, und sekundenlang hatte Zehi den Verdacht, daß er kein Mensch, sondern ein Gott war. Ihre Knie zitterten, und sie atmete heftig.
    »Ich tue dir nichts«, sagte er. »Warum sollte ich?«
    Er nahm sie an der Hand und führte sie zu einer Steinplatte, auf der ein langer, unglaublich dürrer Mann lag, der ebenfalls den grünen Tod gestorben war. Neben dem Mann war eine Ledertasche ausgekippt, kreuz und quer durcheinander lagen glitzernde Instrumente und Röhrchen mit Flüssigkeiten. Zehi ahnte, daß der Mann oder Gott mit den goldenen Augen sich mit diesem Zeug an der Leiche zu schaffen gemacht hatte. Anscheinend hatte er die Absicht, die Leiche zum Leben zu erwecken.
    Sie hielt es für möglich, daß es ihm gelang. Einer solchen Persönlichkeit war nahezu alles zuzutrauen. Aber dann war die Persönlichkeit kein Gott, sondern dem Anschein zuwider doch nur ein Mensch. Ein Gott hätte weder Instrumente noch Flüssigkeiten benötigt. Götter vollbrachten Wunder.
    Zehis Knie hörten auf zu zittern, aber ihr Herz schlug wieder so laut wie vorhin im Tal, und sie glaubte, der Mann mit den goldenen Augen könnte es hören. Sie bedauerte, den Mann unter so mißlichen Umständen kennengelernt zu haben, das Verlangen, das sie so lange unterdrückt hatte, war unvermittelt wieder da. Sie beschloß, ihn sich von Molah schenken zu lassen.
    »Du kommst nicht mehr hier raus«, sagte sie heiser. »Du hast dich selbst eingesperrt. Von hier aus kannst du nur in die Stadt gehen, und dort wird man dich überwältigen.«
    »Weshalb?« fragte der Mann ruhig. »Was habt ihr gegen mich?«
    Zehi durchforschte ihr Gehirn nach einer Antwort, doch der Mann achtete nicht mehr auf sie. Er lauschte, dann schnellte er zur Tür und verriegelte sie von innen. Verblüfft stellte Zehi fest, daß es auch an der Innenseite Riegel gab, als hätte Pterlodin befürchtet, gestört zu werden, wenn er mit den Toten allein war. Sie staunte, daß der Mann sich noch gründlicher einsperrte, anstatt zu fliehen, dann horchte sie ebenfalls und begriff.
    Draußen trappten nackte Füße, Stimmen

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