DS058 - Das Ungeheuer aus dem Meer
Elend leichter zu ertragen.
Manchmal weckte Monk den alten Mann, um den Wortkaskaden ein Ende zu machen, aber sobald Quietman wieder einschlief, redete er weiter. Bei Tag ertappte Monk den alten Mann einige Male dabei, wie dieser ihn so verbissen anstarrte, daß Monk kannibalische Gelüste vermutete. In Anbetracht der Diät aus Wasser und Brot war Monk dafür nicht ohne Verständnis.
Seine Gefährten bekam er nicht häufig zu Gesicht und Doc nur beim täglichen Essen. Augenblicklich mißtraute Piper seinen Gefangenen zutiefst und mochte keine Verschwörung riskieren.
Endlich verstummten die Dieselmotoren, und wer von den Gefangenen nicht in seinem Verschlag war, wurde hurtig eingesperrt. Die Elektromotoren setzten ein, das Boot tauchte. Langsam, unendlich langsam kroch es über den Meeresboden, schabte zweimal über Felsen und tauchte wieder auf. Auch die Elektromotoren verstummten.
Piper ging zu Monk und fixierte ihn.
»Wir sind da«, sagte er. »Jetzt fängt Ihre Erziehung zum anständigen Menschen an!«
Er wartete keine Antwort ab. Er ging zu Doc.
»Ich habe lange nachgedacht«, sagte er. »Wer nicht für mich ist, ist gegen mich, und Sie und Ihre Männer haben mehr Energie, als uns recht sein kann. Sie sind unsere Gefangenen. Das müssen Sie begreifen, und ich fürchte, Sie haben es noch nicht begriffen. Also sind wir genötigt, drastische Maßnahmen einzuleiten.« Anschließend ließ er sämtliche männlichen Gefangenen vorführen und ordnete an, ihnen ein Joch anzulegen, wie Doc, Monk und Quietman es bereits trugen. Piper wandte sich an Nancy Quietman.
»Natürlich sind Sie auch gefangen«, sagte er kühl. »Trotzdem werde ich Sie als Dame betrachten, solange Sie uns keinen Grund zur Unzufriedenheit geben. Ich hätte Ihnen diese Unannehmlichkeiten gern erspart, aber da Coolins Sie verschleppt hatte, blieb uns nichts anderes übrig, als Sie mitzunehmen. Wahrscheinlich haben wir Ihnen das Leben gerettet. Aber Sie brauchen sich nicht bei mir zu bedanken.«
Nancy weinte nicht mehr; sie war wie versteinert. Sie hatte die Seereise nicht gut überstanden, ihr Kleid war schmutzig und zerrissen, ihr Gesicht war fahl; dennoch sah sie besser aus als die Männer, denen struppige Bärte gewachsen waren. Pipers Crew war ebenfalls ein wenig verwahrlost, nur er selbst wirkte noch geschniegelter als in New York.
Piper trat einen Schritt zurück, betrachtete mit Genuß die Schar seiner Opfer und lächelte wohlgefällig. Er hob die Stimme.
»Wir bringen Sie zu unseren restlichen Zöglingen!« verkündete er. »Wenn Sie sich damit abgefunden haben, daß wir die Herren sind, werden wir Ihr Los erleichtern. Den Zeitpunkt, wann Sie sich abgefunden haben, bestimme ich!«
Er befahl seiner Mannschaft, die Gefangenen an Deck zu treiben. Das Schiff befand sich in einer Art Lagune, die von Felswänden eingeschlossen war. Die Wände waren ungefähr zweihundert Fuß hoch, die untere Hälfte war glatt wie eine Mauer. An einer Stelle war die Felswand niedriger, und dort ergoß sich ein beachtlicher Strom in die Lagune. Ein Abfluß war nirgends zu entdecken, offenbar befand er sich unter den Felsen, und durch diesen unterirdischen Fluß war das Boot in den Kessel gekommen.
Die Luft war eisig; auf dem oberen Rand der Felsen lag Schnee. Die Gefangenen in dem dünnen Khaki froren; auch Doc war jetzt entsprechend gekleidet. Piper hatte ihm seine Sachen, vor allem die Lederweste mit den zahllosen Taschen und das Kettenhemd, abgenommen.
An dem schmalen Strand warteten zweiundzwanzig Männer, die in Jocheisen, Ketten und Fußringen steckten: alte und junge Männer, große und kleine, dicke und dünne. Sie hatten Khaki an und hockten auf Händen und Knien. Sie blickten nicht zu dem U-Boot, sondern unter sich auf das nackte Geröll. Bei ihnen waren zehn Männer, die aufrecht standen. Sie trugen hellgrüne Uniformen, die an Taucheranzüge erinnerten, und grüne stählerne Helme. In den Händen hatten sie zweizackige Speere.
»Hier ist ganz entschieden jemand verrückt!« sagte Ham leise. »Man kann es gar nicht oft genug wiederholen. Ein sadistischer Verrückter – aber wahrscheinlich mehr als einer!«
Piper hatte nicht zugehört. Er rief Befehle, seine Männer setzten ein Boot auf’s Wasser und bugsierten die Gefangenen hinein. Sie ruderten an Land und luden ihre Opfer neben den knienden Männern aus. Die Gefangenen standen herum, bis Piper ebenfalls an Land kam.
»Runter auf die Knie!« kommandierte er. »Die Leute in den grünen
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