DS058 - Das Ungeheuer aus dem Meer
noch nicht kuschten, und schickte noch einmal seine Handlanger gegen sie vor.
»Es hilft wohl nichts«, meinte Ham düster. »Wir werden mitspielen müssen. Aber wenn ich wieder in New York bin, werde ich dafür sorgen, daß dieser Kerl wegen Entführung, Freiheitsberaubung und Körperverletzung lebenslänglich ins Zuchthaus kommt!«
»Doc hat recht, er ist unzurechnungsfähig«, sagte Johnny. »Er gehört in eine Heilanstalt. Aber dort ist es bestimmt nicht angenehmer als im Zuchthaus, im Gegenteil.«
Mißmutig hämmerten sie auf die Steine, um ihnen eine Form zu geben, wie sie für die Baracke benötigt wurde. Piper belauerte Doc; ihm war anzusehen, daß Docs scheinbare Fügsamkeit ihm noch weniger gefiel als die Widersetzlichkeit seiner Gefährten. Er winkte einen der grünen Teufel zu sich.
»Lassen Sie den Bronzemann nicht aus den Augen«, sagte er so laut, daß alle es hören konnten. »Er steckt so voller Tricks wie ein verwahrloster Hund voller Flöhe. Wir wollen keine Überraschung erleben.«
Der grüne Teufel nickte und marschierte zu Doc und baute sich so dicht neben ihm auf, daß er ihm ständig auf die Finger sehen konnte. Doc beachtete ihn nicht.
Als jeder der Gefangenen einen Quader zurechtgeklopft hatte, befahl ihnen Piper, die Steine auf die Schultern zu nehmen und ihm zu folgen. Er führte den Trupp und seine grünen Teufel zu der Felswand im Hintergrund. Dort standen in einer Reihe ausgerichtet lange Steinhütten, die von außen anheimelnd wie Grabsteine waren. Sie befanden sich in Mulden, so daß sie erst aus der Nähe zu sehen waren, und waren vom Wasser wie von der Felswand etwa gleich weit entfernt.
»Früher waren die Baracken direkt an den Felsen«, erläuterte Boscoe mit falscher Freundlichkeit. »Aber von oben fallen immer wieder mächtige Brocken herunter, als ob die Felsen unter Kälte und Wind allmählich zerbröckeln.«
Die Gefangenen luden die Steine ab und kehrten um. Bis zum Abend marschierten sie unzählige Male hin und her und schlugen Steine zu handlichen Würfeln und transportierten sie. Trotz seines Alters brach Quietman nicht zusammen und beschwerte sich auch nicht.
Mit dem Sonnenuntergang wurde es noch kälter. Piper und seine Teufel trieben die männlichen Gefangenen in eine der Baracken, das Mädchen in eine andere und zogen sich in eine dritte zurück. Die zweiundzwanzig ›Zöglinge‹ wälzten sich auf primitive Pritschen und schliefen sofort ein. Einige Pritschen waren leer, Doc, seine Gefährten und Quietman belegten sie mit Beschlag, aber es gab keine Decken. Erst eine Stunde später ließ Boscoe sich sehen und warf ein Bündel Decken in die Baracke. Doc verteilte die Decken.
»Anscheinend gibt’s hier nichts zu essen«, schimpfte Monk. »Doc, warum drehen wir diesem Verbrecher nicht den Hals um?«
»Wir müssen warten«, sagte Doc ruhig. »Im Augenblick ist er stärker als wir, aber so wird es nicht bleiben.«
»Gewiß nicht«, meinte Ham. »Andererseits habe ich keine Lust, wochen- oder monatelang das trübe Spiel dieses Wahnsinnigen mitzumachen.«
»Wer hat dazu schon Lust ...« sagte Doc salomonisch. »Aber mit Ungeduld kommen wir bestimmt nicht weiter.«
Er legte sich auf seine Pritsche, wickelte sich in seine Decke und schlief ein, als hätte er keine Sorgen und wäre seit seiner Kindheit an Hunger, Kälte, Strapazen und Niederträchtigkeiten gewöhnt. Grollend gingen seine Gefährten ebenfalls schlafen.
Einer der grünen Teufel brachte am Morgen ein kümmerliches Frühstück und zog sich wortlos wieder zurück. Da es weder Tische noch Stühle gab, schlangen die Männer den Fraß auf ihren Pritschen hinunter. Doc und Monk versuchten sich mit den zweiundzwanzig Mitgefangenen zu unterhalten. Doch die Männer waren nicht weniger feindselig, als es Quietman während der Reise zu Monk gewesen war. Sie wären verbitterte Eigenbrötler, die offenbar in allen anderen Konkurrenten witterten, und wenn sie sich überhaupt für etwas interessierten, dann für die Börsenkurse.
»Ich bin noch nie einem Gangster begegnet, der typischer war als diese Spekulanten«, sagte Monk leise zu Doc. »Piper wird sich an ihnen die Zähne ausbeißen!«
»Natürlich«, sagte Doc. »Diese Männer sind Gangster – aber nicht von der gewöhnlichen Sorte. Die einen arbeiten mit dem Revolver, die anderen mit dem Verstand und mit dem Gesetz. Die zweite Sorte ist entschieden gefährlicher.«
Den Vormittag verbrachten die Männer wieder im Steinbruch und auf dem Weg zu den
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