DS060 - Die Stadt unter dem Meer
umbringen.«
»Und?«
»Aber da irrte er sich.« Sie schauderte zusammen. »Sie sagten, sie würden mir den Kopf abschneiden und ihn zurückschicken, um zu sehen, ob Collendar dann lachte.«
»Das scheint so eine Art Hobby von ihnen zu sein«, murmelte Monk.
Sie diskutierten noch volle zwei Stunden lang, aber es kam dabei nicht mehr heraus als die Erkenntnis, daß ihre Lage noch weit schlimmer war, als sie gedacht hatten. Und die schwarzen Steinmauern, von denen sie umgeben waren, halfen auch nicht gerade, ihre Stimmung zu heben. Sie kamen sich vor wie in einem Sarg.
»Nicht mal Fenster gibt es hier!« stöhnte Monk. »Wahrscheinlich werden wir ersticken.«
»Wenn du erstickst«, erinnerte ihn Ham, »dann höchstens aus Mangel an den Pillen. Du scheinst zu vergessen, daß die Luft hier gar keinen Sauerstoff enthält.« Doc Savage fragte das Mädchen nach den chemischen Kapseln. »Wie oft muß man sie schlucken?« fragte er.
»Etwa alle vier Stunden. Aber Harry sagt, die Eingeborenen brauchen überhaupt keine Kapseln zu schlucken, weil sie ihre Körper darauf trainiert haben, die Chemikalie, die ihnen das Atmen ersetzt, der Nahrung zu entnehmen, die sie essen.«
Doc Savage untersuchte die Wand, bis er dort, wo die Tür gewesen war, einen haarfeinen Spalt gefunden hatte.
»Legt euch die Riemen aus Haifischhaut wieder um und tut so, als seid ihr noch gefesselt«, wies er sie an.
Das Mädchen sah ihn zweifelnd an. »Ich nehme an, Sie haben vor, sie zu überrumpeln, wenn sie hereinkommen. Davor muß ich Sie ausdrücklich warnen. Diese Leute verstehen keinen Spaß.«
»Was meinen Sie damit?«
»Nach dem, was Harry mir sagte, verfügen sie über höchst ungewöhnliche Waffen.«
»Gewisse Risiken werden wir zwangsläufig eingehen müssen«, entgegnete ihr Doc Savage. »Wir müssen hier raus, damit wir zunächst einmal Renny und Long Tom befreien können. Dann müssen wir Collendar und Bogaccio ausschalten und schließlich auch noch einen Weg finden, die Diphtherie-Epidemie unter Kontrolle zu bringen.«
»Mir scheint, für das, was Sie da alles Vorhaben, wäre eine ganze Armee von Spezialisten erforderlich«, sagte das Mädchen.
Etwa fünf Minuten später öffnete sich die Tür, und ein Rotgekleideter kam in den Raum, während andere wartend an der Tür stehenblieben. Der Mann kam zu der Stelle herüber, an der Doc am Boden lag, beugte sich über ihn und wollte ihm eine Kapsel in den Mund schieben.
In diesem Augenblick langte Doc Savage hoch, packte den Mann am Hals, drückte an seinem Hinterkopf auf einen Nervenknotenpunkt, und der Mann sackte schlaff in sich zusammen.
Monk und Ham warfen ihre Fesseln ab und stürmten auf die Tür zu. Aber obwohl das Gasmedium hier nicht so dicht wie draußen war, war es noch fast so dicht wie Wasser. Der Sprint zur Tür wurde dadurch zu einer Kombination von Hüpfen und Schwimmen, und man hätte über die drolligen Bewegungen in lautes Lachen ausbrechen können, wenn die Lage nicht so ernst gewesen wäre.
Doc Savage beteiligte sich nicht an diesem Teil des Kampfes. Er war vielmehr dabei, seinem bewußtlosen Gegner den roten Anzug auszuziehen, so wie man einem Seehund das Fell abzieht. Das Oberteil bekam er auf diese Weise auch herunter und zerrte es sich selber über.
Er war nicht weiter überrascht, daß es nicht aus Stoff, sondern aus einem feinmaschigen Metallgeflecht bestand. Nachdem er in dem Bungalow am Strand gesehen hatte, daß Harry Day mit seinen MPi-Kugeln gegen die Rotgekleideten offenbar nichts ausrichten konnte, hatte er Ähnliches bereits vermutet. Unter dem Metallgeflecht lag eine Art Schaumstoffschicht, die zur Polsterung und vielleicht noch zu anderem diente, und vor den Augenschlitzen im Kopfteil befand sich, was Doc bisher gar nicht bemerkt hatte, ein Glasschutz, so daß man durch den Anzug nach außen hin offenbar hermetisch abgeschlossen war.
Doc Savage sah hinüber, was Monk und Ham machten. Beide waren offenbar im Begriff, das Bewußtsein zu verlieren. Die Rotgekleideten mußten in dem Gasmedium dieselbe Droge abgelassen haben, die sie schon in dem Tauchtank so wirksam eingesetzt hatten. Offenbar wirkte die Droge dadurch, daß sie durch die Hautporen drang.
Deshalb versuchte Doc jetzt, sich schnell auch noch das Unterteil des hermetisch abschließenden Anzugs überzuziehen, schaffte es aber nicht mehr.
Von der Droge bewußtlos zu werden, war nicht unangenehmer als einzuschlafen. Und ähnlich wie beim natürlichen Schlaf konnte man auch hier
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