DS063 - Der Boss des Schreckens
Klimaanlagen zu hantieren.
Der große Chauffeur kam heran und blieb vor ihm stehen.
»Ist der Elchkopf auch klimatisiert?« fragte er.
»Ich habe ihn mir gerade angesehen«, sagte der Elektriker. »Ziemlich groß, nicht wahr? Aber gut montiert, finden Sie nicht auch?«
Ein paar Sekunden lang sagte keiner etwas.
»Erkennst du mich nicht, Long Tom?« fragte der Chauffeur plötzlich.
Der Elektriker zuckte zusammen und starrte ihn ungläubig an.
»Großer Gott – nein!« platzte er heraus. »Deine Verkleidung ist ausgezeichnet.«
»Sie täuschte auch den Butler, also scheine ich mit ihr durchzukommen.«
»Ich habe dich jedenfalls nicht erkannt.«
Der Chauffeur zeigte auf den Elchkopf. »Was hast du daran gemacht?«
»Ich habe im Ohr des Elchs ein Mikrofon installiert«, sagte Long Tom. »Übrigens ein ausgezeichneter Platz dafür. Das Ohr dieses Elches ist von der Natur perfekt dafür konstruiert, Geräusche aufzufangen. Das Mikro habe ich ganz tief im Ohrloch angebracht. Die Drähte laufen unter dem Elchhaar und durch ein Loch in der Wand zu einem alten Schrank im Zimmer nebenan, den niemand benutzt. So müßte ich auf Tonband eigentlich alles aufnehmen können, was hier im Raum gesprochen wird.«
»Und niemand hat gegen dich bisher Verdacht geschöpft?«
»Warum sollten sie? Ich soll überall im Haus die Klimaanlagen überprüfen, und das tu ich ja auch.«
»In wie viel Räumen hast du Lauschwanzen installiert?«
»Etwa in der Hälfte. In jenen, die am meisten benutzt werden. Dies war der letzte, den ich anzuzapfen vorhatte.«
Der Chauffeur schien einen Augenblick nachzudenken.
»Kennst du eine Annie Spain?« fragte er unvermittelt.
Long Tom schüttelte den Kopf. »Wer soll das sein? Nein, ich habe den Namen noch niemals gehört.«
»Ein sehr hübsches dunkelhaariges, dunkeläugiges Mädchen, das einen maßgeschneiderten Hosenanzug trägt, so raffiniert einfach, daß er mindestens zweihundert Dollar kosten muß.«
»Ich weiß immer noch nicht, wen du meinst.«
»Nun gut. Hast du John R. Smith schon zu Gesicht bekommen?«
»Nur aus der Ferne.«
»Wie ist er?«
»Grün vor Angst, wenn du mich fragst«, sagte Long Tom.
»Diese Annie Spain scheint mit John R. Smith gut bekannt zu sein«, sagte der Chauffeur nachdenklich.
Dann trennten sich die beiden Männer.
John R. Smith war einer der Industriegiganten der Vereinigten Staaten, genau genommen Nord- und Südamerikas. Daher tauchte in Wirtschaftsmagazinen und in den vertraulichen Berichten sowohl der New
Yorker Börse als auch der von Buenos Aires immer wieder sein Name auf. Aber in den Tageszeitungen war niemals ein Foto von ihm zu finden, noch wurde in den Gesellschaftsnachrichten jemals erwähnt, was er privat tat. Dies war weniger darauf zurückzuführen, daß er von Natur aus bescheiden war, sondern lag vielmehr daran, daß zuviel Zeitungspublicity bei wirklich reichen Männern meist nur dazu führt, daß sie zu Zielscheiben von Einbrechern, Kidnappern und Erpressern werden. John R. Smith war sicherlich alles andere als bescheiden. Mit Bescheidenheit hätte er es bestimmt niemals zu solchem Reichtum bringen können. Um soviel Geld wie John R. Smith zusammenzuscheffeln, mußte man zutiefst überzeugt sein, ein größerer Organisator als Napoleon zu sein.
John R. Smith wurde meist Radiator Smith genannt, ›Kühler-Smith‹. Beinahe niemand nannte ihn jemals anders. Nur die Leute, die für ihn arbeiteten; die hatten Angst, ihn so zu nennen.
Aber sonst war er Radiator Smith. Das war er auch in dem John-Smith-Club, dem er angehörte. Der John-Smith-Club nahm nur Männer auf, deren Namen John Smith war, und die John Smiths wurden mit Spitznamen entsprechend ihrem Beruf bezeichnet – es gab da den Insurance Smith, den Bank Teller Smith, den Broker Smith, den Sailboat Smith und eine Menge weiterer Smiths. John R. Smith war der Radiator Smith, weil die Fabrikation von Autokühlern sein Hauptgeschäft war.
Die in den Fabriken von Radiator Smith hergestellten Kühler wurden überall in der Welt in Automobile, Flugzeuge und Klimaanlagen eingebaut, buchstäblich in alles, was mit einem Kühler funktioniert.
Wie viele reiche Männer hatte Radiator Smith einen nichtsnutzigen Sohn. Er trug den Namen Maurice. Er und sein Vater waren – wenn man das siebenunddreißigköpfige Hauspersonal nicht mitzählte – die einzigen Bewohner des palastartigen Stadthauses in der oberen Fifth Avenue. Alle anderen Smiths des Radiator-Smith-Klans hatten sich
Weitere Kostenlose Bücher