DS064 - Der Maskenmann
Doc es hier getan hatte, mit einem bestimmten kristallinen Pulver bestreute. Weil es inzwischen dunkel geworden war, mußte Doc die Schrift allerdings dazu noch mit seiner Dynamotaschenlampe anleuchten.
Doc Savage verließ den Wagen und bewegte sich lautlos den Kai hinauf. Zu der Dunkelheit war inzwischen vom See her auch noch leichter Nebel auf gekommen. Regen hing in der Luft. Monk hatte von einem neuen Tanker gesprochen, und so suchte Doc den ganzen langen Kai nach einem solchen ab.
Ganz draußen am Kaiende inspizierte Doc den letzten der dort vertäuten Tanker. Auch er war ein altes Schiff, das anscheinend schon länger nicht in See gegangen war.
Und auf einer der Deckplanken dieses letzten Tankers war es, daß Doc Savage die zweite Nachricht von Monk fand. Diesmal hatte Monk anscheinend keine Zeit oder Gelegenheit gehabt, die unsichtbare Kreide zu benutzen. In großen weißen hingekritzelten Buchstaben stand dort:
Doc – Molly Mason hat entkommen können. Sie sagt, sie wüßte, wo Pat und der Stahlkönig gefangengehalten werden und zwar auf einem ...
Was Molly Mason sonst noch gesagt hatte, stand nicht mehr dort. Anscheinend hatte Monk keine Zeit gehabt, die Nachricht zu Ende zu schreiben.
Aber Monk, schien es, hatte jede Menge Zeit, sich anzuhören, was das Mädchen sonst noch wußte. »Hören Sie, Molly«, sagte er mit einem breiten Grinsen, »die Kerle, die Sie und Pat geschnappt haben, nehme ich mir schon noch vor. Denen gerbe ich das Fell, bis sie am Körper kein Stück heile Haut, sondern nur noch blaue Flecke haben.«
Dieses Gespräch fand an einem Ort in der Nähe des Ufers des Eriesees statt, ein paar Meilen nördlich der Stelle, wo Doc gerade den alten Tanker inspizierte. Die Informationen, die Molly Mason hatte geben können, hatten Docs Helfer hierhergebracht. In einiger Entfernung sah man die dunkle Küstenlinie liegen, und schwach waren auch die Umrisse eines Ladekais zu erkennen. Mehr konnte man wegen des tief verhangenen Nachthimmels nicht ausmachen.
Monk, Ham und Tink O’Neil hatten das Mädchen gefesselt in einer kleinen Kabine des alten Tankers gefunden, auf dessen Planken Monk die Nachricht für Doc hinterlassen hatte.
Zuerst war Monk auf den Wagen gestoßen, und später hatte er die zwei Hageren überrascht, als sie dorthin zurückkehrten. Der behaarte Chemiker hatte den beiden einen großartigen Kampf geliefert, aber beide waren dennoch entkommen, ehe Ham und Tink O’Neil dem Chemiker zu Hilfe eilen konnten.
Dann hatten sie das Mädchen gefunden. Atemlos berichtete ihnen Molly, daß sie ein Gespräch mitgehört hatte, nach dem Pat Savage und Mollys Vater an Bord des neuen Öltankers ›Mary L.‹ festgehalten wurden und dieser an einen obskuren Kai fünf Meilen seeuferaufwärts gebracht worden war.
In dessen Nähe befand sich die kleine Gruppe jetzt. Das Leuchten in Monks häßlichen Gesichtszügen verriet, daß er nichts lieber tat, als sich mit dem hübschen Mädchen zu unterhalten – außer vielleicht, sich an einer handfesten Keilerei zu beteiligen.
Ham ignorierte er dabei völlig, und fuhr fort: »Hat Ihnen schon jemand gesagt, daß Ihre Augen so blau wie ein klarer Abendhimmel ...«
Der strohblonde Tink O’Neil schaltete sich kühl dazwischen: »Wir müssen endlich sehen, daß wir weiterkommen, Molly. Dein Vater befindet sich in großer Gefahr.«
Das Mädchen griff sich erschrocken an die Lippen. »Mein Gott!« sagte sie. »Das war mir momentan völlig entfallen. Ja, gehen wir.«
Der Seeuferstrand machte an der Stelle, an der sie standen, einen Außenbogen. Hinter dieser Landzunge waren die Umrisse des Kais zu erkennen.
Molly Mason bemerkte leise: »Dort muß es sein. Nach dem, was ich mithören konnte, muß dort die ›Mary L.‹ liegen. Auf ihr sollten Pat Savage und mein Vater sein.« Das Mädchen machte sich plötzlich steif. »Ja, dort ist es. Man kann es jetzt deutlich erkennen. Ein Tanker liegt dort am Kai.«
Ihre Beobachtung stimmte.
Ein Tanker neuen Typs lag dort neben dem Kai tief im Wasser. Offenbar war er voll Öl getankt. Sein großes flaches Deck lag nur wenige Meter über der Wasserlinie. Aber das Heck mit der Brücke und den Kabinen ragte hoch wie ein Haus auf.
Das Schiff lag da völlig im Dunkeln, niemand schien sich an Bord zu bewegen.
Als sie näher kamen, zeigte Molly Mason auf den Namen am Bug. »Es ist tatsächlich die ›Mary L.‹«, rief sie leise aus.
Monk schob das Kinn vor und ging als erster über die Gangway an Bord.
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