DS065 - Angriff aus dem Dunkel
Sie kommen. Ich kann Ihnen zeigen, wo sie sich aufhalten, das heißt, ich kann Ihnen sagen, wie Sie den Weg finden«
»Tun Sie das.«
Sie stand auf und marschierte hinaus auf den Korridor, Doc schloß sich an. Er folgte Nanny Hanks zum Lift, und sie drückte auf einen Knopf, der den Lift nach oben rief.
»Ich bin in dieser Angelegenheit mit eigenen Ermittlungen befaßt«, sagte Nanny Hanks barsch. »Nach meiner Ansicht sind Monk und Ham verschleppt worden, und ich kann Ihnen einen Tip geben, wo sie wahrscheinlich sind. Ich nehme später wieder mit Ihnen Verbindung auf.«
»Sie wollen mich also nicht begleiten«, sagte Doc. »Vielmehr – Sie können nicht, weil Sie verhindert sind.«
»Leider«, sagte sie.
»Wo sind Ham und Monk?« fragte er.
»In der Nähe vom ›Soldier’s Home‹. Da ist ein Wald und im Wald ein kleiner Stausee. Suchen Sie dort nach einem Geräteschuppen. Wenn ich mich nicht irre, sind sie in dem Schuppen.«
»Warum sind sie in dem Schuppen?«
»Weil die verrückte Annabel Lynn sie da deponiert hat!«
»Können Sie mir keine genauere Information geben?«
Sie schüttelte den Kopf. Sie stiegen in den Lift und fuhren in die Halle. An der Rezeption gaben sie die Schlüssel ab, und Doc bat den Portier, die Tür zu Nummer vierzehnzwölf gelegentlich abzuschließen; die Dame hätte es vergessen. Der Portier kicherte taktlos, und Nanny Hanks gönnte ihm einen giftigen Blick. Sie trat mit Doc auf die Straße und verabschiedete sich von ihm.
An der Ecke war ein Taxistand mit zwei Wagen. Doc stieg ins vordere Taxi. Als der Wagen anfuhr, blickte Doc sich noch einmal um. Er sah, wie Nanny Hanks mit dem Fahrer des zweiten Wagens heftig redete und hinter ihm her deutete, als hätte sie die Absicht, ihn, Doc verfolgen zu lassen. Doch der Fahrer schüttelte störrisch den Kopf, und schließlich ging Nanny Hanks weg. Der Wagen blieb am Stand.
7.
Doc fuhr mit dem Taxi nordwärts aus der Stadt und zum ›Soldier’s Home‹. Dort entlohnte er den Fahrer und schlenderte scheinbar beiläufig wie ein harmloser Spaziergänger zu einem parkähnlichen Gehölz, das erheblich älter war als der Stausee in seinem Zentrum und nachträglich ein wenig ausgeforstet und aufgeräumt worden war, weil Stadtmenschen in ihrer unmittelbaren Umgebung keinen Dschungel dulden. Die Sonne stieg allmählich höher, und es wurde unangenehm heiß.
Nach einer Weile stieß Doc auf einen Weg, der am Ufer des Stausees entlangführte und von Sträuchern gesäumt war. Doc hielt Ausschau nach dem Geräteschuppen, den die absonderliche Agentin erwähnt hatte, aber weit und breit war kein Gebäude in Sicht. Auf einer Anhöhe blieb Doc stehen und blickte sich abermals um. Er achtete darauf, daß er sich in Deckung befand. In einiger Entfernung, beinahe am Ende des Sees, schimmerte Mauerwerk zwischen den Baumstämmen. Vorsichtig pirschte Doc zu dem Mauerwerk und fand zwar keinen Schuppen, aber immerhin ein flaches Haus mit vergitterten Fenstern und einer stabilen Tür. Die Tür war nur angelehnt, an einer Haspe baumelte ein Vorhängeschloß. Nach wie vor war nirgends ein menschliches Wesen zu entdecken. Irgendwo arbeitete mit monotonem Stampfen eine Pumpe. Doc vermutete, daß sie sich noch weiter vorn am See und in einem anderen Gemäuer befand, das hinter anderen Sträuchern und Bäumen verborgen war.
Doc trat in das Gebäude. Er benötigte einige Sekunden, bis seine Augen sich an das dämmerige Licht gewöhnt hatten. Dann sah er, daß er sich in einem kahlen Raum befand. Auf der gegenüberliegenden Seite war eine weitere Tür, sie war ebenfalls spaltbreit offen. Er schlich zu der Tür und zog eine Stablampe aus der Jackentasche. Behutsam öffnete er die Tür und ließ den Lichtkegel der Lampe wandern. Eine schmale Treppe wand sich wie ein Korkenzieher steil nach unten, um in einer Art Tunnel zu verschwinden. Hier war das Geräusch der Pumpe deutlicher zu hören. Doc vermutete, daß der unterirdische Tunnel das Haus, in das er eingedrungen war, mit dem Pumpenhaus verband.
Er gelangte zu der Erkenntnis, daß die Agentin Hanks sich entweder geirrt oder ihn absichtlich falsch informiert hatte, um mit Sicherheit einige Stunden von ihm nicht gestört zu werden. Nach seiner Ansicht war die Vorstellung absurd, daß Ham und Monk in einer Anlage stecken sollten, die ein Teil der städtischen Wasserversorgung war. Dafür gab es nicht die geringste logische Begründung, und wenn er in jenem Hotel in Washington bereits gewußt hätte,
Weitere Kostenlose Bücher