DS065 - Angriff aus dem Dunkel
und seine Breeches waren getrocknet. Er ließ das Taxi vor einer Telefonzelle warten und rief seine Wohnung in New York an. Renny und Long Tom waren nicht da, und er vermutete, daß sie inzwischen auf Long Island waren. Lediglich der Anrufbeantworter meldete sich. Doc hinterließ die Nachricht, einer der Männer möge ihm eine andere Maschine nach Washington bringen, und teilte in knappen Worten mit, was geschehen war. Dann gab er dem Taxifahrer die Adresse des Hotels in der Innenstadt, in dem Ham und Monk wohnten. Sie stiegen immer im gleichen Hotel ab, er brauchte also nicht zu suchen.
Er gab dem Fahrer ein Trinkgeld und schickte ihn zurück nach Baltimore, ehe er ins Foyer trat. Der Mann an der Rezeption machte ein Nickerchen, weil um diese Zeit noch nichts zu tun war, und erschrak heftig, als Doc über die Marmorfliesen klirrte. Er begriff, daß er keinen Gangster vor sich hatte, der ihn ausrauben wollte, und beruhigte sich vorübergehend. Dann hatte Doc den Eindruck, daß der Mann ihn erkannte, denn dieser erschrak zum zweitenmal, und nun beruhigte er sich nicht mehr.
»Ich möchte zu Mr. Mayfair und Mr. Brooks«, sagte Doc. »Sind sie im Haus?«
»Ich glaube, ich weiß, wer Sie sind«, sagte der Mann verwirrt. »Ich hab mal ein Bild von Ihnen gesehen.«
»Clark Savage«, sagte Doc. »Ich habe Sie was gefragt.«
»Die Gentlemen sind nicht da, aber sie haben eine Nachricht für Sie hinterlassen. Sie können raufgehen. Zimmer vierzehnelf und vierzehnzwölf .«
Doc ließ sich den Schlüssel zu vierzehnelf geben und fuhr mit dem Lift in die vierzehnte Etage. Als er vor der Tür stehenblieb, hörte er, daß hinter der Nebentür – vierzehnzwölf – jemand unterdrückt hustete. Er pirschte zu dieser Tür und schob sie lautlos auf.
Die Fensterläden waren geschlossen, auf einem Nachttisch brannte eine schummerige Lampe, daneben stand eine schattenhafte Gestalt. Sie hatte ihn bemerkt und winkte energisch. Doc trat ins Zimmer.
»Meine Güte«, sagte die Gestalt unfreundlich. »Es wird wirklich Zeit, daß Sie endlich kommen!«
Ihm wurde klar, daß er eine Frau vor sich hatte – eine der häßlichsten und maskulinsten Frauen, die ihm je begegnet waren. Sie war ungefähr vierzig, trug ein schwarzes Kleid, das ihr nicht paßte, hatte eine Figur wie ein Faß und ein Gesicht wie eine Bulldogge.
»Sie müssen mich verwechseln«, sagte Doc höflich. »Einer von uns ist im verkehrten Zimmer.«
»Unsinn«, sagte die Frau. »Sie sind doch Doc Savage?«
»Stimmt«, sagte er. »Und wer sind Sie?«
»Dann müssen Sie sich beeilen.« Sie ging auf seine Frage nicht ein. »Ihre beiden Assistenten – sie nennen sich, glaube ich, Ham und Monk – sind bis zum Hals in Schwierigkeiten.«
»Sie haben mir Ihren Namen noch nicht verraten«, erinnerte sie Doc.
»Nanny Hanks«, sagte die Frau.
Doc deutete stumm eine Verbeugung an. Die Frau schnitt eine Grimasse. Sie setzte sich und zeigte auf einen freien Stuhl. Sie benahm sich, als wäre sie hier zu Hause und Doc der Eindringling, während es doch gerade umgekehrt war, jedenfalls nach Docs Ansicht. Er lächelte still und setzte sich auf den Stuhl.
»Die beiden sind hinter einem Mädchen her!« erklärte sie bissig. »Hinter einer gewissen Annabel Lynn.
Diese Annabel hat die beiden eingewickelt wie in einen Kokon. Das ist natürlich nur bildlich zu verstehen.«
»Natürlich«, sagte Doc. »Und was haben sie damit zu tun?«
Sie langte nach ihrer Handtasche, die auf dem Bett stand, und kramte ein flaches Lederetui heraus. Dem Etui entnahm sie einen Ausweis und reichte ihn Doc. Der Ausweis stammte vom amerikanischen Geheimdienst und war echt, soweit Doc durch Augenschein feststellen konnte. Er nickte und gab Nanny Hanks den Ausweis wieder.
»Ich will Sie vor dieser Annabel Lynn warnen«, sagte sie. »Sie hat schon eine Menge Unheil angerichtet und einen jungen Mann in ihre Netze gezogen – einen Engländer namens Warren Allen. Und jetzt hat sie sich also Ham und Monk vorgenommen!«
»Sie scheinen Annabel Lynn nicht zu lieben«, sagte Doc. »Vermutlich gibt es dafür einen triftigen Grund?«
»Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wer die Person ist?«
»Wer ist sie?«
»Eine ausländische Spionin! Sie hat bei dem Ärger in Fort Atlantic die Finger im Spiel – Sie wissen schon, wo die Flakstellungen zusammengebrochen sind.«
»Und wo sind Ham und Monk jetzt?«
»Deswegen hab ich auf Sie gewartet. Die beiden haben heute nacht mit Ihnen telefoniert, daher war mir klar, daß
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