DS065 - Angriff aus dem Dunkel
wie diese Örtlichkeit beschaffen war, hätte er sich von der Agentin nicht gewissermaßen ins Blaue schicken lassen. Im nachhinein empfand er es als befremdlich, daß die Hanks zwar zu ahnen vorgab, was aus Monk und Ham geworden war, ihrerseits aber nichts unternommen hatte, sondern m einem Zimmer lauerte, das zu betreten sie nicht befugt war. Wie viele Stunden sie sich in dem Zimmer herumgetrieben hatte, konnte Doc nicht einmal schätzen. Immerhin hatte er sich durch den Unfall über der Chesapeake Bay erheblich verspätet.
Er war drauf und dran umzukehren und zu versuchen, die Agentin in Washington aufzuspüren und solange unter Druck zu setzen, bis sie sich zu weiteren und diesmal ehrlichen Informationen bequemte, als er einen Stoffetzen bemerkte, der offensichtlich am rauhen Holz des Türrahmens hängen geblieben war. Der Fetzen war schwarz und von vorzüglichem Material, aus dem zum Beispiel Ham sich seine Abendgarderobe schneidern ließ. Doc beschloß, vorläufig doch nicht umzukehren.
Er schaltete die Lampe aus und stieg lautlos die Treppe hinunter. An den Wänden entlang tastete er sich durch den Tunnel, der sehr lang war und weiter abwärts führte. Die Mauern waren kalt und feucht, und die Luft war stickig wie in einer Gruft. Das Dröhnen der Pumpe wurde nun lauter. Der Tunnel endete vor einer offenen Tür. Doc lauschte, doch außer der Pumpe war nichts zu hören. Wieder ließ er die Stablampe aufflammen. Er stand vor einer kleinen, quadratischen Kammer, in der Mitte des Bodens war ein Metallrost. Von dort schien das eintönige Stampfen zu kommen.
Doc glitt zu dem Rost. Im selben Moment knallte hinter ihm die Tür zu. Er wirbelte herum und schnellte zu der Tür. An der Innenseite war eine Klinke; Doc rüttelte daran, doch die Tür rührte sich nicht. Gleichzeitig erklang ein leises Zischen. Doc witterte Gas. Dann sah er, wie neblige Schwaden unter der Tür hindurch in die Kammer drifteten und sich schnell ausbreiteten.
Er sprang zu dem Rost und zerrte daran. Der Rost war in Beton verankert. Doc löschte die Lampe und klemmte sich eine Oxygentablette zwischen die Zähne. Er hatte diese Tabletten selbst entwickelt; sie dienten dazu, die Luft zu entgiften. Aber ihre Wirkungsdauer war begrenzt, und der Vorrat, den er in einer der zahllosen Taschen seiner Lederweste hatte, war natürlich nicht unbeschränkt. Er konnte nur hoffen, daß die Leute, die ihn hier eingesperrt hatten und nun unter Gas setzten, sich bluffen ließen.
Er schaltete die Lampe wieder an und tappte scheinbar taumelig zurück zur Tür. Noch einmal zerrte er an der Klinke, dann drehte er sich schwerfällig um, torkelte wieder zu dem Rost und ließ sich fallen.
Das Zischen verstummte. Das Gas vermischte sich mit der Luft, die durch den Rost strömte, wurde bis zur Wirkungslosigkeit verdünnt und verschwand schließlich ganz. Die Tür wurde geöffnet, drei Männer mit Revolvern in den Fäusten kamen in die Kammer.
»Seht ihr, man muß systematisch vorgehen«, sagte einer von ihnen. »Mit Gewalt ist gegen diesen Bronzekerl nichts auszurichten. Wer’s bei ihm mit Gewalt versucht, ist reif für den nächstbesten Fichtensarg.«
»Naja, Ambrose«, meinte ein anderer, »aber man hat nicht immer Gas und erst recht nicht einen geeigneten Raum zur Verfügung. Trotzdem ist mir nicht wohl. Ich hab das Gefühl, als könnte er jeden Moment aufstehen und mir an die Kehle springen.«
»Dieses Gefühl ist verkehrt«, belehrte ihn Ambrose. »Savage wäre für mindestens eine Woche nicht mehr zu gebrauchen.«
»Wo ist die Alte?« fragte der Mann, dem nicht wohl war.
»Nanny Hanks?« erkundigte sich Ambrose.
»Ja«, sagte der Mann.
»Sie wird sich bald melden«, antwortete Ambrose. »Die Alte hat Savage ganz schön auf’s Eis geführt! Sie ist für uns eine unbezahlbare Hilfe. Seid ihr ganz sicher, daß Ham und Monk so fest angebunden sind, daß sie nicht abhauen können?«
»Sicher sind wir sicher«, sagte der dritte Mann. »Wenn ich verantwortlich wäre, würden wir die beiden einfach umlegen, und der Fall wäre erledigt. Solche Leute sind eine Gefahr für die Umwelt.«
»Sie sind nicht verantwortlich!« erinnerte Ambrose ihn streng. »Der Boß will sich mit dem Rechtsverdreher unterhalten – der Rechtsverdreher ist Ham –, um herauszukriegen, wie viel Savage schon weiß und ob Savage mit jemand darüber gesprochen hat.«
»Je eher wir’s hinter uns bringen, desto besser«, sagte der erste Mann, dem anscheinend immer noch nicht wohl war,
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