DS073 - Der fliegende Tod
In seiner Aufregung hatte der Mann vergessen, es einzuschalten. Er stürzte an’s Telefon, als ob sein Leben davon abhing. Ein paar Augenblicke später redete er aufgeregt auf das Mädchen in der Vermittlung ein.
»Hören Sie, geben Sie mir ein dringendes Ferngespräch mit Doc Savage in New York. Ich muß ihm dringend etwas sagen. Es hat mit diesem Kerl namens Patrick Valentine ...«
Der lange hagere Tankstellenbesitzer hielt inne, dann stammelte er: »Natürlich, Sie haben recht. Das muß ich Doc Savage selbst sagen. Los, geben Sie mir schnell eine Verbindung!«
Er wartete. In der Fernvermittlung war die Telefonnummer Doc Savages offenbar bekannt, mußte gar nicht erst herausgesucht werden. Bereits nach wenigen Sekunden kam eine piepsig hohe Stimme über den Draht.
»Hallo? Hier ist das Hauptquartier von Doc Savage.«
Der Tankstellenbesitzer war so aufgeregt» daß er zunächst kein Wort herausbekam. »Hören Sie«, brachte er endlich heraus, »es ist wegen dieses Patrick Valentine. Schnell, geben Sie mir Doc Savage. Gerade habe ich erfahren ...«
Was der lange hagere Mann erfahren hatte, sollte für immer sein Geheimnis bleiben. Vor allem auch deshalb, weil er in seiner Aufregung vergessen hatte, in der Tankstelle das Licht einzuschalten.
Eine dunkel gekleidete Gestalt nutzte diese Dunkelheit aus. Auf dicken Gummisohlen glitt sie geräuschlos in das Tankstellengebäude und von hinten an den hageren großen Mann heran, der aufgeregt ins Telefon sprach. Nur ein leiser knirschender
Laut war zu hören, als sie dem Tankstellenbesitzer das Messer zwischen die Rippen stieß.
Die schattenhafte Gestalt trat zurück, das Messer immer noch fest in der Hand. Sie sah zu, wie der große Hagere zusammensackte und dann still lag.
Der mörderische Eindringling ging dann zu einer Werkbank hinüber und wischte die Klinge seines Messers an einem ölverschmierten Putzlumpen ab.
Hohes Stimmengeschnatter kam aus dem herabbaumelnden Hörer des Wandtelefons. Der Killer trat vor und hängte den Hörer auf den Haken zurück. Seine Gesichtszüge waren in der Dunkelheit nicht zu erkennen. Aber in seinen Bewegungen schien er sicher zu sein. Er schien es jetzt auch nicht mehr eilig zu haben. Bevor er den einzigen Büro- und Verkaufsraum verließ, den das Tankstellengebäude umfaßte, trat er an den Schreibtisch und sah die darauf liegenden Papiere durch.
Als er hinausging, zog er die Tür hinter sich zu. Sie hatte ein Schnappschloß, so daß die Tankstelle, zumal auch kein Licht in ihr brannte, wie für die Nacht geschlossen wirkte.
Der Mörder verschwand im Dunkel der Nacht.
Auf der nahen Post Road fuhren gelegentlich Wagen vorbei, aber ansonsten war es die Stunde, zu der die meisten Einwohner der Gegend beim Dinner saßen.
In dem hinter der Tankstelle liegenden Wald hatten Grillen mit ihrem nächtlichen Zirpkonzert begonnen.
Etwa zwanzig Minuten später rollte eine große schwere, ansonsten aber unscheinbar wirkende Limousine in die Tankstelle. Der Fahrer stieg zunächst nicht aus. Aber seine scharfen Augen bemerkten sofort die auf der Tanksäuleninsel noch herumstehenden vollen Öldosen.
Es gab noch andere Anzeichen, die es merkwürdig erscheinen ließen, daß die Tankstelle schon für die Nacht geschlossen haben sollte. Auch Werkzeuge lagen noch draußen herum.
Der Mann am Steuer des schweren Wagens war Doc Savage.
Doc startete den Wagen wieder, und rollte mit ihm zu der Tankstelle hinaus. Ein paar Minuten später fuhr er eine der vielen baumbestandenen Alleen hinunter, die durch das friedlich wirkende Sleepy Hollow führten.
Als der Bronzemann zehn Minuten später zu Fuß zu der dunklen Tankstelle zurückkehrte, würde ihn niemand wiedererkannt haben. Denn Doc lief jetzt mit einem deutlichen Hinken. Seine Kleider waren halb zerlumpt, und seine charakteristische bronzefarbene Haut und sein kurzes Bronzehaar waren von einer Schminkpaste dunkel getönt. Er wirkte jetzt ausgesprochen wie ein Tramp, der gerade von einem Güterzug gesprungen war.
Durch ein rückwärtiges offenstehendes Fenster gelangte Doc in das Tankstellengebäude. Sekunden später war er dabei, den erstochenen Mann zu untersuchen.
Der Bronzemann benutzte dazu eine kleine Stablampe, deren Lichtkegel er mit der Hand abschirmte. Er suchte nach Fingerabdrücken, die der Mörder hinterlassen haben könnte, aber es gab keine.
Doc bemerkte die Lage des Toten genau vor dem Wandtelefon. Er nahm den Hörer vom Haken, wählte die Vermittlung, und als die sich
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