DS073 - Der fliegende Tod
meldete, fragte er ganz ruhig: »Wohin ging der letzte Anruf von dieser Nummer?«
»Einen Moment, bitte«, sagte das Mädchen in der Vermittlung.
Doc erhielt die Auskunft, daß das letzte Gespräch mit New York geführt worden war. Seine eigene Nummer wurde ihm angegeben. Falls er davon überrascht war, konnte man dies seiner Stimme jedenfalls nicht anmerken.
»Geben Sie mir noch einmal diese Nummer«, sagte er.
Monk kam an den Apparat.
»Doc!« rief der Chemiker aus, als er Docs Stimme hörte. »Vor etwa einer halben Stunde hat hier ein Kerl angerufen. Ich glaube, der von der Tankstelle in Sleepy Hollow. Er war ganz aufgeregt und redete etwas von diesem Patrick Valentine. Anscheinend hat er erfahren, wo der zu finden ist.«
»Dann ist klar, warum der Mann hier getötet wurde«, warf Doc ein.
»Getötet, sagst du?«
Doc erklärte kurz, von wo er anrief und wie er den Tankstellenbesitzer gefunden hatte.
Monk wurde ganz aufgeregt. »Deshalb brach die Verbindung plötzlich ab, Doc! Er wollte gerade etwas sagen – etwas über diesen Kerl namens Valentine. Er muß da irgendwas erfahren haben.«
»Ja«, sagte Doc. »Vielleicht werden wir bis zum Morgen die Antwort wissen. Wenn ihr bis dahin nichts von mir gehört habt, kommt lieber nachsehen.«
Der Bronzemann hängte ein.
Er verbrachte noch ein paar Minuten damit, sorgfältig das Innere des Tankstellengebäudes abzusuchen. Unter den verstreuten Papieren auf dem Schreibtisch sah er eines, bei dem mit Bleistift ein Kreis um eine kurze Zeitungsmeldung gezogen war. Es war die örtliche Kleinstadtzeitung, und die Meldung stammte aus der Spalte Lokalmeldungen. Sie lautete:
Die ›Nancy Lee‹, das einstige River-Showboat, das die letzten zwei Jahre an Kellys Landing vertäut lag, soll an einen Schrotthändler von außerhalb verkauft worden sein. Angeblich soll das verrostete alte Showboat schon in Kürze abgeschleppt werden.
Der Bronzemann runzelte die Brauen, als er den kurzen Artikel beim abgeschirmten Schein seiner Stablampe überflog. Seltsam, daß ein Garagenbesitzer an so etwas interessiert sein sollte!
Und seltsamer noch war, daß die Worte »Doc Savage« gleich neben der Meldung auf den Zeitungsrand gekritzelt waren.
Die schmierigen Fingerabdrücke rund herum waren ein deutlicher Hinweis, daß der tote Tankstellenbesitzer Docs Namen darauf gekritzelt haben mußte.
Bevor er zum rückwärtigen Fenster hinausschlüpfte, rief Doc noch einmal die Vermittlung an und sagte: »Schicken Sie die Polizei sofort zu der Highway Service Station an der Albany Post Road.«
Im Schutze der Nacht kehrte er auf direktem Wege zu seinem Wagen zurück.
Die ›Nancy Lee‹ lag tief genug im Wasser, um darauf hinzudeuten, daß ihre Rumpfplanken breite Risse haben mußten und ihr Schiffsbauch halb voll Wasser sein mußte. Die Takelage war längst abmontiert worden.
Doc Savage hatte keine Schwierigkeiten, das alte Showboat ausfindig zu machen. Bis vor zwei Jahren hatte eine New Yorker Bootslinie an warmen Sommerabenden Ausflugsfahrten dorthin veranstaltet, wo die ›Nancy Lee‹ verankert lag. In Bordfesten hatte man noch einmal die gute alte Zeit aufleben lassen.
Seither hatte das alte Showboat lange genug dort am Flußufer gelegen, um für die Flußschiffer beinahe so etwas wie eine Landmarke zu sein.
Der lange Holzkai sah ebenso alt aus wie das Boot selbst. Unter Docs Füßen sackten die Planken ein, als er darauf entlangging.
Am Ende des Kais führte eine verwitterte Gangway zu dem tief im Wasser liegenden halbwracken Showboat hinüber, und Doc ging an Bord. An Deck blieb er stehen und lauschte. Der Mond war noch nicht aufgegangen, die Nacht war dunkel.
Er hatte jedoch keine Schwierigkeiten, sich zu orientieren. Seine ausgezeichneten Augen ließen ihn die Einzelheiten klär genug erkennen. Es gab keinerlei Hinweise, daß das alte Boot in den letzten Monaten betreten oder benutzt worden war.
Er ging unter Deck und gelangte in einen nach vorne führenden Kabinengang. Hier unten mußte er seine Stablampe zu Hilfe nehmen. Eine schwarze Katze huschte vor ihm einen Niedergang hinauf.
Vor einer offenen Tür blieb Doc stehen und sah in das hinein, was einmal die Kapitänskabine gewesen war. Teller mit Speiseresten standen auf dem Tisch in der Kabine.
Vorsichtig glitt Doc Savage in den Raum hinein.
Über ihm, draußen im Kabinengang, knallte irgend etwas zu. Eine weiteres, ähnliches Poltern erfolgte weiter achtern. Draußen wurde es schlagartig noch
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