DS075 - Der kalte Tod
mehr«, beklagte sich Monk und spuckte den Kaubonbon wieder aus.
Auf dem Weg zu dem Hangar am Hudsonufer, in dem Doc seine Privatmaschinen unterstellte, rief Monk von einer Telefonzelle aus noch einmal Long Tom an.
»Nein, hier nichts Neues«, entgegnete Long Tom ungeduldig auf seine Frage.
Wenig später hob Monk mit einer von Docs schnellen Amphibienmaschinen vom Hudson River ab. Mit einer Geschwindigkeit von fast fünfhundert Meilen jagte das Flugzeug durch den wolkenverhangenen Nachthimmel.
Der Chemiker hatte ein ungutes Gefühl. Er fürchtete, in dem von dem kalten Licht bedrohten Häuserblock irgend etwas Entscheidendes übersehen zu haben.
Im Osten kündete ein erster schwacher Schein den neuen Tag an. Bisher war ihm nicht anzumerken, daß er für Manhattan vielleicht eine Katastrophe bringen würde.
Monk hatte vor, Docs Maschine auf dem Washingtoner Airport zu lassen und mit einem Taxi zu der Adresse zu fahren, die er Wheeze in dem Telegramm an Ham hatte angeben hören.
Über den Außenbezirken von Washington ging Monk tiefer und flog nur noch mehrere hundert Meter über die Häuser und Baumspitzen hinweg. Doch plötzlich drückte Monk die Maschine noch tiefer herab. Eine Art gelber Fleck war in der ansonsten grünen Fläche erschienen. Monk brachte einen von Doc entwickelten Restlichtverstärker zum Vorschein. Ein elektronisches Gerät, das selbst schwächste Lichteindrücke so verstärkte, daß man damit auch im Beinahedunkel sehen konnte.
Während Monk enge Kreise flog, sah er durch den Restlichtverstärker auf den Boden runter. »Heulende Kalamitäten!« japste er. »Da komme ich ja gerade zurecht! Warte, du verflixter Winkeladvokat! Ich bin schon unterwegs!«
Und Monk donnerte im Tiefflug über die Häuser hinweg, daß Hunderte von Washingtonern aus dem Morgenschlaf gerissen wurden.
10.
Brigadier General Theodore Marley Brooks war noch vor Doc Savage und vor Monk in Washington eingetroffen. Wenn Ham Docs Hauptquartier angerufen hätte, nachdem er das falsche, von Wheeze McGovern geschickte Telegramm erhalten hatte, würden die Dinge wahrscheinlich einen anderen Verlauf genommen haben.
Wie immer bot Ham eine elegante Erscheinung, als er der Linienmaschine entstieg. Den hellgrauen Hut, den er zu einem leichten Mantel von genau derselben Farbe trug, hatte er sich keß ins eine Auge gezogen, und er schwenkte das, was wie ein harmloser Spazierstock aussah. In Wirklichkeit war es ein Degenstock mit einer haarscharfen Klinge aus bestem Damaszener Stahl. Die Spitze der Klinge war mit einer Droge präpariert, die zu sofortiger Bewußtlosigkeit führte, wenn sie durch den kleinsten Riß unter die Haut drang.
In diesem Moment wußte Ham nur wenig über die von Var herbeigeführten Explosionen. In den Rundfunknachrichten hatte er lediglich von der Explosion hinter J. Afton Carberrys Haus und von der Drohung gegen den Häuserblock an Manhattans East Side gehört. Er vermutete allerdings, daß das Telegramm, aufgrund dessen er nach Washington gekommen war, damit in Zusammenhang stand.
Ham nahm am Airport ein Taxi. Auch er gab als Fahrtziel den Dupont Circle an, weil der ganz in der
Nähe der Adresse lag, zu der ihn das Telegramm angewiesen hatte zu kommen.
Er wunderte sich nur, daß Doc ihn zu einer so unmöglichen Stunde wie vier Uhr morgens dorthin bestellt hatte. Am Dupont Circle entließ er das Taxi und ging die K Street hinauf. Das gelbe Haus fiel ihm schon von weitem auf. Mit seinem goldenen und gelben Stuck erdrückte es förmlich die bescheideneren Nachbarhäuser. Vor den Fenstern waren dichte Vorhänge, doch an den Rändern blitzten Lichtstreifen. Schwacher Lichtschein drang auch aus der Eingangshalle. Zur Haustür gelangte man über eine breite Säulenveranda.
Mit leichtem Schritt überquerte Ham die Veranda. Seine Hand umklammerte den Knauf des Degenstocks.
Es war ein Fehler des unsichtbaren Mannes, daß er seinen Begleitern ein Kommando zuraunte, statt lautlos angreifen zu lassen. Ham reagierte augenblicklich. Die Klinge seines Degenstocks sirrte durch die Luft, noch bevor er einen Gegner zu sehen bekam.
Die Klingenspitze ritzte dem Mann, der den Befehl zum Angriff gegeben hatte, neben dem Ohr die Haut. Er gab einen Grunzlaut von sich und sackte auf die Steinfliesen.
Indessen stieß Ham mit der Klingenspitze nach einem Gesicht, das vor ihm aus dem Dunkel auftauchte. Ein erstickter Aufschrei und ein dumpfer Fall waren das Ergebnis von Hams Zustoßen.
Wenn alle vier Angreifer,
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