DS075 - Der kalte Tod

und sackte zu Boden. Dies löste die allgemeine Erstarrung.
    Ham hörte den Ansturm von Körpern. Seine Degenklinge stieß zwei weitere Male zu, brachte zwei weitere Angreifer zu Boden, und noch zwei andere stürzten über dieses Paar.
    »Paßt auf!« schrie eine Stimme. »Er hat die Klinge aus dem Stock blankgezogen!«
    Ein Mann wollte die Vorhänge zurückziehen, um Licht hereinzulassen. Ein anderer rammte ihn beiseite.
    »Laß sie geschlossen, du Narr!« befahl er. »Erledigt ihn so, und macht schnell!«
    Der Befehl war leicht gegeben. Die Hände an die flüchtige Gestalt mit der tanzenden Degenklinge zu legen, war weit schwieriger. Ein Mann zog eine Pistole mit Schalldämpfer und feuerte. Bei dem Aufblitzen wurde für Ham eine Gestalt sichtbar, oder vielmehr deren Augen.
    »Laßt das Ballern!« sagte eine scharfe hohe Stimme. »Er darf nicht verletzt werden. Verstanden?« Daraufhin fielen keine weiteren Schüsse mehr. Die glühenden Augen kamen direkt auf Ham zu, so als ob deren Besitzer Ham im Dunkeln sehen konnte. An der Rückseite des Hauses öffnete sich eine Tür. In dem schwachen Licht, das von draußen hereinfiel, wurde eine schmale Treppe sichtbar. Ham machte einen behenden Schritt zur Seite, touchierte einen weiteren Mann. Zwei, die auf ihn eindringen wollten, kollidierten miteinander.
    Ham wich zu der schmalen Treppe zurück. Er war sicher, sie erreichen zu können, wenn nicht mehr geschossen wurde. Die leuchtenden Augen glitten zur Seite. Offenbar zog sich der Mann zurück.
    Ham hatte den Fuß auf der untersten Treppenstufe. Rückwärts ging er die Treppe hinauf, einen vorsichtigen Schritt nach dem anderen.
    Von der Stelle, die Ham gerade geräumt hatte, kam ein seltsamer Trillerlaut wie der Ruf eines exotischen Dschungelvogels.
    »Wer war das?« schnappte eine Stimme.
    Hams Herz jedoch schlug höher. Doc war unter den Anwesenden. Nur der Bronzemann konnte diesen eigenartigen Laut von sich geben.
    Diese Erkenntnis gab Ham neue Kraft. Er ließ die Degenstockklinge tanzen, wich weiter die Treppe hinauf. Ein Dutzend Männer drängten hinter ihm her, bewahrten aber wohlweislich Distanz. Ham kam zu einem Treppenabsatz, zog sich die nächste Treppenflucht hinauf, noch eine weitere.
    Einer von den Männern, die ihm nachdrängten, lachte auf.
    »Laßt ihn!« befahl er. »Vom Dach kann er nicht runter! Dort haben wir ihn. Wo ist der kleine Überzeuger?«
    Ham kam am Kopf des obersten Treppenabsatzes zu einer Oberlichtklappe, durch die es auf’s Dach ging. Er beschloß, sich dort zu behaupten. Nur jeweils ein Mann konnte ihm dorthin nachdrängen. Und den würde er mit der Degenklinge erledigen können. Höchstens eine Kugel würde an seiner blitzenden Klinge vorbeikommen.
    Aber etwas kam doch an ihm vorbei. Es war der »kleine Überzeuger«, von dem einer der Männer gesprochen hatte.
    Aber vorerst lächelte Ham noch. Er genoß seine Stellung, zumal er wußte, daß Doc in der Nähe war.
    Doch plötzlich zischte ein dünner Strahl zu ihm herauf, der aus einer kleinen runden Kapsel wie der eines Stahlbandmaßes kam. Ham mußte den linken Arm hochreißen, um Augen und Gesicht zu schützen.
    Ammoniakdämpfe drangen ihm in die Nasenlöcher. Er konnte nicht mehr atmen. Ihm blieb nur noch ein Fluchtweg, auf’s Dach hinauf. Mit der linken Hand drückte er das Oberlichtfenster hoch, schwang sich hindurch und sog die Morgenluft tief in die Lungen ein.
    Füße kamen die Treppe heraufgepoltert. Ham sprang zur Seite. Er war sicher, einen Baum oder etwas anderes zu finden, das ihm von dem Dach des vierstöckigen Hauses herunterhelfen würde.
    Inzwischen waren außer ihm etwa zehn Männer auf dem Dach, wild entschlossen, ihren flüchtigen Gefangenen wieder einzufangen. Sie hielten improvisierte Schlagwaffen in den Händen. Ham entdeckte einen Kamin und wich zu ihm zurück.
    Seine Gegner umringten ihn. Im grauen Morgenlicht konnten sie seiner wirbelnde Degenklinge erkennen und ihr ausweichen.
    Ham wünschte, daß er wüßte, was Doc vorhatte, denn der Bronzemann tat niemals etwas ohne konkreten Plan. Ham musterte die Gesichter der Männer, die ihn umringten. Wenigstens zwei schienen zu fehlen.
    Von der Treppe her kam eine hohe Stimme, dann ein polterndes Geräusch. Ein Körper stürzte offenbar den obersten Teil der Treppe zum Dach hinunter. Gleich darauf erschien ein häßliches, mißgestaltetes Gesicht in der Oberlichtöffnung.
    Eine tiefe Stimme beklagte sich: »Irgendein Kerl machte ’nen Fehler und schlug mit der Faust