DS080 - Die rote Schlange
Taschenlampe herum. Mit seiner gorillahaften Gestalt wirkte er in dieser Umgebung wie zu Hause.
Es gibt nichts gespenstischeres als einen Sumpf mit Zypressen bei Nacht. Und auch beinahe nichts, was für einen Mann ohne Boot gefährlicher ist. Dazu lauerte in diesem Sumpf noch eine unheimlichere Gefahr gänzlich unbekannter Art. Die der Roten Schlange.
Monk gab einen Grunzlaut von sich. Er wünschte, er hätte irgendwelche Geräusche gehört. Die Stille war noch zusätzlich bedrückend. Er ließ wieder seine Taschenlampe aufflammen, leuchtete Ham ins Gesicht.
»Was machst du so ein erschrecktes Gesicht?« knurrte er. »Gefällt es dir hier nicht?«
»Nein«, schnappte Ham. »Du hingegen kannst ja in die Bäume hinaufgehen, wo deine Vorfahren noch vor ein paar Generationen zu Hause waren!«
»Ich wünschte, wir wüßten, was aus Doc und Renny geworden ist«, murmelte Monk, von dem Streit ablassend, ernüchtert, während sie sich durch Wurzeln und Farne arbeiteten. Er ließ den Strahl seiner Taschenlampe herumwandern. Plötzlich blieb Ham ruckartig stehen. Er packte Monks Handgelenk. Der Chemiker ließ die Taschenlampe verlöschen.
In einiger Entfernung hatte er einen Zweig knacken hören. Jetzt knackte wieder einer, näher. Ham drückte rhythmisch Monks Handgelenkt, übermittelte ihm im Morsecode eine Nachricht.
13.
Ganz in ihrer Nähe standen zwei hohe Zypressen. Lautlos erkletterte jeder eine von ihnen. Monk horchte mit angehaltenem Atem. Wer immer da heranschlich, tat es mit der Routine eines Waldläufers.
Monk entdeckte den Mann erst, als er unmittelbar unter ihm war. Dann sprang Monk, und im selben Augenblick brüllte er auf. Er liebte es, immer möglichst geräuschvoll zu kämpfen, kam mit der Wucht eines zentnerschweren Steins auf den Mann herab.
Doch dann verging Monk Hören und Sehen. Er wurde im hohen Bogen durch die Luft geschleudert, landete auf allen Vieren in einem Farngestrüpp.
Indessen sprang Ham von dem Zypressenbaum herab und grinste breit ob Monks Malheur.
Monk fand endlich die Sprache wieder. »Doc!« rief er. »Wie kommst du hierher?«
»Renny und ich haben das Luftschiff sicher zur Erde gebracht und versteckt«, erklärte der Bronzemann.
»Aber – aber es brannte doch!« japste Monk.
Doc erläuterte im Flüsterton rasch, was tatsächlich geschehen war. Er hatte die falschen Sumpfhügel entdeckt und geahnt, was kommen würde. Das Luftschiff war zu tief, um modernen Flakwaffen zu entkommen. Also hatte Doc so getan, als ob die Falle tatsächlich funktioniert. Zur Täuschung ließ er sämtliche Lichter an Bord auf flammen. Gegen den Nachthimmel war das Luftschiff sowieso als klarer Schatten auszumachen. Dann hatte Doc ein feines reflektierendes Pulver abgeworfen, in dem sich das Licht spiegelte. Die Männer an den Flakgeschützen hatten daraufhin zwar richtig gezielt, aber das Luftschiff war gar nicht mehr dort, wo sie es vermuteten. Dann hatte Doc an Bord ein harmloses Feuer verursacht, das den Rauch erzeugte und dem Luftschiff zusätzlich Tarnung gab.
»Ich glaube, wir sind hier nahe dem Zentrum des Rätsels«, schloß Doc. »Ich möchte, daß ihr den Spuren der Männer an den Flakgeschützen folgt. Seht, wo die hinführen. Aber seid vorsichtig.«
»Okay«, sagte Ham. »Und wo willst du inzwischen hin?«
Doc Savage schien ihn nicht zu hören. Im nächsten Augenblick merkten Monk und Ham, daß der Bronzemann verschwunden war.
Sie arbeiteten sich in Richtung der Flakstellung vor, aber zunächst stießen sie auf eine kleine trockene Lichtung, auf der sie zu ihrer Verblüffung einen großen Cassettenrecorder stehen sahen.
»Wie kommt der hierher in den Sumpf?« piepste Monk mit seiner hohen Stimme. Ehe Ham ihn daran hindern konnte, hatte Monk auch schon die Wiedergabetaste gedrückt.
Schrille Hilfeschreie einer weiblichen Stimme hallten über den Sumpf. Hastig drückte Monk die Stopptaste.
»Daher kamen also die Hilfeschreie!« schnappte er. »Das vermaledeite Mädchen war also nicht mal selber hier. Und du bist natürlich prompt darauf hereingefallen!«
Ham hatte sich steif gemacht. »Ja, glaubst du! Aber deshalb ging Doc den Schreien auch nicht nach. Er merkte sofort, daß sie von einem Tonband kamen. Aber wo mag sie nun eigentlich stecken?«
Diese Frage sollte ihm rascher beantwortet werden, als er ahnte. Die Stimme Consuela Manresas klang aus einiger Entfernung aus dem Sumpf herüber, und diesmal war sie es tatsächlich. Durch hohes Sumpfgras und über
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