DS080 - Die rote Schlange
erledigen wir ihn endgültig.«
De Soto rannte aus dem Büro, seine gepanzerten Männer hinter ihm her.
Der bärtige Riese stürmte einen von Fluoreszenzlicht schwach erleuchteten Korridor entlang, der in die Richtung des Druckpressenraums führte. Etwa auf halbem Wege blieb er unvermittelt stehen und sah sich lauernd um, als ob er fremde Augen auf sich gerichtet fühlte. Aber er sah niemand.
De Soto öffnete ein kleines Wandfach, fand einen Hebel und zog ihn. Dadurch öffnete sich eine Tür, die in einen anderen phosphoreszierend erleuchteten Gang führte. Ein paar Meter weiter kamen er und seine Männer zu einer steilen Treppe. Ein verborgener Druckknopf unter der vierten Stufe ließ eine weitere Tür aufspringen. Durch sie ging es auf direktem Weg zur Folterkammer.
De Soto öffnete dort ein weiteres Wandfach. Es enthielt zwei Hebel. De Soto zögerte. Dann betätigte er den rechten Hebel. Er öffnete ein vergittertes Fenster, durch das man nach drinnen sah. Es war niemand in dem Raum außer Monk, Ham, Renny und Gerald Pettybloom.
Monk sah zu dem Gitterfenster herüber.
»Kommt herein und kämpft, ihr Ratten!« schrie er. »Dann wird sich herausstellen, wie viel ihr in vier Jahrhunderten dazugelernt habt!«
De Soto ignorierte ihn. Er knallte den kleinen eisernen Laden vor dem Gitterfenster wieder zu und gab einen Grunzlaut von sich.
Ein weiterer Wächter kam herbeigestapft, ganz außer Atem.
»Der Kerl in Montevalles Rüstung ist wieder im Druckpressenraum!« keuchte er. »Ich entdeckte ihn dort und streckte ihn durch einen Schlag mit meiner Eisenfaust nieder! «
De Soto starrte den Wächter an. Er schien nichts dabei zu finden, daß der Mann in der Rüstung mit Brooklynakzent sprach.
»Er muß über einen anderen Gang dorthingelangt sein«, meinte einer der anderen Wächter.
De Soto war nicht nach Reden zumute. Sein Gesicht war weiß vor Wut. Wortlos ging er voran. Die anderen Wächter wieder in Schlange hinter ihm her. Sie gingen zum Druckpressenraum.
Die Gestalt in der Rüstung mit dem Malteserkreuz lag dort auf dem Boden. Sie versuchte sich aufzusetzen, als de Soto und sein Gefolge hereingeplatzt kamen. Sie fielen im Verein über ihn her. Er stöhnte vor Anstrengung, denn er hatte außer den Männern auf sich drauf auch noch gut hundert Pfund Rüstung zu bewegen. Aber auch die Bewegungen der anderen waren durch die Rüstungen verlangsamt.
Dann hatten sie ihn endlich auf die Beine gezerrt und rissen ihm den Helm herunter. Es war Fletcher Carter!
»Dieser Bronzekerl ist ein wahrer Teufel!« stöhnte Carter. »Er fand mich, während ich mit Ihnen telefonierte, und hat mir irgendein Gas zu schlucken gegeben. Dann muß er mich in die Rüstung gesteckt haben, die er vorher trug, und hierhergeschleppt haben.«
Carter hatte fast hundertprozentig recht. Doc war Carter ohne Schwierigkeiten gefolgt und hatte sein Gespräch über das Haustelefon mitgehört. Dann hatte der Bronzemann gehandelt. Er hatte plötzlich einen Weg gesehen, wie er seinen Männern zu Hilfe kommen konnte.
Doc kannte nicht die genaue Lage der Folterkammer. Aber er wußte, alles, was er zu tun hatte, um dorthinzugelangen, war de Soto zu folgen. Er hatte Carter die Rüstung angezogen, hatte ihn in den Druckpressenraum geschleppt und war dann dem bärtigen Riesen und seinen Männern gefolgt.
Es war der Bronzemann gewesen, der die Rolle des aufgeregten Wächters gespielt hatte, der de Soto und dessen Männer zu dem fruchtlosen Gang in den Druckpressenraum verleitet hatte.
Doc wartete, bis die Gruppe verschwunden war. Dann ging er zu dem Wandfach außerhalb der Folterkammer, an dem de Soto vorher gewesen war. De Soto hatte den rechten Hebel betätigt. Doc betätigte den linken.
Eine große Steinmauertür bewegte sich zur Seite. Sie schien ein Teil der Mauer zu sein. Monks kindlich hohe Stimme drang an seine Ohren.
»Und jetzt, Pettybloom, Sie Ratte!« piepste Monk. »Jetzt schneid’ ich Ihnen die Ohren ab! Sie versuchten Doc in die Falle laufen zu lassen, nicht wahr? Und Sie lockten uns hier herein, um Ihre schäbige Haut zu retten.«
Pettybloom protestierte, daß er das nicht getan hätte, sondern vielmehr Doc alles hatte sagen wollen, selbst wenn es für ihn den Tod bedeutet hätte. Der Kriminalreporter kauerte in ziemlich kläglicher Stellung auf dem Boden. Monk hielt ihn an den Haaren.
Doc betrat ganz ruhig den Raum.
»Der Reporter sagt die Wahrheit«, sagte er leise. »Er versuchte tatsächlich, uns alles zu sagen, was er
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