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Dschiheads

Dschiheads

Titel: Dschiheads Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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Es war der Versuch, den Islam mit dem Hinduismus, dem Jainismus, dem Buddhismus und dem Christentum zu verbinden. Wahrscheinlich hatte das auch häusliche Gründe. Akbar hatte eine Mohammedanerin, eine Hindu und eine Christin zur Frau, vielleicht wollte er auf diese Weise Familienstreitigkeiten ausräumen. Er selbst war außerordentlich tolerant beziehungsweise – so sehen wir das – ein Atheist und baute jeder seiner drei Frauen in Fatehpur-Sikri ihren eigenen Palast, um sie wechselseitig zu besuchen. Die Idee einer Versöhnung der Religionen war bestimmt eine dankenswerte Sache, aber sie hatte gerade zwei Jahrzehnte Bestand. Nach dem Tod Akbars im Jahre 1605 lief die Gemeinde auseinander. Din-i-Illahi war am Ende. Vilayanur Sanghui aber war von Akbars Idee begeistert und nahm sich vor, sie wiederzubeleben. Er wanderte 2094 in die USA aus und eröffnete ein Studio für transzendentale Meditation und sufischen Tanz in der Stadt Phoenix in Arizona. Er hatte großen Erfolg und gründete einen Ashram, in dem er für seinen Synkretismus warb und Tausende in seinem Sinne als Missionare ausgebildet wurden. Seine Tanzgruppe war übrigens sehr berühmt, sie trat in den besten Etablissements von Las Vegas auf und später in allen Großstädten der USA, ja der ganzen Welt. Seine Lehre hatte friedlichen Charakter: Abschaffung aller traditionellen Weltreligionen. Ihm schwebte das Ideal der Verehrung eines einzigen Gottes durch alle Menschen vor. Nur so könne endlich der Frieden auf Erden gesichert werden, denn an den Glaubensgrenzen der Welt brachen immer wieder militärische Konflikte aus. Dem sollte endlich ein Ende gemacht werden. Eine naive Vorstellung, aber sie hatte zunächst beträchtlichen Widerhall. Millionen von Menschen pilgerten nach Arizona, lernten den Tanz zu Ehren des Einzigen und Alleinigen Gottes und trugen Seine Botschaft in alle Welt.«
    Ailif kicherte. »So etwas von dämlich. Das musste doch zwangsläufig schiefgehen.«
    Â»Er stammte aus einer Jainisten-Familie«, gab Maurya zu bedenken. »Aus einer synkretistischen Tradition par excellence.«
    Â»Im Grunde seines Herzens war er ein Sufi«, fuhr Jonathan fort. »Einer, der fest daran glaubte, dass alles in Liebe zu vereinigen ist: der Mensch mit Gott, mit der Welt und mit allen anderen Menschen. Nach seinem Tod im Jahr 2133 nahm die Glaubensgemeinschaft allerdings einen völlig anderen Charakter an. Hatte Vilayanur Sanghui eine apolitische, kulturelle Enklave gegründet, die zwar religiöse Leitbilder propagierte, aber kein politisches Programm verfocht, entpuppte sich sein Nachfolger, Prakash Ramachandran, der ihm viele Jahre lang zur Seite gestanden war, als ausgesprochener Charismatiker, dem es gelang, diese Gemeinschaft in kürzester Zeit in ein aggressives Gebilde umzuschmieden – mit politischer Stoßrichtung gegen alle etablierten Weltreligionen.«
    Ailif verzog den Mund. »Das erinnert mich an einen ähnlichen Spinner, der in den 1960er-Jahren in der Hippie-Szene von San Francisco auftauchte. Ich weiß nicht mehr, wie er hieß. Jedenfalls behauptete er, vom Himmelszelt herabgeschwebt und der Einzige und Wahre Gott zu sein. Er verlangte, dass alle Religionen ausgerottet werden müssten. Nur er sei der Verehrung würdig. Völlig bescheuert.«
    Â»Ich glaube, ich weiß, wen du meinst«, sagte Jonathan. »Sein Name war Sam Shapira. Er nannte sich selbst den gesalbten, lebendigen Weltmessias.«
    Â»Kann sein. Aber erzähl weiter.«
    Â»Ramachandran gerierte sich als Fundamentalist und behauptete, die Lehre seines Vorgängers vom Kopf auf die Füße gestellt zu haben. Er sah die Ziele des Glaubens an den Einzigen Gott weniger idealistisch als pragmatisch. Um dem Einzigen Gott zur Herrschaft zu verhelfen, verkündete er, müssten alle institutionalisierten Gottheiten vom Thron gestürzt werden: Schluss mit Jahwe, Jesus, Allah und Konsorten, hinweg mit Buddha, Zoroaster, Brahma, Vishnu, Shiwa – zertrümmert all diese Götzen! Stoßt sie von ihren Altären! Er predigte die Demontage der etablierten Weltreligionen und gründete einen Orden von Gotteskriegern, die in alle Welt geschickt wurden. Ihre Missionsarbeit bestand in Destruktion und Gewalt. Ramachandran rief auf zum Vernichtungskampf. Das war der Startschuss zu einem nicht enden wollenden Blutbad.«
    Â»Noch dämlicher«, warf Ailif ein. »Was will

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