Dschiheads
Wolken. Man sah lediglich die verschiedenfarbigen Lichtblitze der Teilnehmer und ihre Spiegelung auf dem Gletschereis.«
»Ja. Es geht darum, eine Kette Dreizehntausender zu überfliegen. Unter anderem den Westsattel des Mount Hood. Dreizehntausendvierhundertzweiundsechzig Meter.«
»Was für ein Wahnsinn!«
»Sie sagen es. Dort oben ist es ziemlich kalt. Es gibt Schneestürme, die Schallgeschwindigkeit erreichen. Strahlströme drücken dich in die Felszinnen. Und Fallwinde reiÃen dich nach unten auf die Gletscher zu.«
»Sie schildern das, als seien Sie selbst schon dabei gewesen«, sagte Maurya.
»Bin ich auch«, erklärte Jespersen sichtlich stolz. »Sechsmal schon. Und einmal bin ich als Erster ins Ziel gekommen. Haben Sie nicht das Poster im Hangar gesehen? Das bin ich.«
Maurya sah ihn überrascht an. »Sie waren nicht zu erkennen mit Schneebrille und Schutzkleidung.«
»Alle Achtung«, brummte Jonathan.
Jespersen kraulte ihm das Nackenfell. »Danke.«
»Dann vertraue ich mich Ihnen gerne an«, sagte Ailif lächelnd und wandte sich Maurya zu. »Was meinst du?«
Maurya nickte. »Aber klar.«
»Ich komme auch mit«, erklärte Jonathan.
»Moment!«, sagte Jespersen. »Für dich habe ich keine Schutzkleidung.«
»Brauchen wir die?«, fragte Ailif. »Ich dachte, wir machen die Exkursion vor Sonnenaufgang.«
»Unbedingt. Aber auf dieser Welt muss man Vorsorge treffen. Sorglosigkeit kann den Tod bedeuten. Wir müssen damit rechnen, dass irgendetwas passiert und wir notlanden müssen. Und uns die Sonne erwischt. Dann wird es unangenehm.« Jespersen maà Jonathan mit einem prüfenden Blick. »Wir wollen doch keinen im Pelz gesottenen Passagier. Noch dazu ein so teures Stück. Ich lasse mir etwas einfallen. Ein paar Wasserbeutel und einige Quadratmeter Silberfolie zum Einwickeln vielleicht. Wäre das okay für dich?«
»Absolut.« Jonathan schwenkte freudig den Schwanz hin und her.
»Ich glaube, er hat einen neuen Freund gefunden«, sagte Maurya.
»Ich auch.« Jespersen tätschelte Jonathan den Kopf. »Ich heiÃe Frank.«
»Jonathan. Oder besser: Jo.« Jonathan sah zu Maurya und Ailif auf. »AuÃerdem riecht Frank interessanter als ihr beiden.«
»Werde nicht unverschämt«, sagte Maurya und warf Ailif einen vielsagenden Blick zu. Dann kicherten sie beide los.
Jespersen sah sie irritiert an.
»Brauchen Sie dazu nicht die Erlaubnis des Commanders?«, erkundigte sich Ailif ablenkend, als er und Maurya sich wieder beruhigt hatten.
»Das schon, aber diese Bitte wird er Ihnen schwerlich abschlagen können.«
»Umso besser. Wir können es kaum erwarten.«
»Dann halten Sie sich morgen früh um acht bereit, wenn die Morgendämmerung einsetzt.«
In diesem Moment erschien der Kommandant auf der Terrasse. »Guten Morgen«, sagte er sichtlich schlecht gelaunt. »Mr. Jespersen, ich brauche Sie. Kommen Sie bitte mit mir.« Dann wandte er sich Maurya, Ailif und Jonathan zu: »Entschuldigen Sie, aber Sie sollten jetzt hineingehen. Auch Ihr begnadeter Gedankenschnüffler. Die Sonne geht bald auf. Dann wird die Terrasse geschlossen.«
Cayley und Jespersen verlieÃen die Terrasse. Jonathan gähnte. »Arschloch«, murmelte er.
»He«, sagte Maurya tadelnd. »Sei nicht so ordinär.«
Jonathan gab ein belustigtes Jaulen von sich.
»Und? Seid ihr fündig geworden?«, fragte Ailif, als sie oben in Mauryas Zimmer waren.
»Es war eine arbeitsame Nacht für Mr. Swift«, brummte Jonathan.
»Und was hast du getan?«
Jonathan stieà einen Seufzer des Wohlbehagens aus. »Ich habe geschlafen.«
»Das war ja klar. Na schön, was habt ihr rausgekriegt?«
»Es ist eine lange böse Geschichte.« Jonathan legte sich bequem hin, den Kopf auf die Pfoten gebettet. »Mr. Swift wird sie euch erzählen. Dabei fing die Sache ganz harmlos an.«
»Schieà los!«, sagte Maurya und setzte sich mit ihrem Drink auf das Bett.
»Der Gründer dieser Glaubensbewegung hieà Vilayanur Sanghui, geboren 2068 in Amritsar im Punjab. Er studierte Religionsgeschichte und Tanz in Lahore und Jaipur. Dabei muss er auf Din-i-Illahi gestoÃen sein, eine synkretistische Glaubensgemeinschaft, die Akbar der GroÃe, der dritte Mogulkaiser, im ausgehenden sechzehnten Jahrhundert begründet hat.
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