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Dschiheads

Dschiheads

Titel: Dschiheads Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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Maurya fuhr mit dem Handschuh die Konturen entlang. »Wirklich unglaublich! Die Wesen, die das geschaffen haben, sind in ihren künstlerischen Fähigkeiten genial. Das bedarf gar keiner näheren Untersuchung. Diese Kunstwerke sind schützenswert – Commander Wolf hatte völlig recht.«
    Â»Sieh dir das an!«, rief Ailif. »Mutwillige Zerstörungen.« Er deutete auf ein Areal von mehreren Quadratmetern, in dem man die Reliefs herausgemeißelt hatte. »Sind diese Sektierer verrückt geworden?«
    Â»Sie halten diese Darstellungen für obszön«, sagte Jespersen, der sich inzwischen zu ihnen gesellt hatte.
    Ailif schüttelte verständnislos den Kopf. »Weshalb obszön?«
    Â»Die aneinandergeschmiegten Leiber, die aneinandergepressten Schenkel, die ekstatisch triumphierende Haltung.«
    Â»Das ist doch lächerlich!«
    Jespersen hob die Schultern. »Außerdem sind es Götzenbilder, die der Verehrung eines fremden heidnischen Gottes dienen. Für den Einzigen Alleinigen Gott der Dschiheads sind sie eine Beleidigung, die getilgt werden muss.«
    Maurya, die fast bis zum anderen Ende des Frieses weitergeschlendert war und Aufzeichnungen gemacht hatte, hob die Hand. »Hier sind Brandspuren«, rief sie. »Als hätte jemand mit Lasern auf das Relief gefeuert.«
    Â»Wo haben diese Leute Laser her?«, fragte Ailif.
    Â»Das dürfen Sie mich nicht fragen«, erwiderte Jespersen.
    Ailif betrachtete die Vertiefungen der Reliefs mit einer Vergrößerungsbrille. »Die wurden nicht in den Stein gehauen. Ich würde sagen, sie wurden geätzt. Sieh dir das an, Maurya!«
    Sie kam zu ihm. »Tatsächlich. Keine Meißelspuren. Glatte Oberflächen und scharfe Kanten. So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    Â»Hast du alles aufgezeichnet? Auch die Beschädigungen?«
    Â»Ja. Ich mache noch ein paar Detailaufnahmen. Bei Sonne wäre es allerdings eindrucksvoller. Das wäre ideal für die Plastizität der Konturen.«
    Â»Nun, das ist leider nicht möglich«, sagte Jespersen. »Vielleicht irgendwann. Um nach Sonnenaufgang oder kurz vor Sonnenuntergang fotografieren zu können, müssten wir in voller Montur ausrücken.«
    Â»Ist das machbar?«, fragte Maurya.
    Â»Machbar schon, aber es bedarf umfangreicher Vorbereitungen: Schutzkleidung, angemessene schlauchdurchwirkte Kühlwäsche, Spiegelburkhas, ein Umhang aus hochreflektierender Folie, eine Haube aus demselben Material mit eingebauter Schutzbrille – nur so können Sie sich ins direkte Sonnenlicht wagen.«
    Ailif nickte. »Wir brauchen gute, kontrastreiche Aufnahmen, die wir anderen Experten vorlegen können.«
    Â»Nun, ich habe jetzt schon keine Zweifel daran, dass es sich hier um äußerst bemerkenswerte Kunstwerke handelt«, sagte Maurya. »Was meinen Sie, Mr. Jespersen?«
    Jespersen zuckte lediglich mit den Achseln.
    Â»Es ist wirklich nicht zu fassen«, rief Ailif zornig. »Das hier sind Schöpfungen einer intelligenten, in höchstem Maße künstlerisch begabten Spezies. Hier spricht ein fremdes Bewusstsein zu uns, eine fremde Intelligenz. Und diese frömmelnden, hirnlosen Banausen reagieren mit Vandalismus! Sie begreifen nichts! Wollen nichts begreifen!«
    Â»Beruhigen Sie sich, Professor«, sagte Jespersen.
    Maurya runzelte die Stirn. »Aber meinst du wirklich, dass es Dongos waren, die das geschaffen haben? Oder vielleicht doch andere Lebewesen?«
    Jespersen sah sie an. »Die Riesenraupen?«
    Â»Hm«, knurrte Ailif. »Die geben mir Rätsel auf, ehrlich gesagt. Aber wer oder was immer hier am Werk war, verfügt über höchste künstlerische Aussagekraft.« Er deutete auf die herausgemeißelten Areale. »Und das da ist eine Schande. Widerwärtig! Das muss unterbunden werden!«
    Jonathan hatte sich auf die Hinterbeine erhoben und schnüffelte in den Vertiefungen eines Reliefs. »Amei sen«, sagte er.
    Â»Was hast du ständig mit deinen Ameisen, Jo?«, erwiderte Ailif genervt.
    Â»Tut mir leid, aber ich nehme den Geruch von Ameisen wahr.«
    Ailif warf Maurya einen hilfesuchenden Blick zu, dann steckte er die Nase in eine der Vertiefungen. »Ich rieche nichts.«
    Jonathan schnaubte. »Das denke ich mir. Du bist ja auch hoffnungslos geruchsblind. Ameisen legen intensive Geruchsspuren. Eine irdische Blattschneiderameise etwa sondert aus ihrer Drüse ein

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