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Dschiheads

Dschiheads

Titel: Dschiheads Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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Sekret ab, mit dem sie eine Duftspur legt, und ein Milligramm von dieser Substanz genügt, um eine Fährte zu markieren, die sechzigmal um den ganzen Planeten herumreicht. Und das, was ich hier wahrnehme, scheint ein noch weit stärkeres Kaliber zu sein.«
    Ailif sah ihn zweifelnd an. »Wie weit könntest du eine solche Spur verfolgen?«
    Â»Vielleicht zehn Kilometer, vielleicht hundert. Ich habe es nie ausprobiert, aber es wäre einen Versuch wert.«
    Â»Ich habe hier noch keine Ameise gesehen«, sagte Maurya.
    Â»Ich auch nicht«, erwiderte Jonathan. »Aber ich rieche sie. Sie sind allgegenwärtig.«
    Jespersen warf einen skeptischen Blick zum Himmel. »Wir machen uns jetzt besser auf den Rückweg«, sagte er. »Die Meteorologen haben für heute Mittag einen Sturm vorausgesagt. Er scheint aber früher zu kommen.«
    Tatsächlich hatte sich der Himmel verfärbt – als hätte man ins dunkle Blau des Morgens Milch gegossen. Ein überwältigendes Schauspiel nahm seinen Lauf: erst ein lachsfarbener Streifen, dann Safran, schließlich Limone, allmählich ins Türkis hinübergleitend. Es war, als wollte die Sonne all ihre vielfarbenen Schleier ausbreiten, bevor sie selbst die Bühne betrat, eine stolze rachsüchtige Göttin.
    Â»Haben wir auf dem Rückflug noch Zeit, um einige von diesen Teufelskreisen zu untersuchen?«, fragte Jonathan.
    Jespersen nickte. »Wenn ihr euch beeilt.«
    Als sie sich alle wieder unten versammelt hatten, startete Jespersen den Hub und steuerte die Trockensteppe an. Zehn Minuten später landeten sie neben einem Archipel aus kreisrunden Gebilden, die aussahen, als hätte man sie aus der Vegetationsdecke gestanzt. Jespersen blickte nach Osten – der Himmel brannte bereits. »Eine Viertelstunde«, sagte er. »Länger auf keinen Fall.«
    Die anderen klinkten ihre Gurte aus und sprangen von der Plattform.
    Â»Ich rieche Leben«, sagte Jonathan.
    Â»Wieder Ameisen?«, fragte Maurya.
    Â»Ja. Und hier überaus intensiv.«
    Jonathan lief schnüffelnd in einen der Kreise und scharrte. Es kam nur Sand zum Vorschein.
    Maurya kniff die Augen zusammen. »Könnten es unterirdisch lebende Termiten oder ähnliche staatenbildende Insekten sein, die die Wurzeln der Vegetation über ihrem Bau abweiden, um die Belüftung sicherzustellen?«
    Ailif hob die Schultern und grub mit dem Absatz in einem der Kreise, förderte aber auch nur Sand zutage. »Durchaus möglich.«
    Â»Ich erinnere mich, dass es auf der Erde ein ähnliches Phänomen gab. In Namibia. Man nannte sie Feenkreise. Trotz intensiver Untersuchungen und Forschungen wurde das Rätsel meines Wissens nie gelöst.«
    Â»Beeilen Sie sich!«, rief Jespersen vom Hub. »Wir müssen los.« Er deutete nach Osten, wo ein gleißender Lichtfunke über den Horizont zuckte. Die Sonne ging auf.
    Unvermittelt stieß Jonathan ein erschrockenes Winseln aus und fuhr sich mit hektischen Bewegungen seiner Vorderpfoten über Maul und Kopf.
    Â»Komm her, Jo«, rief Maurya.
    Er lief zu ihr, und sie sah, dass auf seinem Kopf und im Nacken zahllose winzige Insekten wuselten, farblos und unglaublich beweglich. Maurya half ihm, sie aus dem Fell zu bürsten.
    Â»Au! Verflucht! Diese Biester beißen«, rief Maurya und wischte sich die Quälgeister von den Fingern.
    Jonathan fuhr sich mit der Pfote immer wieder über den Kopf. »Sie sondern eine starke Säure ab.«
    Â»Aufsteigen und anschnallen!«
    Sie kamen hastig Jespersens Anweisungen nach, dann startete er den Hub, und eine Minute später waren sie schon über dem Fluss und flogen nach Süden. Keine Minute zu spät, denn in diesem Augenblick stemmte sich die Sonne über den Horizont und schleuderte ihre Glut über die Landschaft. Der Glast erzitterte unter dem gnadenlosen Licht.
    Â»Legt die Schutzkleidung an!«, rief Jespersen. »Blickt nicht in die Sonne! Setzt eure Brillen auf!« Ohne die Steuerung loszulassen, kramte er eine Rolle Silberfolie aus dem Container unter den Armaturen und zog sie Jonathan über Kopf und Rücken. »Nicht dass dein schönes Fell zu rauchen anfängt«, sagte er und fuhr ihm mit der Hand über die Nase.
    Von jemand anders würde er sich das nicht gefallen lassen, dachte Maurya.
    Jespersen wandte sich ihr zu. »Ihr Assistent hat heute möglicherweise eine bahnbrechende wissenschaftliche

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