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Dschiheads

Dschiheads

Titel: Dschiheads Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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Kaffeekugel. Der Automat rumpelte, und eine dunkelbraune Kugel rollte in Jespersens Hand. Er nahm eines der schräg angespitzten Röhrchen aus dem Fach im Regal und stach die Kugel an. Ein kleines Dampfwölkchen puffte heraus, und der Duft von frischem Kaffee breitete sich aus.
    Â»Will noch jemand einen Kaffee?«, fragte er.
    Â»Lieber einen Eistee«, sagte Maurya.
    Â»Ich ebenfalls«, schloss Ailif sich an.
    Jespersen drückte einen anderen Knopf und ermunterte den Apparat wieder durch einen Klaps mit der Handfläche. »Er will es nicht anders«, entschuldigte er sich achselzuckend.
    Zwei hellbraune Trinknüsse rollten in die Auffangschale. Jespersen reichte sie Ailif und Maurya mit je einem Trinkhalm. Dann hob er den Zeigefinger und sagte: »Gerade noch rechtzeitig zurück. Hören Sie?«
    Hoch über ihnen war ein anschwellendes Brausen zu hören, und durch die Scheiben sahen sie, wie auf den Rücken der Dünen Mähnen emporwuchsen. Dann begann die Wüste zu fließen. Erst war es, als würde schaufelweise Sand gegen die Terrassenfront geworfen, doch bald schon steigerte es sich zu einem wütenden Prasseln. Fahle zweidimensionale Gestalten zeichneten sich ab, denen Gliedmaßen und Köpfe wuchsen, die sofort wieder zerstoben und sich neu bildeten. Unruhig tasteten sie sich an der Außenfläche entlang, rüttelten wütend an den Aufhängungen, begehrten Einlass. Blitze zuckten und hüllten die riesigen Gestalten immer wieder sekundenlang in glitzernde Gewänder. Dann wurde es stockdunkle Nacht, und der Sturm erhob sich zu einem infernalischen Kreischen. Das Gebäude erbebte in seinen Grundfesten.
    Obwohl die Kompressoren mit voller Kraft arbeiteten, um in der Station Überdruck herzustellen, schlich sich der Staub durch jede Ritze und überzog alles mit einem feinen grauen Schleier: die Tischplatten in der Cafeteria, das Geschirr in der Küche, die Bettlaken in ihren Zimmern. Die Schleimhäute.
    Aus den breiten Schlitzen der Klimaanlage strömte ein Endlosband kühler befeuchteter Luft, das sich wie Seide anfühlte, doch schon nach wenigen Metern zu einem feuchten Niederschlag zerfaserte, der die Oberflächen mit einem Schweißfilm bedeckte. Nicht nur die Menschen, auch die Dinge schienen zu schwitzen.
    Ailif stand an seinem Lieblingsplatz an der Rieselwand, die Augen geschlossen und beide Hände an den gerippten Kalkstein gestemmt, auf dem leise plätschernd das Wasser herabrann. Es perlte seine Arme entlang und benetzte sein Shirt. Mit den Fingern fuhr er über die Unebenheiten der Steinplatten, ertastete eingeschlossene kleine Kiesel und die Abdrücke win ziger Muschelschalen, dann strich er sich mit den nassen Händen über Gesicht und Ohren.
    Die Hitze stieg weiter. Das Außenthermometer zeigte nun sechsundsechzig Grad an. Die Luft war sengend heiß, als würde der Wind über die Glut einer Esse streichen, und es roch nach Asche. Wie konnten die Menschen hier nur solche Temperaturen aushalten?, ging es Maurya durch den Kopf. Die Dorfbewohner, die nicht über all diese technischen Hilfsmittel verfügten, die sich nur unter wassergetränkten Schilfmatten im Schatten von Pergolas verkriechen konnten?
    Der Wind rüttelte ungeduldig an der Plasglasfassade.
    Jonathan hob den Kopf aus seinem Napf, aus dem er Wasser geschlappt hatte, ließ den Schwanz hängen und sah sich um, als wollte er sich vergewissern, dass sie alle da waren. Dann schüttelte er sich energisch und hüllte sich in eine Staubwolke.
    Erst am Nachmittag flaute der Sturm ab. Die Sonne brannte sich durch die Staubschleier eines kupferfarbenen Abendhimmels und gewann an Kraft. Die Plasglasfront der Cafeteria schaltete in den Shade-Modus, und die Terrasse versank in brauner Düsternis. Der Sonnenball wechselte in ein kränkliches Grün, verlor aber nur wenig von seiner unerbittlichen Strahlkraft. Dort, wo der gebündelte Strom des Lichts seine Photonen durch das Plasglas trieb, schien das durchsichtige Material wie ein explodierender Kristall zu winzigen scharfen Splittern zu zerfallen, die in den Raum geschleudert wurden und schmerzhaft das ungeschützte Auge trafen.
    Â»Wie ein Schweißbrenner«, murmelte Ailif. »Irgendwann wird sie sich durch das Hindernis brennen. Was meinst du, Jo?«
    Jonathan blickte auf und sah Ailif fragend an, schlug drei- oder viermal lustlos mit seinem buschigen Schwanz auf den

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