Dschiheads
dann ein zweiter und ein dritter.
»Was war das?«, fragte Maurya erstaunt. »Wenn mich nicht alles täuscht, müssen das Schwalben gewesen sein.«
»Ja, Frau Professor«, erwiderte Jespersen. »Sie haben recht. Commander Wolfs Schwalben, um genau zu sein. Einige haben überlebt und sich an die gefährlichen Umweltbedingungen angepasst. Sie nisten in den Uferfelsen und vermehren sich von Jahr zu Jahr. Wir dachten auch erst, sie seien ausgestorben, aber die Natur ist anpassungsfähig. Sie ziehen zweimal im Jahr ins Delta, um sich satt zu fressen, kommen zum Brüten aber hierher zurück. Auch Papageien gibt es hier.«
»Hat die auch Commander Wolf eingeführt.«
»Kein Mensch weiÃ, wer die eingeführt und ausgewildert hat. Jedenfalls gedeihen sie prächtig. Es gibt inzwischen Hunderte von Brutpaaren.«
Die Felsen rückten näher. Schwalben schossen hoch, schwangen sich in hohen Bögen durch die Luft, um sich dann auf den Felsen niederzulassen und die Besucher neugierig zu beäugen.
Jespersen deutete voraus und setzte zur Landung an. »Das sind die umstrittenen Kunstwerke.« Er bemühte sich sichtlich, »Kunstwerke« nicht wie in Anführungszeichen auszusprechen.
Ailif und Maurya verschlug es den Atem. So schnell wie möglich hakten sie ihre Geschirre los und stiegen mit wackligen Beinen vom Hub. Jespersen befreite Jonathan von seinen Gurten, der sofort von der Plattform sprang und ihnen folgte.
Der Fluss hatte hier hohe Sandbänke aufgeschichtet, die unter der heiÃen Sonne zu kompakten schwarzbraun marmorierten Schollen verbacken waren, auf denen man mühelos gehen konnte, und in den Nischen unterhalb der Felsen hatten sich Schwaden von hellem Flugsand angehäuft. Vor ihnen wuchs eine Felsbarriere aus dem Ufersand, an der der Fluss eine leichte Biegung nach Westen machte.
»Das also sind die Kritzeleien der Eingeborenen«, rief Ailif. Er drehte sich zu Jespersen um. »Das ist ja unglaublich! Hat der Commander diese Darstellungen je persönlich in Augenschein genommen?«
Jespersen gab keine Antwort.
»Das sind keine Ritzzeichnungen, keine Petroglyphen â das sind ausgeprägte, hervorragend gearbeitete Basreliefs!«
Tatsächlich: Die Felswände des Hochufers waren bearbeitet. Friese â fünffach, sechsfach übereinander, bis zu zehn Metern hoch und sechzig, achtzig Meter lang. Alle möglichen Tiere dieser Welt, vor allem Dongos, eng zusammengedrängt, die unteren GliedmaÃen aneinandergepresst, aufrecht stehend, die Rüssel triumphierend erhoben.
»Ich fasse es nicht«, sagte Ailif kopfschüttelnd. »Kritzeleien! Das sind Basreliefs höchster Kunstfertigkeit. Sie erinnern an die Darstellungen der Khmer auf der Erde. Die dicht an dicht angeordneten Tempeltänzerinnen.«
»Entschuldige, aber der Vergleich hinkt«, warf Maurya ein. »Die Figuren in Hinterindien sind durchweg en face dargestellt. Und sie tragen in der Regel Simse, stemmen sie nach oben. Die Dongos hier dagegen sind alle im Profil abgebildet. Die Körper dicht aneinandergedrängt, Schild an Schild gepresst, Rüssel an Rüssel. Kein Wunder, dass fromme Gemüter diese Art von Tanz als frivol, wenn nicht als anstöÃig empfinden könnten.«
»Lachhaft«, schnaubte Ailif.
Maurya legte den Kopf zurück. »Aber wie gelangen die da hinauf? Wie geschickte Kletterer sehen diese kleinen schildbewehrten Gesellen ja nicht gerade aus. Sie haben nur kurze plumpe GliedmaÃen. Dongos sollen das geschaffen haben? Da habe ich meine Zweifel.«
»Es könnten diese Riesenraupen sein«, sagte Jonathan. »Sie hängen von den Klippen herab und arbeiten nachts an den Reliefs.«
»Wer sagt das?«, fragte Ailif.
»Jespersen. Man hat sie von FlöÃen aus, die in der Morgendämmerung hier vorbeikamen, dabei beobachtet.«
»In der Nacht? Dann müssen sie als Künstler aber sehr gute Augen haben.«
»Die Nächte sind hier meistens sehr hell, weil mehrere Monde gleichzeitig am Himmel stehen«, gab Maurya zu bedenken.
»Hm. Ob sie dafür wohl Maschinen verwenden?«, fragte Ailif. »Irgendwelche Werkzeuge, die sie über den Rand der Klippe herablassen?«
Maurya schüttelte stumm den Kopf.
»Wir müssen näher heran«, sagte Ailif und hielt Ausschau nach einem geeigneten Aufstieg.
SchlieÃlich standen sie unmittelbar vor den Kunstwerken, und
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