Dschiheads

ankündete. Wenn sie energisch geläutet wurde, war sie kilometerweit zu hören.
    Einer der Rudergänger am Bug hatte einen Hund, ein schönes blondes Tier mit rundem Kopf und Schlappohren. Er lief zu uns, als wir mit unserem Karren anrückten, und beschnüffelte eingehend meine Füße und Hosenbeine – schließlich war ich neu auf dem Floß, und er kannte mich noch nicht. Oder hing an mir noch der Geruch von Jonathan?
    Â»Kannst du sprechen?«, fragte ich ihn.
    Der Hund musterte mich mit seinen dunkelbraunen Augen, dann ließ er den Schwanz hin und her pendeln.
    Â»Weißt du«, sagte ich, »ich habe letzte Woche einen Hund kennengelernt, der konnte reden wie ein Mensch. Und was der alles wusste! Den konnte man alles fragen – er hatte immer eine Antwort.«
    Der Hund wandte sich seinem Herrchen zu und blickte fragend zu ihm auf.
    Â»Ja, das soll es geben«, sagte der Rudergänger, der eine hellbraune Uniform und eine weiße Offiziersmütze trug. »Ich habe von solchen Superhunden schon gehört, bin in Memphis sogar mal einem begegnet. Einer uralten Hündin.«
    Ich nickte. »Der, den ich kennengelernt habe, hieß Jonathan Swift. Er ist Assistent an der James Joyce University auf New Belfast und war in Begleitung zweier Wissenschaftler, die mit der Untersuchung der Dongos beauftragt waren.«
    Â»Er hier heißt Ben.« Der Rudergänger kraulte seinem Hund liebevoll den Kopf. »Er ist schon sechzehn Jahre alt, aber ich hoffe, er macht noch ein paar Fahrten mit mir.«
    Â»Das verstehe ich nicht«, sagte ich überrascht. »Jonathan war bereits über sechzig.«
    Â»Ja«, erwiderte der Mann, »man hat diesen Tieren angeblich das Erbgut von Schildkröten eingepflanzt, damit sie so alt werden. Die Investition muss sich ja schließlich lohnen. Die Aufzucht, die langwierigen Operationen, ihr Nervensystem mit einer KI zu verbinden …«
    Â»KI?«
    Â»Einer Künstlichen Intelligenz. So eine Art Rechenmaschine im Gehirn.«
    Ich nickte. Das also war Jonathans Geheimnis. »Wie viele Floßfahrten macht ihr so?«, fragte ich dann.
    Â»Zwei, höchstens drei im Jahr. Vom Haar bis ins Delta des Ontos sind es immerhin an die fünfzehntausend Kilometer.«
    Ich sah auf den schönen Hund, der sich zu den Füßen des Mannes hingelegt hatte. »Darf ich ihn streicheln?«
    Â»Aber ja, nichts ist ihm lieber. Halt ihm aber vorher deinen Handrücken unter die Nase, damit er sich deinen Geruch einprägen kann. Dabei darfst du nichts in der Hand haben – das würde ihn verunsichern.«
    Ich tat wie geheißen. Das Fell fühlte sich weich an, als ich Ben streichelte. »Wie heißt diese Hundeart?«, fragte ich.
    Â»Das ist ein Golden Retriever. Sie stammen ursprünglich von der Erde. Wie alle Hunde – und alle Menschen.« Der Mann schmunzelte.
    Â»So einen Hund würde ich auch gern haben. Das ist ein Tier zum Verlieben.«
    Â»Sie sind sehr teuer. Sie wurden einst zum Zweck der Jagd gezüchtet.«
    Â»Jagd?«
    Â»Um andere Tiere zu Tode zu hetzen oder sie umzubringen. Zum Vergnügen oder als Nahrungsmittel – oder beides.«
    Ich tätschelte den Kopf des Hundes. »Ich wünsche dir noch viele Fahrten, Ben.«
    Â»Danke«, sagte sein Herrchen.
    Korbinian hatte inzwischen die Verpflegung abgeladen und in den Bugraum gebracht. »Komm«, sagte er zu mir. »Wir müssen uns auf den Heimweg machen. Bald geht die Sonne auf.«
    Ich schulterte den Riemen. Hinter mir klapperte und klirrte das leere Geschirr vom Vortag.

| 31 |
    Â»Ich wusste gar nicht, dass du eine Pilotenausbildung hast«, sagte Maurya, nachdem sie an der Orbitalstation angedockt und sich ausgeschleust hatten.
    Â»Pilotenausbildung?« Ailif lachte. »Habe ich auch nicht. Du wirst es nicht für möglich halten, aber ich habe nicht einmal eine Lizenz für ein Straßenfahrzeug.«
    Jonathan stieß ein heiseres Kichern aus und sagte: »Das ist wohl ein Witz.«
    Â»Nein, das ist kein Witz«, erwiderte Ailif. »Ich bin in diesen Dingen ein ausgesprochener Tölpel.«
    Maurya sah ihn zweifelnd an. »Bist du mit diesem Bluff dann nicht ein großes Risiko eingegangen?«
    Ailif runzelte die Stirn und seufzte. »Sicher, aber ein vertretbares und vor allem notwendiges Risiko. Leutnant Geddes ist nicht der Tapferste. So habe ich ihn eingeschätzt. Er hat vermutlich von