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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kennst du Avila?«
    »Wer kennt ihn nicht?«
    »Avila praktiziert eine Spezialität, wenn es ums Bestrafen geht. Bei den Augen fängt er an … und jeder Mensch hat nur zwei Augen.«
    »Ich verstehe …« Rafaels Stimme versank in Heiserkeit. »Ich lebe in der Hölle.«
    »Gut, wenn einer das erkennt. Nützlich, wenn er es anwendet. Und jetzt mach Dampf unter deine Sohlen und verschwinde!«
    Ramos hob den Kopf. Mit zwei Jeeps rasten Leonardo Avila und neun Männer seiner Sicherheitstruppe die Straße hinunter. Statt der Frontscheiben hatten sie vorn zwei Maschinengewehre montiert. Der Dreck spritzte von den Reifen weg über die Straße und überschüttete jeden mit Matschfontänen.
    Rafael gab keine Antwort mehr.
    Er befolgte Ramos' Rat und lief davon. So schnell er konnte. Lief einfach weg und verschwand im Gewirr der Hütten.
    Aber während er unter sich das Knirschen seiner Stiefel hörte, dachte er nur eins: Mein Bruder! Mein Bruder wird zugeschüttet. Lebend zugeschüttet! Einfach lebendig begraben. Unter Geröll und Felsgestein, das vielleicht sogar mit Gold durchzogen ist. Ein Goldgrab . Mein Bruder. Placido, der Kleine, wie Mutter ihn immer nannte. Der so gerne Dinuguan aß, die in frischem Blut geschmorten Innereien von Huhn und Schwein. Das konnten wir armen Leute uns damals leisten, wir bettelten die Innereien den Metzgern ab. Der kleine Placido … nun liegt er für immer in diesem verfluchten Berg!
    An einer Hüttenwand aus Holzschwarten blieb er stehen, drückte das Lehmgesicht gegen die Borke und weinte. Placido … ich werde dich rächen …
    An diesem Tag verschwand Rafael aus Diwata.
    Der undurchdringliche Dschungel rund um den Berg verschluckte ihn.
    Niemand vermißte ihn … Menschen kommen und verschwinden, und keiner fragt, weil das eigene Überleben das Wichtigste ist.
    Am Abend dieses Tages, nachdem ein Miniertrupp den Stollen zugesprengt hatte, lag eine gefährliche Stimmung über der Goldgräberstadt. Ramos spürte es deutlich. Die Luft war wie mit Elektrizität aufgeladen. In den Kneipen ballten sich die Digger und diskutierten, verfluchten die Minenleitung und wünschten, Ramos würde in die richtigen Hände fallen, die ihm den Hals zudrückten.
    »Das ist der vierte Schacht, der zusammengebrochen ist!« schrie einer in Pilars Tanzbar. »Alle eingemauert! Wieviel Tote? Wer weiß das?! Hundert? Zweihundert? Es gibt Stollen, da kannst du die Leichen riechen! Jawohl, riechen. Durch die Steinritzen kriecht der Gestank. Und dann mußt du kotzen, ob du willst oder nicht. Und was sagt Ramos, dieser Wichser? ›Bindet euch ein nasses Tuch um die Nase!‹ Soll das so weitergehen? Wollt ihr die nächsten sein, die er einmauern läßt? Jungs, holt sie aus dem Schacht 97 heraus! Holt sie raus! Sofort!«
    »Die sind längst verreckt!« Einer der Vorarbeiter, die sonst an den Sammelstellen die Säcke zählten und die Nummern der Schlepper eintrugen, winkte ab. »Was wir brauchen, sind abgestützte Stollen. Holzstempel, Stahlgerüste, so wie in den staatlichen Gruben. Zu teuer, zu teuer, heißt es bei uns. Menschen sind billiger zu haben. Die kommen freiwillig. Ihr seid doch auch alle gekommen. Jeder von euch. Und wühlt euch in den Berg, vierzehn Stunden lang. Also, was wollt ihr? Maul halten … ihr wollt doch Gold sehen! Warum seid ihr sonst hier?«
    Avila mit seiner Sicherheitstruppe besetzte die Sammelstellen, die Goldwaschanlagen, die Magazine, das Elektrowerk, die Wasserreservoirs, die Wasserzuleitungen, die Funkstation. Seitlich des Hauptweges, der zu den Schächten führte, gingen drei Kanonen in Stellung. Vier leichte Panzer rasselten über die Straßen … alles Beutestücke, die einmal die Rebellen von Mindanao dem Militär abgenommen hatten. Das war Anfang der achtziger Jahre gewesen, als die kommunistischen Guerillas der NPA und Truppen der Moro National Liberation Front – MNLF – auf Mindanao gegen, die Regierung Marcos kämpften. Wie Kanonen, Panzer, Granatwerfer, Minen, Munition und Granaten, schwere Maschinengewehre und sogar zwölf Erd-Erd-Raketen samt Abschußrampe in den Dschungel des Diwata-Berges gekommen waren, wußte niemand mehr. Man wußte nur, daß der reiche und mächtige Minenbesitzer Juan Perón Toledo mitten im Urwald eine eigene Armee besaß, daß er um den Berg herum granatsichere Bunker gebaut hatte und daß Diwata eine Festung geworden war, an die sich keine Regierungstruppen heranwagten.
    Nur einmal hatte man es versucht, vor fünf Jahren. Aus der Luft, mit

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