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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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sie näher herankamen, erkannte er die glatten, von Wind und Wasser geformten Wände aus Stein, die sich auf beiden Seiten fast senkrecht erhoben und die enge Schlucht bildeten. Als sie den Eingang erreichten, trat er zwischen die Wände und wurde von einem wohltuenden Schatten eingehüllt. Charles seufzte, wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und ging weiter. Mit jedem Schritt schien die Lufttemperatur zu fallen, da innerhalb des schattigen Reiches die Sonne nicht mehr länger uneingeschränkt herrschte. Als er ein paar Meter vor sich eine breitere Stelle sah, strebte er direkt darauf zu. Und beinahe taumelnd vor Erleichterung, hielt er dort an und rutschte an dem glatten Gestein herab, um mit dem Rücken an der Wand zu sitzen. Er schwelgte ebenso sehr in der Flucht vor der glühend heißen Sonne wie auch in dem Wissen, dass er Anens Wadi gefunden hatte.
    Die Wiedererlangung der Meisterkarte war nun in sehr greifbare Nähe gerückt. In einigen wenigen, kurzen Tagen würde das Geheimnis, das vor langer Zeit Arthur Flinders-Petrie mit in sein Grab genommen hatte, endlich Charles gehören – und nur Charles allein.

VIERUNDZWANZIGSTES KAPITEL

    H ätte er bloß gewusst, dass die kosmische Verbindung zwischen dem Schattenlicht und der Meisterkarte sich direkt vor seiner Nase befand, hätte Kit vielleicht den Tag besonders gekennzeichnet als einen der bedeutendsten in seinem Leben. Doch das menschliche Bewusstsein ist flatterhaft, die Achtsamkeit flüchtig, und wichtige Tatsachen werden häufig ignoriert; Gegenstände von Wert bleiben unbeachtet; lebenswichtige Informationen werden nicht bemerkt. In der Hitze des Augenblicks werden Einzelheiten von großer Bedeutung oftmals übersehen. Und so geschah es, dass Kit nicht sah, was direkt vor ihm war; und infolgedessen war es der großen Suche, mit der er und so viele andere beschäftigt waren, nicht vergönnt, so voranzukommen, wie es hätte sein können. Stattdessen trug sich Folgendes zu:
    Das Licht des Tages war zu einem weichen Goldton verblasst und die Sonne hinter die Gebäude geglitten, die den Platz umgaben. Als auf dem Marktplatz die Läden um Kit herum zusammengeklappt wurden, kehrte er zu dem Raum im Obergeschoss zurück, wo er Gianni und Cassandra zurückgelassen hatte, um die Feinheiten der bei Sternenexplosionen entstandenen Elemente zu besprechen. Mit seinen Knöcheln klopfte er energisch gegen die Tür und erhielt als Antwort: »Tretet ein, wenn Ihr Euch traut.«
    »Ich bin’s nur«, verkündete er und drückte die Tür auf. Gianni war weggegangen, und Cass ruhte auf ihrem Bett. »Oh, tut mir leid«, entschuldigte er sich. »Ich wusste nicht, dass du ein Nickerchen machst.«
    »Ich denke nach und mache kein Nickerchen«, entgegnete sie. »Komm schon herein und mach es dir bequem.«
    Kit zog unterm Tisch einen Stuhl für sich hervor und drehte ihn herum, um ihr ins Gesicht zu sehen, während sie sich aus der Mulde in der Mitte ihres Federbetts hochmühte. »Nun? Was habt ihr entschieden?«, erkundigte er sich. »Über das Zeugs mit den Seltenen Erden, meine ich. Irgendwelche Vorstellungen?«
    »Wir stimmten überein, dass wir nicht in der Lage sein werden, mit der Ausstattung, die wir zur Verfügung haben, überhaupt irgendetwas zu erkennen; und wir riskieren nicht, das Material, das wir bekommen haben, bei Versuchen zu verschwenden, die wahrscheinlich nicht funktionieren werden«, erzählte sie ihm. »Unsere Proben müssen mit einer ziemlich hoch entwickelten Ausrüstung analysiert werden, wenn wir ein eindeutiges Resultat erhalten wollen.«
    »Wieso überrascht mich das nicht?«
    »Glücklicherweise kennt Gianni einen Ort, wo wir sie fachgerecht untersuchen lassen können.«
    »Hier?«
    »Wohl kaum. Er will sie nach Rom bringen.« Als Kit seine Augenbrauen hochzog, lachte sie und fügte hinzu: »In den Vatikan.«
    »Der Papst hat ein Mikroskop?«
    »Ich bezweifle, dass der Papst viel Erfahrung mit fremdartigen thermonuklearen Materialien hat – falls doch, stellt er eindeutig sein Licht unter den Scheffel. Aber der Vatikan unterhält ein Laboratorium auf dem neuesten Stand der Technik, und Gianni weiß, wie man im einundzwanzigsten Jahrhundert dorthin gelangt, was wesentlich ist.«
    »Es schadet wahrscheinlich auch nicht, wenn man ein Priester ist«, vermutete Kit.
    Cass nickte. »Er kann dort wohl schnelleren Zugang bekommen als manch andere, und es werden keine Fragen gestellt.«
    »Dieser Gianni.« Kit schüttelte voller Bewunderung den Kopf.

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