Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
Vom Netzwerk:
dürftig, so war sein Ägyptisch geradezu unbedeutend. Nichtsdestotrotz war er durch langsame Wiederholungen und vielen Gesten imstande, sich verständlich zu machen. »Ich benötige Männer, die mir helfen«, erklärte er dem alten Mann in seinem zusammengeflickten Arabisch. »Ich habe Geld.« Er zählte imaginäre Münzen in seine Hand hinein. »Ich kann bezahlen.«
    Als es ihm mit seiner Pantomime nicht gelang, seine Gedanken zu übermitteln, versuchte Charles es mit seinem Schulfranzösisch. »L’argent« , sagte er. »Je paie.«
    »You pay« , echote der Dorfvorsteher auf Englisch und nickte vor sich hin.
    Er drehte sich um, gab Charles ein Zeichen und führte ihn zu seinem nahe gelegenen Haus. Ihnen folgten die meisten der versammelten Dorfbewohner, die anschließend zusammengedrängt in der offenen Tür und an den Fenstern der Wohnstätte standen, um die Verhandlungen zu beobachten. Ein Dienstjunge servierte Hibiskustee, und nach einer stockenden, langsamen Verhandlung wurde zu guter Letzt eine Vereinbarung getroffen: fünf Männer mit Werkzeugen, die fürs Graben geeignet waren, drei Esel, um die notwendigen Güter zu tragen, und Proviant für eine sechstägige Expedition zu einer Stätte, die Charles ihnen auf der Westseite des Flusses zeigen würde. Die Transportmittel für die Männer, Tiere und Ladung würde zur Verfügung gestellt werden. Die eine Hälfte des Preises würde zu Beginn gezahlt werden, die andere bei Beendigung und Rückkehr. Nur den Dorfvorsteher würde man mit dem Geld betrauen. Und er würde als Zahlmeister für jeden fungieren, der Proviant oder Transportmittel bereitstellte oder Arbeiten verrichtete. Der Endbetrag wurde vereinbart, und Charles bot an, einen Bonus darauf zu entrichten, falls die Expedition reibungslos und unkompliziert vonstattengehen und Erfolg haben würde.
    Die Übereinkunft wurde mit einem Glas kruden ägyptischen Wein besiegelt, und der weißhaarige Ältere fragte, wann Charles beginnen wollte.
    »Sobald die Männer, die Vorräte und das Zubehör zur Verfügung stehen können«, antwortete er. »Heute, falls sich das machen lässt.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Morgen.« Er schwenkte beide Hände durch die Luft. »Sie wohnen hier. Ich mache alles fertig.«
    Charles bedauerte es, einen ganzen Tag lang warten zu müssen, doch er nahm das Angebot mit Anstand an und nutzte die Zeit, um eine einfache Karte von dem Ort zu zeichnen, den er am Westufer zu finden hoffte. Dank der Geschichten seines Vaters glaubte Charles, dass er eine recht gute Ahnung hatte, wo er nach dem Sarkophag suchen sollte – vorausgesetzt, dass er das Wadi finden konnte. Das war der schwächste Teil seines Plans, wie er wusste, doch hier würde er darauf vertrauen, dass die Kenntnisse der Ortsansässigen ihn zur richtigen Stelle führten.
    Am nächsten Morgen begannen sich die Expeditionsräder zu drehen, allerdings langsamer und mit mehr Pausen und Neuanfängen, als dies Charles für möglich gehalten hätte. Obwohl die Dorfbewohner ihr großes Interesse und ihren Enthusiasmus für das Projekt zum Ausdruck brachten, misslang es dieser Begeisterung, sich in Geschwindigkeit umzusetzen. Obendrein schien es keine Möglichkeit zu geben, die Dringlichkeit in ihnen zu erwecken, die Charles verspürte. Das Tempo des Fortschritts bei der Zusammenstellung der benötigten Ausrüstung und des Proviants war gemächlich – bis hin zum Schneckentempo.
    Nach dem vierten Tag gab Charles die Versuche auf, zur Eile anzutreiben, und setzte sich einfach am Flussufer unter eine Dattelpalme, mampfte getrocknete Kürbissamen und schaute zu, wie der breite, grüne Nil vorbeizog. Dies schien die bei Weitem sinnvollste Strategie zu sein, da jede Einmischung von seiner Seite nur dazu führte, die Dinge noch weiter zu verlangsamen. Am sechsten Tag kam der Dorfvorsteher dorthin, wo Charles unter der Dattelpalme sein Lager aufgeschlagen hatte, und verkündete, dass morgen alle Vorbereitungen vollendet sein würden.
    »Großartig!«, schrie Charles und sprang auf die Füße. »Wir werden gleich als Erstes morgen früh aufbrechen.«
    »Am Tag darauf«, entgegnete der Dorfälteste mit einem Kopfschütteln. »Ich muss noch meinen Neffen herbeirufen.«
    Zu guter Letzt war am achten Tag nach seiner Ankunft im Dorf alles bereit, und die Expedition versammelte sich am Flussufer, um die Boote zu beladen und aufzubrechen. Am Rande des Wassers legte der Dorfälteste seine Hand auf die Schulter eines jungen Mannes und gab zu

Weitere Kostenlose Bücher