DSR Bd 4 - Das Schattenlicht
und von geringem Einfluss – und sagte: »Wollen Sie, dass ich sie loswerde?«
»Zu spät jetzt. Behalt sie einfach im Auge.« Burleigh ging auf die Theke zu, die den Hauptraum von der Küche dahinter trennte. Schnell bewegte er sich um die Theke herum und in den Arbeitsbereich hinein. Dort am Backofen war der Bäcker, der sich gebückt hatte, um das Feuer in Gang zu halten und Kohlen für die Nacht zurechtzulegen. Burleigh nickte Tav stumm zu, der seine Position einnahm; dann ging der Earl um das Ende der Theke herum und betrat die Küche.
»Entschuldigung«, sagte er leise auf Deutsch. »Auf ein Wort, bitte.«
Engelbert drehte sich um und richtete sich auf, sein freundliches, rundes Gesicht war rot von der Hitze des Backofens. »Hallo«, erwiderte er mit einem Lächeln. »Wie kann ich Euch helfen?«
»Sprecht Ihr Englisch?«
»Nein«, antwortete der Bäcker. Er lächelte und zuckte mit den Achseln. »Es tut mir leid.«
Burleigh nickte. Er mochte diese alte Form des Deutschen nicht und mühte sich stets ab, um sich in dieser Sprache verständlich zu machen, wenn er, wie jetzt, gezwungen war, sie zu benutzen. »Das macht nichts«, sagte er und stellte sich geistig auf diese Sprache ein. »Ich werde Euch nicht belästigen. Ich habe nur eine Frage.«
»Bitte«, sagte der Bäcker. Er schloss die Ofentür und wandte sich dann seinem Besucher zu. »Mein Name ist Engelbert. Wie kann ich Euch helfen?«
»Eure Partnerin … Wilhelmina – so heißt sie, nicht wahr? Ich würde gerne mit ihr sprechen.«
»Es tut mir leid; sie ist nicht hier.«
»Nicht? Ich dachte, ich hätte sie früher am heutigen Abend gesehen.« Tatsächlich war es Tav, der geglaubt hatte, sie gesehen zu haben; doch er hatte sie in der Menschenmenge verloren, die aus der Kirche gekommen war.
»Ja, sie war hier, doch sie musste fortgehen«, erklärte Engelbert.
»Das war aber plötzlich«, bemerkte Burleigh. »Wohin ist sie gegangen?«
»Sie dürfte in ein oder zwei Tagen zurückkehren. Ihr könnt dann mit ihr sprechen.«
»Das ist nicht, wonach ich gefragt habe.« Burleigh trat einen Schritt näher. »Ich muss wissen, wo sie hingegangen ist.«
Einen langen Augenblick starrte der Bäcker seinen Besucher an, dann entgegnete er: »Sie ist wegen eigener Geschäfte fortgegangen.«
»Ich verstehe das. Ich muss wissen, wohin Wilhelmina gegangen ist.«
»Wieso sollte Euch dies etwas angehen?«
»Ich habe Informationen für sie«, log Burleigh. »Es ist wichtig, dass ich sie finde.« Er klopfte leicht auf die Brusttasche seines Mantels, als würde sie etwas von Wert enthalten. »Es ist eine Botschaft, die von großem Nutzen für sie sein wird. Bitte sagt mir, wo ist sie?«
»Wenn Ihr mir diese Informationen gebt, werde ich vielleicht in der Lage sein, Euch zu helfen«, schlug der Bäcker vor.
»Es ist eine einfache Frage«, sagte Burleigh. »Weshalb weigert Ihr Euch, darauf zu antworten?«
»Ich habe Euch gesagt, dass sie wegen eigener Geschäfte fortgegangen ist. Sie tut dies manchmal. Was kann ich mehr sagen?«
Burleighs Lächeln verschwand, und seine Augen verengten sich. »Aber das genügt nicht, mein Freund«, erwiderte er, seine Stimme nahm einen scharfen Unterton an. »Ihr müsst Euch mehr anstrengen.« Er ging weiter in den Raum hinein und senkte seine Stimme. »Eure Unternehmenspartnerin hat sich in meine Geschäfte involviert, und ich will wissen, warum. Ich will alles wissen.«
Auf der Stirn des Bäckers erschienen Sorgenfalten. »Ich verstehe nicht.«
»Mein Deutsch ist nicht so gut.« Burleigh trat näher. »Ich werde versuchen, es zu erklären. Die Jungfer mischt sich in meine Angelegenheiten ein. Ich will wissen, warum. Tatsächlich will ich alles wissen.«
»Ich glaube, Ihr solltet jetzt gehen«, erwiderte Engelbert, der seine Arme vor seinem massigen Brustkorb verschränkte. »Es gibt nichts mehr, was ich Euch zu sagen wünsche.«
»Wir sind noch nicht am Ende«, sagte Burleigh. Er rief Tav, der um die Theke trat und in die Küche kam. »Er weigert sich zu reden. Sieh zu, ob du seine Zunge lösen kannst.«
»Klar, Boss.« Tav bezog rasch vor Etzel Stellung. Er neigte seinen Kopf zu einer Seite, und dann blickte er weg. Mit katzengleicher Schnelligkeit blitzte seine Hand vor und packte sein Opfer an der Kehle. »Hör zu, du dummer Ochse«, sagte er auf Englisch, seine Stimme war ein knirschendes Flüstern im Ohr des verblüfften Bäckers. »Mein Boss hier hat dir eine Frage gestellt. Ich schlage vor, du sagst ihm, was er
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