DSR Bd 4 - Das Schattenlicht
zubereitet: Eier, Schinkenspeck, Wurst, Pilze, Blutwurst, Toast – das volle Programm.«
Als sie den Brunnen erreichten, drehte sich Kit um und streckte seine Hand aus: »Es ist am besten, wenn du dich bei mir festhältst. Jener kleine Fehler hat mich eine Freundin gekostet; ich möchte nicht eine weitere verlieren.«
Cass nahm die angebotene Hand. »Bin ich jetzt deine Freundin?«
Lächelnd begann Kit, in der Mitte des Leys loszumarschieren.
»Unbedingt.«
ACHTUNDZWANZIGSTES KAPITEL
A rchelaeus Burleigh stand draußen vor dem Großen Kaiserlichen Kaffeehaus und starrte durch die beschlagenen Fenster auf den Betrieb im Innern. Es war ruhig im Laden; nur noch einige wenige verbliebene Kunden verweilten bei ihren Kaffeetassen. Er konnte sehen, wie die Serviererinnen in ihren grün-weißen Dienstkleidungen Tabletts mit Tassen, Kannen und Tellern in die Küche trugen. Momentan reduzierte sich der Geschäftsbetrieb zum Abend hin.
Äußerlich unschuldig und einladend – ein einfacher Kaffeeladen mit einem Sortiment leckerer Backwaren. Was könnte unverfänglicher sein? Aber das war die Genialität daran, befand der Earl. Diese harmlose Erscheinung war jedoch eine Fassade der Falschheit. Das Große Kaiserliche Kaffeehaus war, wie der Earl jetzt glaubte, eine wahrhaftige Brutstätte von Verschwörungen und Listen.
Während er über den breiten, offenen Platz bummelte, nahm Burleigh die Gelegenheit wahr, sich lange und genau umzuschauen. Er würde Prag vermissen. Trotz der Einschränkungen durch die Sprache und der engen, puritanischen böhmischen Sitten in dieser Stadt hatte er diese prächtige alte Dame ziemlich liebgewonnen. Dennoch: Er hatte alles ausgesaugt, was er von diesem Ort brauchte, und es war an der Zeit, weiterzuziehen.
Werde ich jemals zurückkommen? Möglich, entschied er, aber unwahrscheinlich. Die Stadt war nützlich für ihn gewesen, daran gab es keinen Zweifel; seine Kontakte zu den Alchemisten hatten sich als unschätzbar erwiesen. Aber der Ort war ebenfalls eine Quelle ständiger Irritation gewesen; und es juckte ihn, seine gesamte Aufmerksamkeit auf die große Suche nach der Meisterkarte konzentrieren zu können. Bevor er jedoch Prag verließ, musste er eine Verschwörung zerschlagen.
Er hörte, wie ein Hund über den Platz hinweg bellte, und das flattrige Geplapper von Leuten, während sie für die Nacht nach Hause eilten. Am anderen Ende des Platzes läutete der Glockenturm zur Viertelstunde. Burleigh atmete die kühle Abendluft ein, die von dem schweren Geruch nach Holzrauch gefärbt war. Ja, er würde das alte Mädchen vermissen. Wenn jedoch erst einmal die große Suche beendet war und sich alles geändert hatte, würde er vielleicht zurückkommen und den Palast übernehmen – ihn zu einer seiner Sommerresidenzen machen oder das alte Imperium wiederbeleben. Er könnte Kaiser Archelaeus I. werden. Der Gedanke ließ ihn lächeln.
Er lächelte immer noch, als drei Kunden aus dem Kaffeehaus auftauchten. Ein paar Augenblicke später erschien Tav im Eingang; er hob eine Hand und tippte mit einem Zeigefinger an seine Nase.
Als Burleigh auf die Tür zuschritt, kamen Con und Mal, die von anderen Ecken des Platzes aus die Lage beobachtet hatten, zu ihm herbeigerannt.
»Alles klar, Boss«, sagte Con.
»Gut. Du gehst hintenrum und überwachst die Tür. Ich will nicht, dass irgendjemand wegrennt.«
Der Mann mit dem schmalen Gesicht nickte und sauste wieder davon.
»Mal, du beobachtest die Eingangstür. Lass niemanden in den Laden hinein.«
»Was ist, wenn jemand vorbeikommt?«, fragte Mal.
»Sag einfach: ›Kaffeehaus geschlossen.‹« Die letzten beiden Worte sprach Burleigh auf Deutsch. »Kapiert?«
»Ja, Boss.«
Als Burleigh das Große Kaiserliche Kaffeehaus erreichte, zog er Tav an sich und sagte mit leiser Stimme: »Komm mit mir – falls unser Freund ein wenig Überzeugungsarbeit benötigt.«
Burleigh legte seine Hand auf die Tür, drückte sie auf und betrat das Geschäft. Die Luft war warm und schwer vom Duft frisch gebackenen Brots und des Kaffees. Er schaute sich rasch in dem großen Raum um; wie von ihm erwartet waren alle Tische leer – mit Ausnahme von einem in der hintersten Ecke, an dem zwei Männer immer noch Kopf an Kopf saßen und über ihren Tassen ein inniges Gespräch führten. Der Earl warf Tav einen stechenden, missbilligenden Blick zu.
»Tut mir leid, Boss. Ich dachte, sie wären gegangen.« Er blickte zu den zwei Bummelanten – Geschäftsleute mittleren Alters
Weitere Kostenlose Bücher