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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Königspalast auf der Hügelkuppe vorbeikam, hielt er an; im Innern war noch immer kein Lebenszeichen zu erkennen, also eilte er weiter zum Gästehaus und weckte den schlafenden Snipe.
    »Steh auf!« Er schüttelte den Burschen grob an der Schulter. »Snipe, steh auf!«
    Der Junge wurde mit einem Knurren wach.
    »Hör damit auf!«, maulte Douglas ihn an. »Zieh dich an. Wir gehen fort. Der Ort hier wird angegriffen. Wir machen, dass wir wegkommen.«
    Während der mürrische Snipe seine Tunika, die Hose und Stiefel anzog, kleidete sich Douglas rasch an und sah sich ein letztes Mal in ihren Räumen um. Abgesehen von seinen Aufzeichnungen über die Sprache und zwei kleinen Kuriositäten, die er für wertvoll genug hielt, um sie auf einer Auktion zu verkaufen, gab es nichts zum Mitnehmen. Er steckte die zwei Eisen-Figurinen in seine Tasche, stopfte das Bündel Notizen in sein Hemd und rief: »Hierher, Snipe! Lass uns gehen.«
    Einen Augenblick später trommelten ihre Füße wieder die lange Allee zwischen der Doppelreihe von Zypressen hinunter. Sie erreichten die Straße, auf der sie jetzt viele weitere Flüchtlinge antrafen, und alle flohen nach Westen auf die Küste zu. Für Douglas jedoch führte die Flucht in die entgegengesetzte Richtung. Der Heilige Weg, der unterhalb des Erdbodens in das Kalktuffgestein geschlagen worden war, lag im Osten. Er hatte keine andere Wahl, als dem Gegenverkehr entgegenzutreten – er schlängelte sich hindurch, wich nach rechts und links aus, um menschliche Hindernisse und zunehmend auch um Tiere herum, da immer mehr Landbewohner sich mit ihrem Vieh der Flucht anschlossen.
    Douglas und Snipe zwängten sich durch das ständig zunehmende Gedränge. Das Vorankommen verlangsamte sich, die Frustration nahm zu. Die Verzweiflung verstärkte sich, als es härter und härter wurde, sich mit Gewalt den Weg zu bahnen. Das ganze Land musste unterwegs sein, befand Douglas, und sie alle gingen in die falsche Richtung.
    Als sie die Stelle erreichten, wo sie durch eine Furt gehen mussten, kamen sie nur noch sporadisch voran. Beim Waten durch das Wasser mussten sie nach jedem Schritt anhalten, und als sie anfingen, das Ufer auf der anderen Seite hochzugehen, erhob sich ein fürchterliches Geschrei. Die Leute begannen, sich ins Wasser zu werfen oder die steilen Uferbereiche zu beiden Seiten der Straße zu erklimmen, und sie zerstreuten sich in alle Richtungen.
    Douglas hielt an. Während er das Chaos beobachtete, sah er eine Lücke und kam zu einer Entscheidung. »Hier entlang, Snipe!«, rief er und tauchte in das Gewühl ein. »Snipe! Beeilung!«
    Wo war dieser Junge?
    Douglas wirbelte herum und blickte rasch über das Durcheinander. Er rief erneut und versuchte, über das Geschrei und die Rufe hinweg, die ringsherum ertönten, gehört zu werden. »Snipe! Hier! Hier entlang!«
    Entsetzte Menschen strömten an ihm vorbei, prallten gegen ihn, stießen ihn auf einmal ein oder zwei Schritte zurück, versperrten seine Route. »Geht mir aus dem Weg!«, schrie er. Frustriert packte Douglas einen verwirrten, stolpernden Burschen am Arm. »Dummkopf! Geh mir aus dem –« Er brach plötzlich ab. Der Mann blutete aus einer scheußlichen Schnittwunde an seiner Stirn. Blut strömte sein Gesicht hinab und in seine Augen. Der Mann konnte nicht sehen, wohin er ging. Douglas ließ ihn los, schob sich nach vorn – und der entgegenkommende Mob teilte sich vor ihm.
    Er lief in die Lücke hinein – und fand sich Auge in Auge wieder mit einem anderen Mann, der hoch zu Pferde war. Auf den ersten Blick hielt Douglas ihn für einen weiteren Flüchtling, doch der zweite belehrte ihn eines Besseren. Der Mann war nackt von der Taille aufwärts, sein Gesicht beschmiert mit gelben Streifen auf den Wangen und der Stirn; in der Hand hielt er einen Speer mit einer bösen stachelförmigen Klinge. Ein weiterer Reiter folgte dicht dahinter.
    Latiner!
    Diese Überlegung hatte er kaum festgehalten, als ein dritter Angreifer auftauchte. Wie die ersten beiden trug auch er die gelben Streifen und einen Speer. Anders als die beiden zögerte er nicht, als er mit Douglas konfrontiert wurde, der in der Straßenmitte stand. Er kam näher mit ausgerichtetem Speer.
    »Nein!«, schrie Douglas. Er hielt seine Hände hoch und rief: »Kein Etrusker! Engländer! Ich bin Engländer!«
    Diese Unterscheidung schreckte den Krieger nicht ab. Der Angreifer stürmte vor.
    Douglas riss die Hände vor sich und schrie. Das Pferd wich im letzten Augenblick aus, um

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