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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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den Zusammenstoß mit Douglas zu vermeiden, doch der Krieger stieß den Speer kräftig nach vorne. Die Klinge traf Douglas in der Seite, der daraufhin herumgewirbelt und nach hinten geschleudert wurde.
    Noch im Stürzen schaute er an sich herab und sah, dass die lange, todbringende Klinge auf seiner linken Seite direkt unterhalb der Rippen in sein Fleisch eingedrungen war. Und dann kam ihm der Boden entgegen und trieb ihm die Luft aus den Lungen. Einen schrecklichen Augenblick lang lag er wie festgenagelt am Boden – der Speer steckte noch immer in der Wunde. Douglas sah den Blick voll grimmigem Hass im Gesicht des Latiners, sah, wie sich dessen Arm anspannte, als er sich daranmachte, die Klinge herauszuziehen und erneut zuzustoßen.
    Doch bevor der Speer herabstürzen konnte, sprang das Pferd weg und trug den Angreifer fort, dessen Opfer nun außerhalb einfacher Reichweite war. Douglas wand sich am Boden. Staub wurde aufgewirbelt von den Pferdehufen und erhob sich in Wolken um ihn herum. Würgend wälzte sich Douglas auf seine Knie hoch und drückte seine Hand gegen die Seite. Blut sprudelte in einer karmesinroten Kaskade durch seine Finger.
    Er umklammerte die Wunde, um die Blutung zu stillen, während er versuchte, aufzustehen. Der Schmerz traf ihn mit der Kraft eines Knüppelschlags auf den Kopf. Sein Magen hob sich, und dann würgte Douglas erneut, diesmal trocken. Seine Nasenöffnungen füllten sich mit dem ekelerregenden Geruch seines eigenen Blutes, seiner Galle und Fäkalien, und er fiel nach vorne auf eine Hand und rang würgend nach Luft. Der Schmerz verschleierte seine Sicht. Abermals drückte er sich hoch auf seine Knie. Er schaute sich nach Snipe um, der nirgendwo zu sehen war.
    Ein weiterer latinischer Angreifer donnerte heran, holte aus und versuchte Douglas im Vorbeireiten zu treffen. Der Stoß wurde aufs Geratewohl durchgeführt und streifte Douglas nur – traf ihn seitlich am Kopf. Nicht genug, um ihn zu verletzen, aber ausreichend, um ihn abermals niederzuschlagen.
    Er war nicht imstande, die mühselige Kraft aufzubringen, aufzustehen, und rollte sich auf den Rücken. Er blickte hoch in den vom Rauch verfärbten Himmel und verkündete – wer auch immer zuhören mochte: »Das sollte eigentlich nicht passieren.«
    Die Zeit schien sich zu verlangsamen. Überall um ihn herum konnte er Rufe und Geschrei hören, doch sie verblassten zu einem unbedeutenden Ärgernis. Er konnte fühlen, wie seine Wunde mit qualvoller Dringlichkeit pochte, aber das war ebenfalls ohne Bedeutung. Sein immer noch scharfes Sehvermögen nahm gar an Schärfe zu, selbst als sein Gesichtsfeld sich gegen ein unkontrolliert ausbreitendes Feld der Dunkelheit auf einen festen, kleinen Lichtkreis einengte.
    Das Letzte, was er sah, war das runde Mondgesicht von Snipe, das auf ihn herablächelte.

DREISSIGSTES KAPITEL

    U m der Auseinandersetzung willen …«, erklärte Brendan, »wenn wir einräumen, dass die Expansion des Universums eine Tatsache ist – was auch immer die Ursache dafür sein mag – und dass die äußerst schnelle, nach außen hin gerichtete Ausdehnung sich in Wirklichkeit verlangsamt, was würde Ihrer Ansicht nach der Effekt sein, wenn diese Expansion anfinge, sich umzukehren?«
    »Ich muss darüber nicht nachdenken«, erwiderte Tony. »Ich weiß bereits genau, was geschehen würde.«
    Sie waren in der Kühle der Tages spazieren gewesen, und nun senkte sich der Abend über die Altstadt, während Damaskus sich auf eine friedliche Nacht vorbereitete. Die zwei Männer waren in der Mitte einer Kopfsteinpflastergasse unter den sich ausbreitenden Zweigen einer großen Zeder aufgehalten worden, in denen Tauben ihre Schlafplätze einnahmen. Die Tauben, das weiche Zwielicht, die sanfte Abendluft, die Musik aus dem Teeladen in der Nähe – alles trug zu einer Atmosphäre der Gelassenheit bei.
    Doch für Tony Clarke hatte die Diskussion gerade eine dunkle, verstörende Wende genommen, und er fühlte sich weit entfernt von einer gelassenen Stimmung. Er dachte über einen Schrecken nach, der plötzlich aus Gründen, die er zurzeit nicht genau bestimmen konnte, eine reale und gegenwärtige Gefahr geworden war.
    Brendan wartete auf eine Antwort. »Und?«
    »Es würde das Ende von allem sein.«
    »Definieren Sie das ›Ende von allem‹«, regte Brendan an. »In Begriffen für einen Laien – was meinen Sie damit?«
    »Die EVA oder Ende-von-allem-Theorie ist die systematische Annihilation von allem, was existiert«, antwortete

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