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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Ausnahmen.«
    »Da ist noch etwas«, sagte Cass, die ein großes Stück von dem pappigen süßen Brötchen abbiss, das ihr Frühstück darstellte. »Was führt überhaupt erst zur Entstehung der Ley-Linien? Wie werden sie erschaffen?«
    »Wenn wir das wüssten«, entgegnete Brendan lachend, »hätten wir wahrscheinlich bereits vor Jahren die große Suche abgeschlossen. Die Erschaffung der Leys ist eine der vielen fantastischen Mysterien unseres einzigartigen Unterfangens.«
    »Vielleicht kann das ja einer Ihrer Beiträge zu der großen Suche sein«, schlug Mrs Peelstick vor, die auf der Rückbank saß. »Noch ein weiteres süßes Brötchen, meine Liebe? Ich habe auch ein paar sehr hübsche Birnen.«
    »Wir sind fast da«, verkündete Brendan und drosselte die Geschwindigkeit des Fahrzeugs. »Wir werden direkt an der Straße anhalten, und ich geleite dich zum Ley. Ich glaube nicht, dass dort jemand in der Gegend ist, aber man weiß ja nie.«
    Sie erreichten das Tal und gelangten an eine Wegkreuzung, die durch eine alte Steinmarkierung gekennzeichnet war. Ein paar Hundert Meter westlich davon gab es ein kleines Landgut, das von Olivenbäumen umgeben war, und einige Hundert Meter dahinter einen weiteren Bauernhof. Ansonsten war die Gegend verlassen. Brendan brachte den Wagen zum Stehen, zog die Handbremse an und schaltete den Motor ab. Cass stieg aus dem Fahrzeug und trat in einen kühlen, frischen Morgen hinein. Der Himmel zeigte im Osten ein schwaches, rosafarbenes Licht.
    Mrs Peelstick öffnete die hintere Tür und gesellte sich zu Cass, die auf der Straße stehen geblieben war. »Ich werde für Ihre Sicherheit auf jedem Schritt Ihres Weges beten, Cassandra«, versprach sie. »Gehen Sie mit Gott.«
    Cass umarmte sie kurz, nahm Abschied von ihr und schritt dann an der Seite von Brendan fort.
    »Diese Wegmarkierung«, sagte er und wies auf den Meilenstein neben der Straße, »wurde von den alten Römern errichtet. Wenn du ganz genau hinschaust, kannst du immer noch die Entfernungsangabe erkennen.«
    »Entfernung zu welchem Ziel?«
    »Rom natürlich«, erwiderte Brendan vergnügt. »Alle Wege führen bekanntlich nach Rom. Der Ley, den wir benötigen, ist nicht weit von hier.« Er führte sie den Hügel hinauf, der aufgehenden Sonne entgegen. »Ich nenne ihn den ›Alten Zuverlässigen‹.«
    »Weil er dich niemals im Stich lässt?«, fragte Cass nach und hob ihren Kleidersaum an. Zu ihren robusten Wanderschuhen trug sie nun den typischen langen Rock einer Bäuerin, dazu eine Bluse und ein blau kariertes Kopftuch – Mrs Peelsticks kühner Versuch, sich der Mode im guten alten England anzunähern. Während Cass den ansteigenden Pfad hochstieg, suchte sie sich einen Weg zwischen den Felsstücken, von denen der Boden übersät war.
    »Weil er ausnahmslos stabil ist: ein Zeichen, das allgemein auf eine sehr alte Ley-Linie hinweist. Wenn man einen Ley findet, der von verschiedenen, einander nachfolgenden Epochen menschlicher Kultur markiert worden ist – durch stehende Steine, neolithische Grabhügel, heilige Quellen, Kirchen und dergleichen, die alle quer durch die Landschaft aufgereiht sind –, dann kann man einigermaßen sicher sein, dass der Ley nicht nur ziemlich alt ist, sondern auch sehr stabil.«
    »Inwiefern stabil?«, fragte Cass.
    »Sagen wir mal so: Es ist unwahrscheinlich, dass du kopfüber in eine schwierige Situation hineingeworfen wirst.«
    »Also könnte man sagen, dass, je älter eine Ley-Linie ist, desto zuverlässiger ist sie in puncto Bestimmungsort.«
    »Allgemein gesprochen. Es gibt allerdings Ausnahmen.«
    Cass schüttelte den Kopf. »Wo würden wir bloß ohne Ausnahmen sein?«
    Sie marschierten durch eine kümmerliche Ödnis mit spärlichem Grasbewuchs und felsigem Erdboden von der Art, die in Syrien als üppiges Weideland durchging. Der Himmel hellte sich nach wie vor stetig auf, und entlang des östlichen Horizonts breitete sich ein rötliches Gold aus. Die Luft war frisch und kühl, enthielt jedoch eine Spur von latenter Wärme; später würde es heiß sein. Andererseits, brachte Cass sich selbst in Erinnerung, würde sie zu diesem Zeitpunkt irgendwo anders sein – und zu einer ganz anderen Zeit. »Nun erzähl mir schon etwas über das London im siebzehnten Jahrhundert«, bat sie.
    »Dein endgültiger Bestimmungsort ist London, richtig«, antwortete Brendan, der bei jedem seiner lockeren Schritte mit seinen langen Beinen weit vorwärtskam. »Von hier aus ist es eine Reise in drei Sprüngen.

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