Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
Vom Netzwerk:
ebenfalls eine Hand voll trockenen Kies hoch und schleuderte ihn fort, um zu zeigen, dass er es verstanden hatte. Danach drehte er sich um und rief den Arbeitern einen Befehl zu, die ihre Werkzeuge zusammensuchten und zu graben begannen, als sie die Befehle des Chefs erhielten. Charles, dessen Kopf nun in einen behelfsmäßigen weißen Turban eingewickelt war, stand dabei und sah zu, wie das Loch tiefer wurde. Bei einer Tiefe von etwa einem Meter erreichten sie Grundgestein oder zumindest den steinigen Boden der Schlucht.
    »Gut! Hervorragend!«, schrie Charles. »Jetzt grabt in dieser Richtung weiter.« Abermals benutzt er den Stab und erweiterte die Linie entlang der Wadi-Stirnseite um etwa einen Meter. Dieser Abschnitt wurde ordnungsgemäß ausgehoben und das Loch freigeräumt, und an diesem Punkt vergrößerte er die Länge ein weiteres Mal. Die Arbeit wurde fortgesetzt, und der Graben nahm langsam Form an. Charles zog weitere Linien in die entgegengesetzte Richtung, woraufhin die Arbeiter ihre Werkzeuge niederlegten und zu den Zelten zurückkehrten.
    »Kommt zurück!«, rief Charles. »Wir müssen es größer machen!«
    »Laa, laa, Sekrey« , entgegnete Shakir, runzelte die Stirn und schüttelte seinen Kopf. Er zeigte zum Himmel, schirmte seine Augen ab und wischte sich dann den Schweiß von seinem Gesicht. Die ganze Zeit über sagte er: »Nein.«
    »Okay, okay«, lenkte Charles ein und winkte mit seinen Händen. »Ich verstehe, Shakir. Wir ruhen uns aus und essen.« Er ahmte pantomimisch das Essen nach, wies anschließend zu der Sonne, die direkt über ihren Köpfen stand, und spannte mit der Hand einen Bogen nach Westen. »Später graben wir weiter.«
    Der junge Ägypter eilte fort und ordnete an, das Mittagsmahl zuzubereiten. Während die anderen dementsprechend beschäftigt waren, kletterte Charles in den engen Graben hinunter und ging ihn der Länge nach ab, wobei er alle paar Zoll mit dem Stab klopfte. Die Übung erbrachte nichts, um das Projekt voranzubringen, und nach einer Weile gab Charles sie auf und schloss sich seinen Männern an, ein Mahl zu sich zu nehmen und ein Nickerchen während des heißesten Tagesabschnitts zu machen. Als er wieder aufwachte, hatten die Schatten begonnen, sich im Wadi einzufinden. Er weckte die Männer auf und wies sie an, den Graben um ein paar weitere Meter zu vergrößern – was alles war, das an diesem Tag bewerkstelligt werden konnte.
    Der nächste Tag war beinahe eine exakte Wiederholung des vorherigen, und das Gleiche galt für den übernächsten. Fortschritte wurden erzielt, allerdings in einem Tempo, das Charles als schmerzhaft langsam betrachtete. Obwohl es ihn beinah verrückt machte, war die fehlende Schnelligkeit verständlich. Die rasch steigende Hitze bedeutete, dass bestenfalls nur insgesamt sechs Stunden täglich tatsächlich gearbeitet werden konnten: drei Stunden am Morgen und drei am Abend vor dem Sonnenuntergang. Und während in England die köstlichen, anhaltenden Dämmerstunden als Ausgleich für einen nachmittäglichen Müßiggang genommen werden konnten, war der Sonnenuntergang in Ägypten eine abrupte, abgeschnittene Angelegenheit. Die Dunkelheit senkte sich mit einer Schnelligkeit herab, die Charles unangenehm fand; es war wie das Zuziehen eines Vorhangs oder das Auslöschen einer Kerze.
    Fünf Tage nachdem das Bruchgestein erstmals von einer Hacke getroffen worden war, hatte Charles einen hübschen Graben, aber wenig mehr für die Anstrengung aufzuweisen, und die Vorräte wurden knapp. Er rief Shakir zum Kochzelt. »Wir brauchen mehr Lebensmittel und Wasser«, sagte er und gestikulierte in Richtung der Beutel und Trinkschläuche, die in der Ecke aufgehäuft waren. »Auch mehr Männer.«
    Der junge Mann nickte weise. »Okay, Sekrey .«
    Draußen wies Charles auf die Esel. »Du nimmst Tiere und einen Mann«, sagte er, der mit seinem Arabisch an die Grenze der Belastbarkeit kam. »Hol Essen. Hol Wasser.« Er hielt eine Hand hoch und spreizte die Finger. »Hol fünf Männer – Arbeiter. Fünf.« Anschließend tat Charles so, als würde er Münzen in seine Hand legen und zählen. »Ich gebe dir Geld. Okay?«
    »Okay. Ich gehe.«
    Shakir und einer der jüngeren Arbeiter verließen das Lager nach dem Mittagessen und nahmen die Tiere mit sich. Es sollten fünf weitere Tage verstreichen, bis sie zurückkehrten; sie brachten mehr als genug Vorräte mit, um die Lager wieder aufzufüllen. Zudem kamen weitere fünf Männer hinzu. Obwohl zwei der

Weitere Kostenlose Bücher