DSR Bd 4 - Das Schattenlicht
in harmonischer und freudiger Einheit mit dem Schöpfer zu erreichen. Und während der Schöpfer die Absicht hat, dass wir aus freier Entscheidung und bereitwillig an der fortlaufenden Verwirklichung seiner Wünsche teilnehmen, und uns dabei unterstützt, seine Zwecke herbeizuführen, so kontrolliert er doch nicht die Ergebnisse unserer Teilnahme. Wir wissen dies, denn das Ergebnis, das der Schöpfer sich wünscht – das heißt, die aktive Erschaffung von neuen und höheren Formen und Ausdrucksweisen von Güte, Schönheit und Wahrheit –, ist überhaupt erst eines der primären Gründe für unsere Existenz. Daraus folgt – wenn die Zukunft dieses Reich sein soll, wo die Möglichkeit zur Wirklichkeit wird –, dass jede Beeinflussung oder Veränderung katastrophale Resultate für die gesamte erschaffene Ordnung hervorrufen würde. Anomalien würden sich einschleichen, Unstimmigkeiten sich stark ausbreiten, Unregelmäßigkeiten sich erheben und den natürlichen Ablauf zersetzen: All diese Dinge würden sich schnell multiplizierende Widersprüche erzeugen, die sich wie rückwärts strömende Wellen durch den Kosmos ausbreiten – wie ein Tsunami, der an Kraft gewinnt, während er sich über viele Meilen hinweg durch die Meerestiefen bewegt, um unvorstellbare Zerstörung anzurichten, wenn er schließlich über eine weit entfernte Küste hereinbricht. Jede Beeinflussung oder Einmischung in die Zukunft würde unbeschreibliche Zerstörung auf jeder Ebene der Schöpfung anrichten.«
Gianni ließ seine Hände auf dem Podium ruhen und beugte sich in der Pose eines Mannes vor, der ein schreckliches Geheimnis mitteilte. »Meine Freunde, es geschieht aufgrund einer äußerst fundierten Vorahnung, dass ich Sie über Folgendes in Kenntnis setze: Die Zukunft – unsere Zukunft, die Zukunft des Kosmos und sogar der Zeit an sich – ist in diesem Augenblick bedroht. Unbestreitbar ist es die größte Bedrohung, der die Menschheit jemals entgegengesehen hat …« Er hielt inne, als wäre er nicht gewillt, die folgenden Worte auszusprechen. Der ganze Raum schien den Atem anzuhalten, während auf die schreckliche Erklärung gewartet wurde. »… der umfassende Zusammenbruch des Universums.«
Überall gab es verwirrte Mienen und Blicke. Auch Kit empfand eine Übelkeit erregende Unsicherheit darüber, was dies bedeuten sollte. Bevor er sich weiter darüber wundern konnte, fuhr Gianni fort.
»Dr. Clarke und ich haben Beratungen geführt über vorläufige Daten, die wir von der Vatikanischen Sternwarte erhielten«, sagte er. »Sie zeigen an, dass die Ausdehnung des Universums sich möglicherweise verlangsamt. Dieser Anfangsbefund wird nun mithilfe des Jansky-Very-Large-Array -Teleskops in New Mexico untersucht. Falls sich bestätigen sollte, dass eine Entschleunigung stattfindet, wird entsprechend unseren vorläufigen Berechnungen die nach außen gerichtete Expansion schließlich zum Stillstand kommen, und es würde eine Umkehr oder Kontraktion einsetzen.«
Den gerunzelten Stirnen und dem Gemurmel nach zu urteilen, die dieser Ankündigung folgten, war es klar, dass nur wenige der Zuhörer die Implikationen dieser bemerkenswerten Entdeckung verstanden. Mehrere Hände fuhren hoch. »Könnten Sie uns sagen, was man gesehen hat – durch die Teleskope, meine ich? Was haben sie gesehen, das sie zu der Annahme veranlasst hat, das Universum würde zusammenschrumpfen?«
Gianni nickte und dachte darüber nach, wie er es am besten erklären sollte. »Heutzutage ist das Messen der nach außen gerichteten Expansion des Universums ein ziemlich einfaches Routineverfahren. Die Daten werden von Sensoren gesammelt, die hochenergetische Frequenzen messen, die aus verschiedenen Sektoren kommen. Und durch den Vergleich jüngster Messungen mit Daten, die vor ein paar Wochen gewonnen wurden, sind die JVLA-Astronomen in der Lage gewesen, eine leichte, jedoch signifikante Veränderung bei dem zu ermitteln, was als Fluchtgeschwindigkeit der kosmologischen Rotverschiebung bekannt ist – die Geschwindigkeit, mit der entfernte Galaxien sich von uns fortbewegen. Zum ersten Mal seit Beginn dieser Messungen hat sich die Fluchtgeschwindigkeit der Rotverschiebung verringert. Offensichtlich werden mehr Messungen von anderen Observatorien erforderlich sein, um dies zu bestätigen, doch es gibt erste Anhaltspunkte, dass sich die Ausdehnung tatsächlich verlangsamt. Wie bei einem Gummiband, das bis zum Äußersten gestreckt worden ist – sobald die Ausdehnung aufhört,
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