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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Neuankömmlinge kaum mehr als Teenager waren, war Charles dankbar für die Hilfe und übertrug den Jüngeren die Verantwortung für die Küche und untergeordnete Arbeiten. Auf diese Weise stellte er drei andere von diesen Aufgaben frei, die sich nun den Grabungsmannschaften anschließen konnten.
    Das Leben im Lager gewöhnte sich in einen täglichen Ablauf von Arbeit und Erholung ein, der von Mahlzeiten und der Nachtruhe unterbrochen wurde. Alle vierzehn Tage unternahmen Shakir und ein anderer eine kleine Reise, um weitere Vorräte zu beschaffen, und anschließend begann der Kreis von Neuem, der nur von gelegentlichen Missgeschicken unterbrochen wurde: ein schwerer Stein, der auf einen nackten Fuß fiel; eine geschwollene Hand von einem Skorpionstich; eine Lebensmittelvergiftung durch mangelhaft gesalzenen Fisch; und Charles’ Ausfall aufgrund eines Sonnenbrands, als er eines Tages dummerweise sein Hemd auszog, um es waschen zu lassen.
    An beiden Enden nahm der Graben an Länge zu, und eine neue Ausgrabung wurde an der entgegengesetzten Seite des Wadis begonnen. Doch mit jedem Tag, der verstrich, trübte sich die Hoffnung, das Grabmal zu finden, ein wenig mehr ein. Bis eines Tages – nach beinahe zweimonatigen Ausgrabungen, die mit Optimismus durchgeführt worden waren und die Geldmittel auf ihren niedrigsten Tiefstand gebracht hatten – Charles durch drängende Rufe dazu gebracht wurde, sich von seinem Zelt fortzubewegen.
    »Sekrey! Sekrey!« , schrie einer der Arbeiter, und der Ruf wurde von anderen aufgenommen. Charles tauchte aus seinem Zelt auf und sah, wie Männer wild gestikulierten, damit er kam und sich etwas anschaute.
    Er eilte zu der Stelle hinüber, wo die Ausgräber derzeit das Bruchgestein von einer engen Spalte wegräumten, die kaum mehr als ein Riss im Fels war: ein Riss allerdings, der lotrecht zur Wand verlief und so gerade wie ein Lineal war – eine Fuge, die ausschließlich von Menschenhand gemacht sein konnte.
    »Hervorragend!«, schrie Charles. »Räumt das fort!« Er kratzte ein Rechteck in den Dreck, um den Bereich anzuzeigen, der ausgegraben werden sollte. »Räumt das alles fort!«
    Die Arbeit wurde fortgesetzt, um die schmale Rinne zu erweitern – wobei sie der Linie im Gestein folgten –, bis sich das Loch auf halber Strecke über den Boden der Schlucht hinweg erstreckte. Bisweilen wurden die Arbeiten und die Arbeiter von den starken Staubwolken verschleiert, die in der regungslosen Luft hingen. Nach und nach – während die Blätter von Pickeln, Schaufeln und Hacken und die Zinken von Harken den Grund freilegten – wuchs die Gewissheit, dass sie eine Reihe von Steinen gefunden hatten, die von Hand behauen worden waren: Blöcke, die man eingesetzt hatte, um eine Öffnung abzudecken.
    Sobald sich der Staub gelegt hatte, wurde das Ausmaß des Mauerwerks enthüllt; Charles schätzte, dass sie auf eine versiegelte Öffnung blickten, die ungefähr zwei Meter breit und etwa drei Meter lang war. »Das ist es!«, schrie er, und vor Aufregung hüpfte er beinahe von einem Fuß auf den anderen. »Das muss die Stelle sein. Gut gemacht!«
    Die erzwungene Ruhe während der Nachmittagshitze war schwer zu ertragen, doch dann wurde die Ausgrabung im Schatten der Schlucht wieder fortgesetzt und erst eingestellt, als es schließlich zu dunkel wurde, um etwas zu sehen. Als der letzte Ausgräber aus dem Loch kroch, warf Charles seine Fackel hinein, um den Erfolg der Arbeit zu überprüfen: Sie hatten es geschafft, den Großteil der Decksteine herauszubrechen und eine Treppe freizulegen; die Stufen führten in einem Winkel nach unten und in den Sockel der Wadi-Felswand hinein. »Gut gemacht, Shakir«, sagte er. »Gut gemacht, jedermann. Wir werden am Morgen wieder beginnen.«
    Die Männer schleppten sich erschöpft und hungrig zu den Zelten zurück, um ein wohlverdientes Abendessen einzunehmen und sich auszuruhen. In dieser Nacht schliefen alle tief und fest, und als sie sich am nächsten Morgen erhoben, war der Tag bereits stickig. Der Himmel war weiß geröstet, und die Luft lag schwer auf ihnen – sie rührte sich noch nicht einmal genug, um den Staub in Bewegung zu bringen, der nach oben quoll mit jedem Korb voller Schutt, der vom Zugang fortgeräumt wurde. Am Vormittag war der Eingang freigelegt: ein schmaler Durchgang, der mit gemörtelten Steinen verschlossen worden war. Charles, der den Großteil des Morgens unten im Loch verbracht hatte, rief nach einem Pickel und begann, Stücke von den

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