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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Douglas zu, nachdem er ihnen die Räume gezeigt hatte, und sagte: »Latica Etruii.«
    Anschließend legte der Hausverwalter sich die Fingerspitzen an die Lippen und sagte die Wörter erneut, dann berührte er Douglas am Mund.
    »Latica Etruii« , sagte Douglas und nickte. Sollte ihn etwa die hiesige Sprache gelehrt werden? Er legte sich die Handfläche auf die Brust, sagte seinen Namen und zeigte dann auf den Diener, wobei er die Augenbrauen erwartungsvoll hob. »Wie lautet dein Name?«
    Der Hausverwalter lächelte erfreut, klopfte sich auf die Brust und verkündete: »Pacha.«
    »Meinen Dank, Pacha«, sagte Douglas auf Latein zu ihm.
    Danach ging der Diener hinaus, zuvor allerdings stellte er eine der Wachen an der Tür des kleinen Gästehauses auf.
    »Mir gefällt nicht, wie dies aussieht, Snipe«, murmelte Douglas, als er zusah, wie Pacha, der korpulente Assistent, und der andere Wachmann im Olivenhain verschwanden. Douglas wartete, bis sie fort waren, dann entschloss er sich zu einem einfachen Test. Mutig trat er aus dem Haus auf den schmalen Vorbau. Der Soldat beobachtete ihn nur. Erst als Douglas einen Schritt von dem Vorbau auf den Pfad machte, griff der Wachmann aktiv ein; er rief ein Wort und gab Douglas mit Gesten zu verstehen, er solle zurückkommen. Als Douglas seinen Befehl missachtete, verließ der Wächter seinen Posten, holte seinen Schützling zurück und brachte ihn zum Säulenvorbau.
    »Stati!« , sagte der Wachmann; es klang beinahe so, als würde man einem streunenden Hund einen Befehl erteilen.
    Douglas nickte zum Zeichen des Verstehens und ging ins Haus zurück. »Nun, so viel ist zumindest klar«, verkündete er. Snipe, der in einer Zimmerecke auf etwas einstocherte, ließ sich nicht dazu herab, zu ihm aufzublicken. Douglas zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich hin.
    Es hat keinen Sinn, sich deswegen zu ärgern , dachte er. Die Situation, obgleich sie höchst unangenehm war, hätte leicht schlimmer sein können. Offensichtlich sollte ihnen die Sprache Etruriens beigebracht werden. Und damit es nicht irgendeinen Zweifel oder Irrtum gab, würden sie die Gäste des Königs bleiben, bis sie sie lernten.

ZWÖLFTES KAPITEL

    F ür J. Anthony Clarke, den international berühmten Astrophysiker, war interdimensionales Reisen eine Wahnsinnsenthüllung, die auf einer Stufe mit der Entdeckung der großen vereinheitlichten Feldtheorie, des Gottesteilchens, des Lebens auf dem Mars, der Superstrings und des Ungeheuers von Loch Ness stand – und zwar mit allen auf einmal. Jede Faser seines Daseins vibrierte bei dem Wissen, dass er ein Phänomen von unübertroffener Transformationsenergie erlebt hatte. So begeistert er über diese bahnbrechende Entdeckung auch war, er legte unverzüglich jedes wissenschaftliche Interesse beiseite und konzentrierte sich stattdessen auf seine vorrangige familiäre Sorge. Für Tony Clarke, den besorgten Vater einer vermissten Tochter, war sein Erlebnis bloß die Bestätigung dafür, dass er auf der richtigen Spur war.
    Dieser Sprung zwischen dimensionalen Welten – oder wie hatte Cass dies genannt? Die Geisterstraße? –, dieser radikale Wechsel sowohl im Raum als auch in der Zeit war etwas, mit dessen Untersuchung und Dokumentierung er vergnügt den Rest seines Lebens verbringen konnte. Der Physiker in ihm formulierte bereits die Wege und Mittel zur quantitativen Bestimmung gewisser Aspekte des Phänomens, die zu einer überprüfbaren Hypothese führen konnten. So schockierend es auch für das wissenschaftliche Establishment sein mochte – so schockierend, irre, bewusstseinsverändernd es für ihn selbst war –, die Erforschung des Phänomens würde seine große Lebensarbeit darstellen.
    Doch zuerst musste er seine Tochter finden.
    Dafür musste er den Diensten seines Führers Freitag vertrauen. So lakonisch, missbilligend, spitzfindig und voller Groll er auch war, der Yavapai-Ureinwohner war nichtsdestotrotz ein Mann, der zu seinem Wort stand. Er hatte zugestimmt, zu helfen, und bis jetzt war es auch genau das, was er tat.
    Von der Nazca-Wüste hatten die beiden einen Sprung zu einem weiteren Ort gemacht – einer Welt oder zumindest einer Region mit kleinen Bauernhöfen und Dörfern, die durch unbefestigte Straßen miteinander verbunden waren. Es erinnerte vage an Osteuropa, obwohl Tony das nicht mit Sicherheit sagen konnte. Jedenfalls war es nicht die Antarktis, und es war nicht Peru. Auf den ersten Blick schien der Ort ein wenig die Verheißung in

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