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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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zeigte ein verschmitztes Lächeln. »Wir öffnen die Geschützpforten und lassen die Kugeln fliegen. Aus dieser kurzen Entfernung werden wir nicht danebentreffen.«
    »Was, wenn sie zuerst schießen?«
    »Nun, Sir, es wird eine Probe für unseren Mut sein; da dürfen wir uns keine Illusionen machen«, räumte der Kapitän ein. »Aber keine Schlacht ist ohne Risiken, oder? Und wir werden auf die natürliche Habgier des Freibeuters setzen, um uns durch das Schlimmste zu bringen.«
    »Die Kerle wollen, dass Schiff und Ladung unbeschädigt bleiben«, sinnierte Burleigh, als sich ihm der Sinn des letzten Satzes erschloss.
    »Jawohl. Was wie eine leichte Beute aussieht, wird als zu groß erachtet, um sich dafür eine Lizenz erteilen zu lassen: So etwas habe ich schon früher gesehen.«
    »Tun Sie das, Mr Farrell.« Burleigh streckte seine Rechte vor und schüttelte die Hand des Kapitäns. »Viel Glück. Wenn Sie nicht andere Aufgaben für mich haben, werde ich nach unten gehen und die Säbel und Pistolen bereitmachen.«
    Er war gerade zum Achterniedergang aufgebrochen, als eine Explosion über das Wasser hallte. Burleigh blickte gerade noch rechtzeitig hoch, um zu sehen, wie sich ungefähr hundert Meter vor dem Bug eine Wasserfontäne erhob. Er rannte zum Steuerhaus zurück. »Sie haben auf uns gefeuert!«, rief er aus. »Es hat angefangen.«
    »Oh, es hat schon vor einiger Weile angefangen«, merkte Farrell gelassen an. »Sie haben soeben einen Schuss über unseren Bug hinweggesetzt, um ihr Unternehmen anzukündigen; nichts weiter. Sie hoffen, dass ehrenwerte Kaufleute wie wir über unsere Frauen und Familien nachdenken und sich ohne Blutvergießen ergeben werden.«
    »Funktioniert solch ein Trick oft?«
    »Oft genug, sodass es sich lohnt, es jedes Mal zu versuchen.« Der Kapitän trat vom Steuerruder fort, um zu beobachten, wie der Schoner sich immer mehr einem Kurs annäherte, der bald dazu führen würde, dass sich die zwei Schiffe längsseits nebeneinander befänden. »Heute wird es nicht funktionieren, sage ich. Bei Bartholomew Farrell wird es nicht funktionieren.«
    Er legte seine Hände um seinen Mund, während er sich umdrehte, und rief den Seeleuten, die an der Takelage bereitstanden, einen Befehl zu. »Bereithalten, um das Großsegel nach Luv zu drehen!«, schrie er. An Burleigh gewandt, sagte er: »Am besten gehen Sie nach unten, Sir, und stehen da bereit, um die Waffen auszugeben.« Als der Earl forteilte, fügte er hinzu: »Denken Sie daran, Garland zu sagen, dass er auf mein Signal hin die Geschützpforten öffnen soll – und nicht einen Wimpernschlag früher!«
    Unter Deck hatten die Männer den Knall der feindlichen Kanone gehört und waren besorgt. Burleigh erklärte, was der Kapitän ihm über ihre Schlachtstrategie erzählt hatte. »Jeder von euch geht zu seiner Kanone und hält sich bereit für das Signal.«
    Burleighs Männer begaben sich zu ihren Stationen, wo sie – umgeben von kleinen Pyramiden aus Kanonenkugeln und Stapeln von Pulverkartuschen – Ladestöcke zur Hand nahmen und auf die Ankunft der erfahrenen Besatzungsmitglieder warteten. Burleigh positionierte sich selbst in der Mitte der Waffenkammer, und zwar in der Nähe der untersten Stufe des Niedergangs, wo er möglicherweise das Signal des Kapitäns leichter hören würde und, falls nötig, zum Achterdeck hinaufspringen könnte.
    Die vorübergehende Ruhe wurde abrupt zerstört durch den Knall von weiterem Geschützfeuer. Diesmal hörten die Männer in der Waffenkammer den Wasserspritzer, der folgte. »Ruhig Blut«, intonierte Burleigh. »Sie haben die Absicht, uns so zu erschrecken, dass wir uns ergeben.«
    Die Worte waren ihm kaum über die Lippen gegangen, als ein Ruf den Niedergang hinunterhallte. »Großsegel nach Luv!«
    Fast im selben Augenblick gab das Schiff ein Ächzen von sich, und ein Beben durchfuhr den robusten Rumpf, als Farrell das Steuer hart drehte. Für einen Moment schien sich die Percheron im Wasser zu erheben, und dann neigte sich abrupt der Boden unter ihren Füßen – und zwar gleichzeitig in zwei Richtungen: von Backbord nach Steuerbord und von hinten nach vorn. In der Waffenkammer hörten sie, wie das Wasser mit den Geräuschen einer reißenden Flut entlang des Schiffsrumpfes anbrandete … und rasch darauf folgten Schritte, die oben über das Deck und dann den Niedergang hinabtrommelten.
    »Vorwärts, ihr klauenfüßigen Halunken!«, schrie der Erste Offizier, während er die Seeleute zu den Geschützen trieb.

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