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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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»Macht eure Kanone schussbereit!«
    Die Matrosen sprangen zu den Geschützen. Jeder Kanonier schob flink eine Pulverkartusche ins Rohr und stieß sie mit dem Ladestock tief hinein. Dann versorgte ihn einer von Burleighs Männern mit einer Kugel, die er ins Geschütz rollen ließ.
    »Fertig, Mr Garland!«, schrie ein Kanonier nach dem anderen, als die vier großen Geschütze in ihren Gestellen positioniert worden waren.
    »Ihr Kerle da!«, bellte der Erste Offizier. »Nehmt die Seile zu den Geschützpforten in die Hände und macht euch bereit, mit aller Kraft zu hieven.«
    Burleighs Bande tat, wie ihr befohlen worden war; sie standen da und hielten die geflochtenen Seile, die neben den geschlossenen Luken hingen, fest im Griff. Das Deck neigte sich immer noch in diese oder jene Richtung, aber weniger dramatisch, da das Schiff sich langsam wieder regulierte und dahinzutreiben begann. Oben war nun alles ruhig – so ruhig, dass sie das klagende Geschrei der Seemöwen hören konnten, die über dem Heck in der Luft kreisten.
    Dann, inmitten des Geschreis der Möwen, erklang ein anderer Schrei – der einer Männerstimme, die sie grüßte.
    »Was sagt der, Mr Garland?«, erkundigte sich einer der Matrosen.
    »Ich spreche nicht Französisch, oder?«, blaffte der Erste Offizier.
    »Er befiehlt dem Kapitän, sich zu ergeben«, antwortete Burleigh von seinem Platz am Fuße der Treppe aus.
    »’s wird jetzt nicht mehr lange dauern, Jungs«, sagte der Erste Offizier. »Hört mir genau zu: Der erste Schuss wird blind erfolgen, doch wir werden wahrscheinlich noch einen haben, bevor die anderen wissen, was sie getroffen hat. Möglich, dass wir nicht mehr Schussgelegenheiten als diese bekommen, also seht zu, dass es zählbare Treffer sein werden.«
    Es gab einen weiteren Ruf auf Französisch und eine Antwort von Kapitän Farrell. Dem folgte einen Augenblick später ein dumpfes, dröhnendes Aufprallgeräusch direkt über ihren Köpfen.
    »Locker bleiben, Jungs«, sagte Mr Garland. »Das wird der Enterhaken sein. Se werden nicht auf uns feuern und Schäden an Schiff und Ladung riskieren. Die Franzmänner machen sich bereit, die Beute einzuholen.«
    Die Percheron bebte ein weiteres Mal, und das Deck neigte sich ein wenig nach Backbord.
    »Bereit …«, sagte Garland mit leiser Stimme. »Wartet, bis ich zähle.«
    Es folgte ein quälendes Warten … und Stille …
    Eine Stimme, die leise, aber bestimmt klang, sprach direkt über dem Schacht des Niedergangs und rief ihnen nach unten zu: »Zählt: Reißt bei drei die Luken auf, und lasst es fliegen.«
    »Das ist der Kapitän«, sagte der Erste Offizier. »Fertig an den Seilen! Bei drei! Eins … zwei … ZIEHT!«
    Alle rissen gleichzeitig an den Seilen. Die Lukendeckel klappten auf, und Burleigh erblickte flüchtig die gestreifte Fläche eines schwarz-weißen Schiffsrumpfes. Die Kanoniere – ohne dabei zu verweilen, ihr jeweiliges Geschütz in die Öffnung zu schieben – zogen einfach an den Feuerketten; und es entlud sich ein Stakkato von Explosionen aus Feuer und Rauch, als die Kanonen brüllend zum Leben erwachten. Augenblicklich war die Luft erfüllt von dem scharfen Gestank nach brennendem Schwefel. Die aus den Schallwellen resultierende Erschütterung hämmerte mit der Härte eines Pferdetritts gegen Burleighs Brust und ließ ihn nach hinten auf den Absätzen schwanken.
    In die darauf folgende Stille hinein hörte er die Schreie und das Stöhnen verwundeter Männer.
    Keuchend stürzte der Earl, dem die Ohren klingelten, auf die nächste Geschützpforte zu; mit wedelnden Armbewegungen fand er seinen Weg durch den Rauch. Er drückte sein Gesicht in die Pforte, schaute hinaus und sah, dass in der glatten Flanke des Schoners große, klaffende Löcher aufgetaucht waren. Aus diesen gezackten Öffnungen wurden Rauch und Feuer ausgestoßen. Farrell hatte es mit seinem Täuschungsmanöver geschafft, eine gewaltige Bresche in den Rumpf des feindlichen Schiffes zu schlagen, wodurch sechs der acht Geschütze auf der Steuerbordseite des Schoners beseitigt worden waren.
    »Nachladen und nach Belieben feuern!«, rief der Erste Offizier. »Gebt’s den Salzratten!«
    Bevor die Kanonen jedoch nachgeladen werden konnten, feuerten nacheinander die zwei übrig gebliebenen Geschütze des Schoners. Die erste Kugel traf schräg gegen das Heck, und ein Beben lief durch das ganze Schiff. Die zweite Explosion stanzte ein Loch in den Rumpf. Das eiserne Geschoss durchbrach ihn in einem Hurrikan von

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