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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Splittern – in einem Schwall aus Rauch und Feuer sprengten Eichenbruchstücke, die so scharf wie Nadeln waren, durch die Luft.
    »Zerstört diese Kanonen!«, schrie Garland. »Zerstört sie sofort!«
    Benommen und betäubt schüttelte Burleigh feine Holzsplitter von seinem Mantel. Seine Hand streifte über den Oberschenkel, und er fühlte einen stechenden Schmerz. Als er nach unten schaute, sah er ein Stück Eiche von der Größe eines Dolches aus seinem Bein herausragen. Ohne nachzudenken, zog er es heraus und wünschte augenblicklich, dass er nicht so vorschnell gehandelt hätte. Ihn durchzuckte ein Schmerz von solcher Intensität, dass es ihm den Atem raubte. Er taumelte nach hinten und brach auf der unteren Stufe des Niedergangs zusammen; plötzlich war ihm sehr schwindelig.
    Jeder schien sich mit langsamer, lethargischer Gelassenheit durch den Raum zu bewegen: wie Männer in einem Traum – in zeitloser, träger Bedächtigkeit. Er sah, wie der Seemann an dem Geschütz, das dem durch die Explosion entstandenen Loch am nächsten war, das Fahrgestell der Kanone herumstieß und wie sein Mann – es war Dex – eine Kartusche in sie hineinschob. Anschließend stieß Dex mit dem Ladestock das Pulver tief hinein, während der Kanonier an einem Hebel zerrte, um das Rohr des großen Geschützes höherzustellen. Dex legte eine Kugel hinein, und der Kanonier zog mit Kraft an der Feuerkette. Das Geschütz hob sich in seinem Gestell nach oben, als die Explosion Feuer spie. Rauch wehte vom Rohr in rückwärts wogenden Schwaden. Der darauf folgende Aufprall des geschleuderten Eisens, das die hölzerne Schale des feindlichen Schiffes durchbohrte, hallte wider wie ein Donnerschlag. Und mit diesem Geräusch setzte Burleighs normale Wahrnehmung wieder ein.
    In pochenden Wellen durchfuhr ihn der Schmerz, und vor seinen Augen tanzten schwarze Punkte. Seine Ohren taten weh, und sein Kopf schmerzte vom Scheitel seiner Schädeldecke bis zu seinen Backenzähnen, und er realisierte, dass er seine Kiefer krampfhaft aufeinanderpresste.
    Garland, der Erste Offizier, sauste zur nächsten Geschützpforte; er stieß seinen Kopf hindurch und schätzte den Schaden ein, dem der Feind durch den letzten Schuss zugefügt worden war. »Gute Arbeit, Jungs!«, rief er. »Das hat die Scheißkerle gebremst.«
    Er bekam das Besatzungsmitglied, das ihm am nächsten war, in die Hände und zog den Mann vom Geschütz weg. »Thoms!«, schrie er. »Du und Henderson, ihr geht nach oben und bringt die Deckgeschütze in Stellung! Feuert nach Belieben. Der Rest von euch – folgt mir!«
    Thoms und Henderson rannten zum Niedergang und fanden ihn durch Burleigh blockiert, der ausgestreckt auf den Stufen lag und sich den Kopf hielt. »Mr Garland!«, rief Thoms. »Der Sir ist zu Boden gegangen.«
    Garland eilte dem Earl zu Hilfe. »Wo sind Sie verletzt, Sir?«
    »Mein Bein«, knurrte Burleigh durch seine Zähne. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor, wo er sie auf seine Wunde drückte.
    Der Erste Offizier beugte sich vor, um die Verletzung in Augenschein zu nehmen, dann richtete er sich wieder auf. Zu Thoms und Henderson sagte er: »Macht, dass ihr nach oben kommt, und beginnt zu feuern! Schnell!« Er beugte sich nochmals zu Burleigh hinab und erklärte: »So, Sir, wir werden Sie zu Ihrer Kabine bringen. Dex, Mal – helft seiner Lordschaft …«
    »Den Teufel werdet ihr«, brummte Burleigh. »Hebt mich hoch.« Sie halfen ihm auf die Füße; er stützte sich ab und rief: »Steht hier nicht rum und glotzt! Geht zum Waffenlager und holt die Pistolen und Klingen. Dann trefft euch mit mir an Deck.«
    Die Männer rannten fort, und Burleigh quälte sich die Stufen zum Achterdeck hoch, wobei er mit jedem Schritt Stärke und Vitalität wiedergewann. Der Schmerz ließ sich ertragen, obwohl er groß war, und er humpelte auf das Deck, das er eingehüllt in einem Rauchnebel vorfand. Der Schoner hatte sich mit zwei Enterhaken – der eine unterhalb des Bugs, der andere mittschiffs – an die Percheron angehängt, und feindliche Seeleute zerrten an den Tauen, um die zwei Seefahrzeuge näher zusammenzuziehen, sodass die Beute geentert werden konnte. Burleigh machte sich zum Bug auf, wo das Besatzungsmitglied Thoms gerade eine Sechzehnpfünder-Kanone schussbereit machte, die auf einem Drehgelenk befestigt war.
    »Da!«, schrie Burleigh, während er auf ihn zuschwankte. »Ziel auf die Reling!«
    »Jawohl, Sir!«, erwiderte Thoms, der die Ladung tief ins Rohr stieß. Dann riss er

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