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Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Engel
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vergessen. Dann brauchst du etwas ganz anderes. Ringo Starr spielte ein Schlagzeug von Ludwig, das konnte sich hierzulande natürlich niemand leisten. Lustigerweise habe ich als kleiner Fetz immer gedacht, der Typ heißt so: Ludwig. Das stand ja immer vorn drauf, dieser Schriftzug. Alles klar, Leute, der Drummer von den Beatles, das ist der Ludwig. Und genauso ging es uns mit manchen Gitarristen. Die hießen dann eben Herr Fender und Herr Gibson.
    Mein Vater hat meine musikalischen Ambitionen immer unterstützt. Das Einzige, was er nicht sonderlich an mir mochte, war meine Matte. Dabei waren seine Haare eigentlich auch ziemlich lang. Nur dass er sie halt mit Brisk oder einem ähnlichen Zeugs von vorn nach hinten legte, da sah man das nicht so. Aber eigentlich hatte ich mit meinen Eltern nie Ärger wegen meiner Outfits. Genauso wenig wie wegen meiner Einstellungen. Ich brauchte nie aufmüpfig zu werden, um mich irgendwie zu befreien. Von anderen hörte man da häufig schlimme Klagen: Meine Eltern haben mir dies und das und jenes verboten, die kapieren gar nichts und so weiter. Aber so etwas gab es bei uns nicht.
    Eines Tages nahm mein Vater mich bei der Hand und wir marschierten zum Teipel, dem Musikgeschäft am Friesenplatz. Und da hat er mir dann ein Schlagzeug gekauft, für 850 Mark. Sehr viel Geld damals, aber andererseits war dieses Teil von der Firma Sonor nicht so ganz das Richtige. Denn auch da bestand die Bassdrum noch aus Holz, und alles war, na ja, ein bisschen wackelig. Wenn du dir heute einen Ständer kaufst, dann steht der, da kannst du dich drauf verlassen. Aber wenn man früher mal ordentlich auf sein Becken haute, fiel das Ding auseinander. Das war alles nicht so stabil, weil man nicht gewohnt war, auf so ein Schlagzeug wirklich einzuschlagen. Die alten Jungs damals haben ihr Schlagzeug mit den Besen gestreichelt, aber in der Beatmusik wurde eben richtig hingelangt. Um irgendwie mithalten zu können, bekam ich Hilfe von meinem 18 Jahre älteren Bruder August. Meine Sonor-Snare war flach wie ein Bierdeckel, und so klang sie auch. August hat mir deshalb beim Pellarin auf der Zülpicher Straße eine echte Ludwig-Snare gekauft. Letztlich hat die fast so viel gekostet wie mein gesamtes restliches Schlagzeug. Aber wie sie da immer in Sülz im Fenster lag, war ich unglaublich scharf darauf. Eine ziemlich hohe, wunderbar verchromte Trommel. Und plötzlich gehörte sie mir.

MEISTER ESSER, DER HELMUT UND ICH
    Die Trennung meiner Eltern hatte sich angebahnt. Auch als kleiner Junge hatte ich mitbekommen, dass da was im Busch war. Mein Vater kam immer häufiger nicht nach Hause, und meine Mutter wurde mit der Zeit immer unglücklicher. Irgendwann war er dann ganz weg, einfach so. Wenn ich heute drüber nachdenke: Ich glaube, er hat seine Sachen zusammengesammelt, während ich in der Schule war.
    Meine älteste Schwester Hanny hat mir später viel erzählt über meine Eltern, schließlich hat sie 22 Jahre mehr mit ihnen verbracht. Von ihr weiß ich, dass mein Vater und meine Mutter sich wirklich geliebt haben. Bis es halt irgendwann nicht mehr ging. Damals, 1963, war ich noch keine 14. Deshalb habe ich diese Trennung wohl nicht so bewusst empfunden, nicht so schmerzhaft. Aber von heute aus betrachtet denke ich, dass sie doch Narben bei mir hinterlassen hat. Da wurde auch nichts erklärt. »Junge, jetzt setz dich mal hin, wir müssen mit dir reden« – das gab es bei uns nicht. Auch in den Jahren danach hat mein Vater mit mir nie über seinen Auszug gesprochen. Ich wusste nur, dass er später noch andere Frauen hatte. Mit einer ist er auch zusammengezogen, in die Huhnsgasse am Barbarossaplatz. Ich denke, bei Agnes Scharrenbroich hat er Halt gefunden, und auch ich mochte sie. Eine typisch kölsche Seele war das, und sie hat meinen Vater geliebt.
    Fortan lebte ich also allein mit meiner Mutter in der Lotharstraße. Dennoch war mein Vater immer präsent. Und als es darum ging, für mich eine Lehrstelle zu suchen, nahm er die Sache in die Hand.
    Zuvor hatte sich mein Vater auch für seine anderen Söhne um Jobs bemüht, aber nicht immer mit Erfolg. Alle meine Brüder haben zunächst beim Fleischhauer in der Fröbelstraße angefangen, bei VW also. Aber dageblieben ist nur Peter, und zwar direkt bis zu seiner Pensionierung. Ihm verdankte ich später auch so manche Aufpeppung meines ersten eigenen Autos. Ein VW Standard war das, Baujahr 62, jupitergrau. Was die Ausstattung betraf, ging es damals sehr spartanisch zu: eine

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