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Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Engel
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sich mir auch ein Teil dieses Lebens.
    Wenn Horst Muys »Ene Besuch em Zoo« singt, kann ich darüber lachen, das hat Charme. Ganz zu schweigen von einem Mann wie Jupp Schmitz, den ich mal zu einem unserer Millowitsch-Konzerte eingeladen habe. Für ihn sind wir alle von der Bühne runter und haben sie ihm allein überlassen. Zu Recht, denn um so einen Musiker musst du keine Angst haben. Der macht keine großen Sperenzchen. Der erzählt seine Geschichten und unterhält sein Publikum mit diesen wunderbaren Liedern. Ein Jupp Schmitz legt sich seine Harmonien über die Tasten und singt los, ganz entspannt. Seine Frau erzählte mir mal, dass der Jupp ihr jeden Tag vor dem Mittagsschläfchen ein paar Lieder auf dem Klavier vorspielte. Wer wissen will, was wir an Jupp Schmitz verloren haben, der möge sich noch einmal »Der alte Bahnhofsvorstand lässt den Letzten fahren«, »En minger Schwemmbotz sin de Motte« oder »Wer am längste lääv, der kritt de Schilderjass« anhören.
    Sobald ich mich jedoch von so einem aufdringlichen Decke-Trumm-Terror zum Mitsingen gezwungen fühle, steige ich aus. Wenn Nummern auf die Zwölf hauen, müssen sie einen gewissen Witz haben. Und sie müssen einen gewissen Raum lassen, anstatt alles zu ersticken mit ihrer guten Laune. Reine Feiersongs mögen auch ihre Berechtigung haben, keine Frage. Aber die sind eben nichts für mich.
    Ein guter Song hingegen, erst recht eine gute Ballade, berührt mich. Als die AG Arsch Huh 2002 das Album »Heimatklänge« plante, sollte sich jeder Mitwirkende ein Lied eines Kollegen aussuchen. Zehn Jahre nach dem legendären Konzert am Chlodwigplatz sollten so noch einmal alle Musiker von damals versammelt werden. Ich entschied mich für »Do kanns zaubere« von BAP, weil das eine wunderschöne Ballade mit einer sehr wahrhaftigen Geschichte ist. Was diesen Song für mich jedoch besonders wertvoll macht, ist Folgendes: Er beweist, dass man auch auf Kölsch Balladen schreiben kann, die nicht kitschig oder dümmlich daherkommen. Diese Sprache hat ihre Barrieren, die pfeift dich manchmal zurück. Vieles mag man auf Kölsch einfacher und treffender ausdrücken können als im Hochdeutschen. Aber wenn es ans Eingemachte geht, an die Liebe zum Beispiel, dann wird der Grat immer schmaler.
    Mit den Fööss haben wir das mal mit dem Lied »Jän han« versucht (Mer han ’nen Deckel, 1978). Den Satz »Ich liebe dich« gibt es im Kölschen bekanntlich nicht. Aber was bedeutet »jän han«? Diese Frage haben Erry und ich uns damals gestellt und alle möglichen Antworten gefunden: »Wors de niemols allein, weiß de nit, wat ich mein.« Ein schönes Lied ist das, wenn ich so darauf zurückblicke. Und Wolfgangs Herangehensweise ist ganz ähnlich, auch er schiebt erst einmal alles Unwichtige beiseite, um sich dann dem Wesentlichen zu nähern: »E wieß Blatt Papier, ne Bleisteff/Jedanke bei dir, setz ich/am Finster un hür, wat sich/affspellt für d’r Dür ...« – diese Verse fließen doch ganz wunderbar!

EINEN SONG BAUT MAN WIE EIN HAUS
    Natürlich waren wir damals alle Beatles-Fans. Heutzutage verstehe ich auch, was den Leuten an den Stones gefiel. Früher jedoch fand ich Mick Jagger und Co. musikalisch nicht so wertig, um es mal so auszudrücken. Lennon/McCartney sind als Komponistenduo unerreicht, obwohl zu Anfang auch bei denen einige eher platte Nummern dabei waren. »Love me do« ist sicherlich nicht der größte Hit der Popgeschichte. Das Tolle an den Beatles war jedoch die unglaubliche Entwicklung der Band. Von »Please Please me« über »Sgt. Pepper’s« bis zu »Abbey Road« – das ist ein Wahnsinnsbogen. Bei den Stones hingegen klang die Musik eher kontinuierlich gleich, aber ich will den alten Streit zwischen der Beatles- und der Stones-Fraktion hier nicht unnötig strapazieren.
    Dann müsste man nämlich auch sofort über Chuck Berry reden, an dem in den 60ern keine Band der Welt vorbeikam. Die Beatles nicht, die Stones nicht, niemand. Mit seiner unglaublichen Bühnenpräsenz war er der große Macker. Und er spielte Gitarrenriffs, die niemand je gehört hatte. Chuck Berry war weder ein überragender Sänger noch ein begnadeter Sologitarrist. Aber mit diesen Riffs hat er die Musik einen großen Schritt vorangebracht. Damit hat er die Brücke vom Rock ’n’ Roll zum Beatrhythmus gebaut und wurde zum eigentlichen Vater der Beatmusik. Man denke nur an Songs wie »Sweet Little Sixteen« oder »Roll Over Beethoven«.
    Die alten Streits sind längst vergessen,

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