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Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Engel
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wieder zurück nach Hause kam. Und mit dem Rest sind wir einkaufen gegangen.
    Spätestens ab »Links eröm, rächs eröm« jedoch konnte ich nicht nur meine Familie ernähren, sondern mir darüber hinaus auch den ein oder anderen Wunsch erfüllen. Es ging aufwärts mit der Band, man musste sich keine Geldsorgen mehr machen. Und das war natürlich wunderbar.

NUMMER 288
    Irgendwann in den 80ern haben wir mit den Bläck Fööss mal bei Citroen auf der Aachener Straße gespielt, gegenüber vom Melatenfriedhof. Während ich sang, fiel mein Blick die ganze Zeit auf eine gelbe Ente, die im Schaufenster stand und rief: »Bitte, bitte, kauf mich!« Knallgelb wie ein Quietscheentchen war die, und auch die Bezüge waren in dieser Farbe gehalten. Sie war richtig schön, und ich habe sie mir vom Fleck weg gekauft.
    Diese spontane Aktion war sicherlich nicht der Anfang meiner Autoleidenschaft. Aber auf jeden Fall steht diese Ente in einer langen Tradition. Wenn ich ein Auto sah, das ich haben wollte, gehörte es quasi auch schon mir. Bis heute verwalte ich einen kleinen Auto- und Motorradpark, angefangen bei meinem wunderschönen MG. Das ist mein Spaßauto, nicht zu protzig, sondern ein kleiner englischer Sportwagen mit Stil. Während ich die Ente später wieder verkaufte, besitze ich den MG seit den 70ern.
    Wenn ich etwas sammele, geht es mir nie um die Wertanlage. Ob meine Autos, meine beiden Harleys oder auch die kleine Sammlung historischer Uhren, die ich besitze: All das habe ich gekauft, um es zu fahren beziehungsweise zu tragen. Und ganz ähnlich halte ich es mit der Kunst. Ich habe noch nie ein Bild gekauft mit dem Hintergedanken, es irgendwann für das Doppelte wieder abzugeben. Ich kaufe nur Sachen, die mir wirklich gefallen und die ich irgendwo aufhängen und betrachten möchte. Ich bin niemand, der Geld hortet. Und ich verstecke auch nicht, dass ich welches habe, das ist mir zu blöd. Lieber geradeheraus zeigen, was man hat. Ich erinnere mich an einen Fööss-Gig in einem Knast in Bonn, zu dem ich mit meinem damaligen Bugatti-Nachbau, einem B 35, gefahren bin. Dass es eine Replika war, muss hier betont werden. Denn zwischen Nachbau und Original lagen in diesem Fall mehr als zwei Millionen D-Mark. Trotzdem war das ein ziemlich beeindruckendes Teil, und ich dachte mir: Genau damit rollst du da ein, damit die Jungs ein bisschen Spaß haben. Also zog ich mir die Lederkappe samt Brille an, und als ich da mit dem Bugatti auf den Hof fuhr, johlte es aus allen Fenstern.
    Kurz vor unserem Auftritt dann, in einem Kirchenraum im ersten Stock des Gefängnisses, rief jemand aus der Menge: »Tommy, fang an!« – »Wieso«, fragte ich, »muss de fott?« Damit war das Eis dann erst recht gebrochen. Und zu einem Andenken kam ich auch noch. Nach dem Konzert nämlich wurden die Trikots getauscht. Einer der Typen, ein Mörder, wie ich später erfuhr, interessierte sich für meinen blauen Levi-Strauss-Pullover. Und dafür bekam ich sein graues, recht zerlumptes Knasthemd – Nummer 288.

DO ES SPANIEN, DO HINGE ES AFRIKA,
UN DOZWESCHE ES MING NAS
    Mit den Fööss kamen wir bald auch viel herum. Nicht nur zwischen Worringen und der Südstadt, sondern auch jenseits der Stadtgrenzen. Die Erfolgswelle, auf der wir ab Mitte der 70er schwammen, führte zuweilen tatsächlich übers Wasser. Noch als Stowaways spielten wir während einer Kreuzfahrt nach Genua – unser englisches Programm, ergänzt durch kleine kölsche Einlagen. Ich besitze bis heute einen Super-8-Film von der Durchquerung der Meerenge von Gibraltar. Tonloses Material ist das, aber ich weiß noch, was der gefilmte Rolf Lammers, damals unser Tastenmann und außerdem Träger eines markanten Riechkolbens, in die Kamera sagte: »Do es Spanien, do hinge es Afrika, un dozwesche es ming Nas.«
    Rolf Lammers überraschte mich auf dieser Tour noch in anderer Hinsicht. Als ich ihn nämlich dabei belauschte, wie er sich mit Ivanje, unserem Kellner, unterhielt. Der kleine Ivan war Russe, und Rolf sprach Russisch! Unglaublich, aber der hatte das auf der Schule tatsächlich als zweite Fremdsprache gewählt. Und mir das nie erzählt. Aber das zeugt wohl davon, dass er nie »ne Strunzbüggel wor«. Klar, dass wir ihn in den Folgetagen als Dolmetscher heranzogen, wenn die Mädels der durchweg russischen Crew mal nicht putzen, auftragen oder sonst wie malochen mussten.
    Aber das klingt nun unterhaltsamer, als es in Wirklichkeit war. Ursprünglich hatte es geheißen, auf der Maxim Gorkiy sei ein

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