Du bes Kölle: Autobiografie
Erfolg im Millowitsch führte nebenbei dazu, dass wir nun auch ganz andere Säle füllen konnten. Und vor allem auch über die Kölner Stadtgrenzen hinaus. Konzerte der Fööss, völlig jenseits des Karnevals, konnte man plötzlich auch in Städten wie Berlin, Duisburg oder Freiburg besuchen.
NERVÖS
Die Konzertreihen im Millowitsch verschafften uns außerdem einen immensen Zuwachs an musikalischer Qualität. Denn damit war verbunden, jedes Jahr nach der Session in Klausur zu gehen, um am Programm fürs Theater zu feilen. In der Hasborner Mühle und im Ferienpark Daun, wo wir meistens hinfuhren, haben wir uns Geschichten überlegt und Ansagen abgesprochen. Thematisch hangelten wir uns immer an einem roten Faden entlang, der in Zusammenhang mit unserem jeweils neuesten Album stand.
Zum 20. Geburtstag der Band wurden wir zum Beispiel komplett vom Hänneschen ausgerüstet. Die sechs Fööss gab es schon lange als Stockpuppen. Und die Figuren von Wolfgang Niedecken und Jürgen Zeltinger waren damals auch mit auf der Bühne, genauso wie die von Willy Millowitsch. Denn diese drei singen schließlich die Ouvertüre des Jubläumsalbums. Im Millowitsch begann der Abend damit, dass wir alle »hinger d’r Britz« zu singen anfingen, zusammen mit den Technikern. Danach führte ich als Speimanes durch den Abend. Großen Spaß hat das gemacht, ich fühlte mich wie in der Augsburger Puppenkiste. Auch die anderen Fööss waren voll bei der Sache, solche Ideen haben wir immer mit viel Liebe zum Detail einstudiert.
Wenn ein Song »Müllabfuhr« hieß, dann sprang ich zu Anfang aus einer Mülltonne heraus. Und als Willy Schnitzler zur Eröffnung des 1985er-Programms die Postverordnung vorlas – »Versackung des Sacks«, Beamtendeutsch vom Feinsten –, steckte ich in einem Postsack und zusätzlich in einer Zwangsjacke. Ich bin regelrecht hereingetragen worden, die Techniker haben mich auf der Bühne abgelegt. Irgendwann fange ich zur Überraschung des Publikums an, mich in dem Sack zu bewegen. Und als ich mich endlich freigekämpft habe, beginnt der erste Song des Abends: »Nervös«, im Übrigen eine ziemlich schräge und von daher auch ziemlich gewagte Nummer. Da hat sogar Hartmut einen gewissen Stimmenanteil, auch wenn es sich eher um Sprechgesang handelt. Aber bei unseren Millowitsch -Auftritten bekam immer jeder von uns einen kleinen Wortbeitrag zugeschustert.
WILLY UND DIE STEVIE-WONDER-MÜTZE
Willy Schnitzler war 1980 zu uns gestoßen und sollte die Fööss bis zu seinem Ausscheiden 2005 an den Tasten verstärken. Willy war ein alter Bekannter von Klaus »Major« Heuser. Mir hat er damals erzählt, er hätte statt bei uns auch bei BAP anfangen können. Fand ich lustig, warum auch immer er sich für uns entschieden hat. Ich will mich nicht in den Himmel loben, aber in einer Hinsicht habe ich Willy eine entscheidende Lebenshilfe geleistet: Der trug nämlich, als er bei uns anfing, eine Matratze auf dem Kopf. Weil ihm irgendwer eingeredet hatte, das sehe besser aus, schützte er seine Glatze durch eine Perücke. Ich hingegen habe ihm versucht zu erklären, dass das nicht geht mit so einem Ding. Dass man schlicht und einfach keine Perücken tragen sollte. Und dann habe ich ihm eine Idee unterbreitet: »Pass op, Willy«, sagte ich, »ich habe zu Hause eine wunderschöne Mütze. Aus Jeansstoff, und vorne steht in roter Schrift ›Stevie Wonder‹ drauf. Ein Originalteil aus dem EMI-Marketing, von dem es nur ganz wenige Exemplare gibt. Also, Willy, ich schenke dir diese exklusive Stevie-Wonder-Mütze. Aber nur, wenn du die Matratz ustricks!«
Sie stand ihm ausgezeichnet, diese Mütze. Aber die Glatzentherapie ging noch einen Schritt weiter. Bald darauf gastierten wir nämlich wieder einmal im Millowitsch-Theater. Und um die Moderationen ein bisschen zu verteilen, sollte auch der Willy etwas erzählen. Ich bot ihm deshalb einen Witz an, den ich vor langer Zeit von meinem Vater gehört hatte:
Die Geschichte von der Frau Müller und der Frau Schmitz
Unge steit de Frau Schmitz un kehrt d’r Hoff met enem ale Bessem. Un ovve lurt de Frau Müller ussem Finster. Do röf de Frau Müller runder:
»Frau Schmi-itz!«
»Ija, wat es, Frau Müller?«
»Frau Schmitz, ihr hat jo ja kein Hoor dran!«
Do röf de Frau Schmitz no bovve: »Ach, wessen Se wat, Frau Müller:
Sat ürem Mann, hä wör ene Schwaadlappe.«
Der Willy hatte Humor, der konnte diesen Witz gut erzählen. Die Leute haben sich schlappgelacht, und von dort aus gab es einen
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