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Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Engel
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Mir war immer klar: »Das ist das Letzte, was dir passieren darf.« Und auch nach den Gigs schoss ich mich normalerweise nicht ab, sondern hörte auf meine innere Stimme. Die sagte mir: »Engel, lass es sein, du musst morgen wieder singen. Das kriegst du alles nicht hin, wenn du zu viel säufst.«
    Abschreckend wirkten auf mich auch manche Ausflüge mit den Fööss. Im portugiesischen Beja spielten wir mal für die dort stationierten Alpha-Jet-Flieger der Bundeswehr und ihre Familien. Es gab da wohl einen Leutnant, der auf uns stand. Aber letztlich taten mir die Menschen dort leid, ich glaube, die hatten kein glückliches Leben. Abends ging man nebenan in einer Ortschaft mit dem Namen Cuba aus, da wurden wir per Militärbus hingekarrt. Der Wein wurde fässerweise gesoffen. Ganz ähnlich lief es auch bei den Soldaten auf Kreta, in Chania. So viel Retsina habe ich noch nie auf einem Tisch gesehen, die Jungs dort waren einsam und hatten Heimweh. Wenn die morgens ihre Flugübungen absolvieren sollten, kamen sie erst mal unter die Sauerstoffmaske, um wieder einigermaßen fit zu werden. Und da ging es immerhin um Tiefflugübungen, nicht um ein paar Ründchen übers Meer.

DIE NATURTRÜBEN
    Mein Schornsteinfegergeselle Helmut Moritz hatte an der Flasche gehangen. Und mit meinem Bruder Albert hatten wir auch einen Alkoholiker in der Familie. Dass er, wie alle meine Brüder, nicht gerne ›Nein‹ sagte, wussten wir. Aber August hat dann eines Tages mal an der Thermoskanne genippt, die Albert morgens mit zur Arbeit nahm. Und da war kein Kaffee drin, sondern Cognac.
    Über viele Jahre verfolgte ich auch den Niedergang eines alten Bandkollegen. Joko Jaenisch war 1970 als Ersatz für Fred Hook von den stark beatlesorientierten Badlams zu uns gewechselt. Hier sattelte er dann auch von Bass auf Tasteninstrumente um. Joko war ein großartiger Musiker, und er hat einige sehr schöne Songs komponiert, allen voran »En Kölle es et am räne« (Uns Johreszigge, 1979). Eigentlich passte er gut bei uns rein – ein junger, ruhiger Typ aus Ehrenfeld, der singen konnte und zudem blendend aussah. Aber er hatte große Probleme mit seinem Leben, und vor allem stand ihm die Sauferei im Weg.
    Joko blieb zunächst bis 1974 bei den Fööss, und nach dem Rausschmiss von Rolf Lammers 1977 spielte er nochmals drei Jahre bei uns. Sein Zustand hatte sich in der Zwischenzeit allerdings nicht verbessert. Dass er zu viel trank, merkte man ihm inzwischen auch äußerlich an, er begann, sich zu vernachlässigen. Ich wollte damals nicht zulassen, dass sich jemand vor aller Augen vernichtet. Um ihn zu studieren, bin ich mal ein paar Tage mitgezogen auf seine Sauftouren. Damals wohnte er allein in der Telegraphenstraße, und direkt um die Ecke lag seine Stammkneipe. Es war grausam, mitanzusehen, was Joko sich da reinzog. Und er war gleichzeitig nicht aufzuhalten.
    In Berlin sollten wir einmal morgens um zehn für »Ihre Heimat – Unsere Heimat« auf dem Freigelände der Funkausstellung bereitstehen. Aber es war Erry und mir fast unmöglich, Joko zu wecken. Der murmelte vor sich hin und war sofort wieder weg. Irgendwie haben wir ihn dann doch in den wartenden Wagen verfrachtet und schließlich auch den Auftritt anständig hinter uns gebracht. Zumal es ohnehin nur um eine Vollplaybackversion vom »Sirtaki« ging. Joko bekam seinen Bass um den Hals und mimte seinen Part, während Hartmut in diesem Fall mit Bömmel die Bouzoukis spielte. Als wir Joko danach vermissten, fanden wir ihn auf dem Ausstellungsgelände wieder: Mitten im Messebetrieb lag er auf einer Bank und pennte.
    Es ist sehr schwierig, mit einem Alkoholiker zu arbeiten. Joko wurde immer unzuverlässiger. Es gab Tage, die jenen in Berlin noch übertrafen. Das waren die, an denen Joko gar nicht erschien, weil er sich in seinem Zimmer eingeschlossen hatte. Dann musste etwa der King Size ein Instrument übernehmen. Später, als Joko schon nicht mehr in der Band war, habe ich meinen jüngsten Sohn Kai bei ihm in den Unterricht geschickt – nicht zuletzt, um Joko etwas Gutes zu tun, um ihm einen Job und ein paar Mark zu verschaffen. Aber dann fuhr Kai, er war vielleicht elf, mit dem Bus von Steinenbrück bis Bensberg und dann mit der 1 bis zu Jokos Wohnung in der Kölner Lortzingstraße, nur um dort vor verschlossener Tür zu stehen. Und zu Hause in seiner Wohnung hat man ihn dann auch gefunden. Joko starb am 24. Juni 1998.
    Die Erkenntnis aus solchen Geschichten war für mich, dass mir so etwas nie

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