Du bes Kölle: Autobiografie
Es handelte sich dabei keineswegs um eine Spaßübersetzung, das war alles völlig ernst gemeint. Trotzdem bin ich fast vom Stuhl gefallen, als ich das mitbekam: »Mannen tappen moppen« – das ist vom Klang her einfach der Hammer.
In Sülz kannte ich Eef, den »Blumen-Holländer«. Und den habe ich gefragt, was das eigentlich bedeutet: »Mannen tappen moppen«. »Ganz einfach«, sagte Eef, »das heißt ›Männer erzählen Witze‹.« Also bin ich mit jener Single zu den Fööss und habe gesagt: »Das müssen wir unbedingt covern, so etwas Beknacktes habt ihr noch nie gehört.« Es waren dann Erry und ich, die sich den holländischen Grönemeyer-Text vorknöpften. Und dabei ersetzten wir den seriösen durch einen parodistischen, durch ein Dada-Holländisch, das es so nicht gibt:
mannen tappen moppen,
mannen mogen de beukelaer
mannen malen molen,
mannen krijgen een halskatarrh
o mannen vallen breit in de grachten
daarom moeten vrouwen immer op de mannen wachten
mannen doen zo vlot zijn verkrampt
hard van houten en binnen krokant
worden vroeger als kind vermand
hoe word een man een man?
hoe word een man een man?
hoe word een man een man?
Wir merkten damals schon beim Schreiben, dass das ein Treffer wird. Die Leute kippten im Millowitsch von den Stühlen, so haben die gelacht. Eines Tages jedoch wendete sich das Blatt: Ich stehe vorn am Mikro und denke: »Wat es dat dann? Irgendwer singt da hinten aber komisch. So trompetend und abgehackt.« Und wer steht da neben dem Peter, als ich mich zur Seite drehe: Herbert Grönemeyer höchstpersönlich. Die anderen Fööss waren alle informiert, nur mir hatte niemand etwas verraten.
Eine etwas fade Note bekam dieser Auftritt dann allerdings im Nachhinein. Natürlich hatten wir vor, die pseudoholländische Version in unser »A Cappella«-Album aufzunehmen. Das wollte der Herbert dann jedoch lieber nicht. Aber gut: Live gesungen haben wir sie weiterhin.
BATIDA DE COCO, FERNET BRANCA, PERSICO
Natürlich ist Grönemeyers »Männer« letztendlich kein Scherzlied. »Männer kaufen Frauen«, »Männer führen Kriege« heißt es da. Auch dass sie schon »als Baby blau« sind beziehungsweise in unserer Version »breit in die Grachten« fallen, kann man durchaus problematisch sehen. Gerade im Musikbusiness habe ich genug Leute kennengelernt, die zu viel saufen.
Ich gehe inzwischen äußerst selten in Kneipen, am ehesten noch im Urlaub. »Häste kei Heim?«, sagt man in Köln gern. Und so wirkt das auch auf mich. Die Kneipe ist ein Zufluchtsort, den ich nicht mehr brauche. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass es mal eine Zeit gab, in der ich zu viel getrunken habe. Meine Definition dafür: Man trinkt zu viel, wenn man morgens ohne dicken Kopf aufwacht. Dann wird es meines Erachtens gefährlich. Ich sage mir immer: Der liebe Gott hat jedem Menschen eine Badewanne voll Bier und Schnaps hingestellt. Und ich habe meine Badewanne ausgetrunken, mir reicht es.
Bier war sowieso nie mein Fall, davon fühle ich mich zu abgefüllt. Früher stand ich eher auf Whiskey-Cola. Daneben gab es in den 70ern alle möglichen furchtbaren Sachen, die ich mir zum Beispiel mit dem King Size reingezogen habe. Nach den Gigs im Gürzenich etwa traf man sich in nahe gelegenen Absturzläden wie der Martinsstube oder dem Bimbo . Und das Eselchen am Alter Markt war sowieso die In-Kneipe für alle Karnevalisten. Ich sage nur: Heißer Bärenfang mit Sahne, o weia! Batida de Coco, Fernet Branca oder auch, ganz schlimm: Persico. Den nannten wir Pünktchen. Mit dem King Size konnte man fürchterlich Gas geben, und der fuhr auch in jedem Zustand noch sicher Auto. Also, was man so als sicher empfand ... In diesen Tagen bin ich allerdings immer aufrecht aus der Kneipe marschiert, das habe ich von mir verlangt.
Ich erinnere mich, im Millowitsch einmal völlig bekifft auf die Bühne gegangen zu sein. Und das als derjenige, der die Ansagen machte. Also stand ich da, fing an zu sprechen – und konnte nicht mehr aufhören. Irgendwann merkte ich, dass mich die anderen fünf ziemlich sprachlos ansahen. »Oh Scheiße«, dachte ich da nur, »du musst das hier irgendwie wieder auf die Reihe kriegen.«
Andererseits verfüge ich wohl über eine natürliche Sperre gegen übermäßige Sauferei. Ich habe zum Beispiel nie Alkohol gegen mein Lampenfieber benutzt. Damit fängt es bei vielen Rockstars oder Bühnenmenschen im Allgemeinen an. Dass sie sich einen antrinken müssen, um ohne Angst vor den Vorhang treten zu können.
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