Du bes Kölle: Autobiografie
»Frankreich Frankreich« über alle Radiostationen lief und der Hens ganz begeistert war von dem Song. Und was er aus unserem Album machte, wurde ebenfalls ein Erfolg. »Och wat wor dat fröher schön doch en Colonia – De Bläck Fööss singen und spielen Lieder von Willi Ostermann« läuft nach all den Jahren noch immer zum Fastelovend im WDR.
1.200 QUADRATMETER MIT DOPPELGARAGE
Im Nachhinein betrachtet war unser Umzug 1974 nach Sülz wohl ein Fehler gewesen. Irmgard war ein Landkind, und böse Metzgerssöhne hin oder her: Zu einem echten Problem entwickelte sich für unsere Kinder die Kölner Luft. Ilja und Kai bekamen Atembeschwerden, so asthmatische Geschichten. Als uns das klar wurde, haben wir nicht lange gezögert, zumal meine Frau sowieso zurück ins Bergische wollte. Und ich dachte mir: warum nicht? Für mich war das kein Problem, über die Autobahn war ich im Nullkommanichts in Köln. Und als Musiker musste ich ja nicht zur Rushhour-Zeit da rüber und stundenlang im Stau stehen.
Es lief dann so, dass sich Irmgard im Jahr 1980 ein Haus in Steinenbrück bei Overath ansah und direkt völlig begeistert war. Ein Bungalow, hoch im Hang gelegen. Und als ich beim zweiten Mal mitkam, war die Sache binnen Minuten geritzt: »Dat kaufe m’r«, habe ich gesagt, in solchen Dingen bin ich immer sehr schnell bei der Sache. Zumal es dort fast alles gab, was man sich nur wünscht: ein Schwimmbad, eine Sauna und drum herum ein schönes Grundstück von 1.200 Quadratmetern. Was fehlte, besorgte die Familie: Mein Bruder Josef war Paveier, wie man in Köln sagt, also Pflasterer. Für mich war er ein echter Künstler, der seine Arbeit mit Herz und Seele ausübte. Für unser neues Haus verlegte er die komplette Einfahrt, inklusive der aufwendigen Mosaike dort. Es war eine Freude, dem Mann zuzusehen, der hat keinen Stein zweimal in die Hand nehmen müssen. Wie ähnlich ich ihm sehe, erfuhr ich vor ein paar Jahren. Da packte es mich eines Nachts, und ich rasierte mir den Schnäuzer ab. Seit mir in meiner Jugend der erste Bart wuchs, kannte mich niemand ohne Haare im Gesicht. Auch ich selbst nicht, wie mir in jener Nacht klar werden sollte. Denn nachdem ich mir den Schaum vom Gesicht geschafft hatte, erschrak ich wie vor einem Geist: Der mich da aus dem Spiegel anblickte, war niemand anderes als mein Bruder Josef.
Irgendwann war nicht nur Josefs Einfahrt fertig, sondern auch das ganze Haus einzugsbereit. Die Pänz freuten sich, weil nun jeder sein eigenes Zimmer bekam, während mir vor allem die Doppelgarage gefiel. Da können zwei Autos rein und noch zwei davor, dachte ich mit Blick auf meinen Fuhrpark. Denn zu der Zeit besaß ich schon eine ganze Armada an Karren, unter anderem ein altes Goggomobil.
In Steinenbrück umgab uns eine wunderschöne Landschaft, und die frische Luft tat den Jungs gut. René, Ilja und Kai gingen in Overath zur Schule, der Bus hielt ganz in der Nähe, für die Kinder war alles perfekt. Ilja hat später sogar eingeheiratet in diese Gegend. Seine Frau Astrid stammt aus Heiligenhaus, also aus dem Nachbarort.
... DASS NIEMAND AUF DER STRECKE BLEIBT
Schon bald nach unserem Umzug nach Steinenbrück hatte es zwischen Irmgard und mir immer wieder Schwierigkeiten gegeben. 1985 ist Irmgard sogar einmal für eine Weile mit René nach Bensberg gezogen, während ich mit Ilja und Kai im Haus blieb. Natürlich war ich als Musiker viel unterwegs, aber damit hatten unsere Probleme nichts zu tun. Ist doch egal, was für einen Job man hat. Wenn man viel unter Leuten ist, mag es verführerische Angebote geben. Aber wenn man eine Ehe halten will, dann benimmt man sich auch dementsprechend. So ist das. Und wenn dir das dann egaler wird, wenn du nicht mehr so viel Wert darauf legst, geht die Sache den Bach hinunter. Mitte der 80er war einfach ein Ende erreicht, und dieses Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit.
Warum trennt man sich überhaupt, warum macht man das? Weil man sich irgendwann nichts mehr zu sagen hat und das alte Vertrauen verloren gegangen ist. Ich bin nur froh, dass es auch nach der Trennung noch irgendwie weitergegangen ist. Das ist wichtig für die Familie, für die Kinder. Wir konnten immerhin noch miteinander reden, vielleicht wurde es sogar alles wieder ein bisschen besser danach. Man sieht sich nicht mehr jeden Tag, und plötzlich kommuniziert man wieder ganz anders. Weil man durch den Abstand wieder lernt, Respekt voreinander zu haben. Ich denke, im Großen und Ganzen hat die Familie nicht allzu
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