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Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Engel
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Kölner Fotografen Herman »The German«. Hermann Schulte hatte schon das erste L.S.E.-Album gestaltet, war aber in der Zwischenzeit leider verstorben. Als enger Freund von ihm hat Arno dann einen Song für ihn geschrieben, der auch mit aufs Album kam: »E Stöck nöher dran« ist Hermanns Lied.
    Auf dieser zweiten CD finden sich keine der ersten vergleichbaren Knaller mehr. Trotzdem gibt es dort Nummern, die ich bis heute großartig finde, zum Beispiel »Jede Morje ess ich ene Hungk«. Das Lied spielt im Volksgarten. Da zerrt bekanntlich die komplette Südstadt ihre Hunde hin, um die dort kacken zu lassen. Die Konsequenz daraus, so fanden wir jedenfalls, müsste ein Grünflächenangestellter sein, der da mal für Ordnung sorgt. Und deshalb wird von der Stadt Köln »Gerd, das Krokodil vom Nil« engagiert – als Sonderagent für das städtische »Kleintierbeseitigungsprogramm«.
    Eines meiner liebsten Lieder auf »Ruhm kennt keine Gnade« ist »Hanna«. Das Five-String-Banjo darauf spielt »Dünnbrettbohrer«Stoppok, während die Idee von mir stammt: »Un et Hanna hät et Henna en d’r Hoor«. »Hanna« war auch einer jener Songs vom zweiten Album, die live gut ankamen. Die verrückteste Nummer wiederum ist sicherlich das »Hähnche«. Das ist die Geschichte vom Schlagzeuger, der sich vor dem Auftritt ein halbes Hähnchen reinzieht und sich dann auf der Bühne hundeelend fühlt. Als wir EMI-Chef Helmut Fest diesen Song zum ersten Mal vorspielten, meinte er nur: »Mein Jott, wat hadder dann do jenomme? Dovun will ich ävver och jet han.« Musikalisch ist das Jazz-Punk, wenn man so will, dafür haben wir eine komplette Bläsersektion ins Studio geholt. Mit so einer irren Nummer landest du ganz bestimmt keinen Publikumserfolg, die haben wir vor allem für Helmut Fest aufgenommen. Und für uns: »Schenkelche, oder sin dat schon de Engelche? Tatütata.« Wieder Arno in einer Glanzrolle.

1.500 DURCH 3
    Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass »Ruhm kennt keine Gnade« weniger euphorisch aufgenommen wurde als sein Vorgänger. Um für eine größere Verbreitung zu sorgen, hätten wir im Karneval auftreten müssen, denn das gehört in Köln als Marketingmaßnahme bekanntlich an die oberste Stelle. Aber für L.S.E. kam das nicht infrage. So konnten wir die neuen Songs zwar unter unsere Konzerte streuen, aber die Leute warteten auf »Sein lassen« und den »Saunaboy«.
    Wiederum zwei Jahre darauf erschien 1996 dann auch schon »Aua«, unser letztes Album. Auf dem Cover sieht man unsere Gesichter als Pilze. Das bezieht sich zunächst mal auf meinen Song »Champignon«:
    Ich ben ene kleine Champignon
un wör su jäne Kölsch
ich ston he em feuchte Moos
janz unge em Jemölsch
Ich wör vill leever jroß un schlank
stünd op enem weiche Filz
un hätt ene wiesse Krare öm
doch bin ich nur ein Pilz
    Unsere Gesichter wurden für das Cover am Computer bearbeitet, aber die Vorlage stammt von mir. Ich hatte eine alte Holzkiste, die Pilze habe ich mir besorgt und das Ganze dann mit einfachen Mitteln zusammengebaut. Weil Arno den »Flejefänger« singt, bekam er die Fliege auf den Kopf: »Ich häng am Flejefänger, ich weede he bestuss, ich han d’r Flejefängerblues.« Gebastelt habe ich schließlich schon immer gern, und diese drei Pilze, so fand ich, spiegelten uns gut wider.
    Damals waren wir mit L.S.E. schon über unseren Zenit hinaus. Das merkten wir auch im E-Werk anlässlich der Vorstellung dieser CD. Aus einer Schnapsidee heraus, vielleicht auch mit einem gewissen Trotz im Bauch, haben wir nichts als die neuen Lieder gespielt – das ganze Album von vorn bis hinten. Die Reaktion des Publikums: lange Gesichter. Die wollten unsere alten Sachen hören. Ein zäher Gig, zugegeben.
    Vermutlich war es so, das auch wir drei nicht mehr vollends überzeugt waren von unserem »Projekt«. Allmählich war einfach die Luft raus. Nach 36 Nummern in vier Jahren stellte sich die Frage: Was willst du jetzt noch schreiben? Welchen Song willst du jetzt noch aufnehmen? Für Arno und Rolf kam hinzu, dass die beiden ja noch ein Studio betrieben, das am Laufen gehalten werden musste.
    Mit anderen Worten: L.S.E. hatte seine Zeit gehabt, eine schöne und lustige Zeit. Aber die war nun vorbei, es musste für uns alle in anderer Richtung weitergehen. Ich hätte mit dieser Band noch ein paar Jährchen weitermachen können, aber für Veränderungen bin ich auch immer zu haben. Am 5. März 2012 las ich in der Zeitung: »20 Jahre L.S.E.«. Da dachte ich: »Ja

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