Du bes Kölle: Autobiografie
auf Peter Schütten dann auch verhindern. Als ich Peter bei unserem nächsten Gig darauf ansprach, druckste er nur herum. Der hat kein Wort gesagt und bis zum Ende nicht zugegeben, dass er da hinterhältigen Mist gebaut hat. Ich habe bis heute keine Ahnung, ob damals sonst noch jemand von der Nummer unterrichtet war.
Das tatsächliche Ende nach 24 Jahren verlief dann jedoch ausgesprochen unspektakulär. Irgendwann im Verlauf des Jahres 1994 hatten wir einen Termin vereinbart, zu dem ich definitiv aussteigen sollte. Auch an jenem letzten Tag, bei einem Gig in Wuppertal, habe ich noch einmal ordentliche Arbeit abgeliefert, das war ich mir schließlich schuldig. Danach haben sich Erry und Willy von mir verabschiedet, während die anderen drei mir nicht einmal die Hand gaben. Zum Glück war Marlene an diesem Abend mit dabei, wir sind dann zusammen zurück nach Köln gefahren. Und das war es.
KEIN WORT
Kein Mensch wird ein Interview von mir finden, in dem ich mich über mein Ende bei den Fööss auslasse. Wenn irgendein Journalist meine Telefonnummer kannte und anrief, habe ich sofort aufgelegt. Zu mir kam niemand mehr durch.
Die Trennung von den Bläck Fööss war eine Befreiung für mich. Schön, sagte ich mir, diese Gesichter brauchst du dir jetzt endlich nicht mehr anzusehen. Natürlich steckt da auch eine gewisse Verbitterung hinter. Mein »Spaß« auf der Bühne hatte sich zum Ende hin in Sarkasmus verwandelt, aber das hat Hintergründe, die nicht hierhin gehören. Ich glaube, dass mir die Fööss nach der Trennung bewusst aus dem Weg gegangen sind. Erry Stoklosa kommt schon mal zur Weihnachtsengel-Show, dann singen wir ein Liedchen zusammen. Und auch auf meinem Boot hat er mich schon besucht. Aber was die anderen betrifft: Natürlich sagt man Guten Tag, wenn man sich dann doch mal irgendwo trifft. Ich komme schließlich aus einer Familie, in der man Höflichkeit gelernt hat. Aber Höflichkeit ist etwas anderes als alte Freundschaft. Mit meinem Sohn Kai war ich im Oktober 2011 auf der Beerdigung von Jean Jülich. Als ich dort vor der Trauerhalle Hartmut Priess entdeckte, bin ich auf ihn zugegangen, und wir haben uns die Hand gegeben. Ich weiß noch nicht mal, ob ihm wenigstens das recht war. Jedenfalls haben wir kein Wort gewechselt.
Auch L, S und E haben sich untereinander gestritten – in welcher Band gibt es das nicht! Aber wir hatten eine produktive Streitkultur. Das habe ich den beiden anderen von Anfang an gesagt: Ich will hier nicht wie bei den Fööss einen riesigen Haufen Scheiße auftürmen, den man irgendwann nicht mehr überblicken kann. Stattdessen haben wir Klartext geredet, wenn sich jemand unwohl fühlte. Bevor ein Problem zu groß wurde, radierte man es mit einem vernünftigen Gespräch aus der Welt. Und danach konnte man sich wieder in die Augen sehen und lieb haben. Das war sehr wichtig für mich.
Für das Arsch-huh-Revival im November 2012 habe ich zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder mit den Bläck Fööss zusammen gesungen. »Unsere Stammbaum« zur neuen, dritten »Arsch huh«-Hymne zu machen, hielt ich für eine sehr gute Idee. Und als ich gefragt wurde, ob ich dort mitsingen würde, habe ich sofort zugesagt. Das ist ein gutes Lied, und es passt bestens zum Anlass. Ob nun plötzlich wieder alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, wage ich zu bezweifeln. Aber wir sind uns ein Stück nähergekommen. Und wichtig ist doch vor allem, dass wir für das gemeinsame Projekt mal alles beiseitegeschoben haben, was zwischen uns lag. An meine Zeit mit den Fööss erinnert mich noch immer tagtäglich mein rechter Daumen. An dessen Innenseite hat sich vom jahrzehntelangen Tambourinspielen eine Hornhaut gebildet. Und ob ich nun daran piddele oder nicht: Die geht nie weg.
JEDE MORJE ESS ICH ENE HUNGK
Dass auf das erste L.S.E.-Album ein zweites folgen würde, war mir wie manches andere nicht von Beginn an klar gewesen. »Was zusammen machen« – das hatte sich eigentlich mit der ersten Scheibe erledigt. Aber nach unserem Anfangserfolg wurde der Nachzieher zu einem Muss. Immerhin haben wir uns damit zwei Jahre Zeit gelassen. »Ruhm kennt keine Gnade« erschien 1994, just im Trennungsjahr der Bläck Fööss. Auf dem Cover sieht man unsere Köpfe, wie bei »Für et Hätz un jäjen d’r Kopp«. Arno und Rolf, das suggeriert das Foto, wollen wie Tommy Engel aussehen. Im Spaß natürlich, aber deshalb der Titel und die seltsamen Schnäuzer. Die Ähnlichkeit im Design wiederum ist eine Verbeugung vor dem
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